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Berührende Nachkriegsgeschichte
Der Roman "Als Großmutter im Regen tanzte" der norwegischen Autorin Trude Teige, der bereits 2015 erschienen ist und lange auf den norwegischen Bestsellerlisten stand, liegt nun auch in deutscher Übersetzung vor.
Die Ich-Erzählerin Juni ist schwanger und verlässt ihren gewalttätigen Ehemann Jahn. Sie flieht auf die kleine norwegische Insel, auf der sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hat. Ihre Mutter Lilla hat das Haus der Großeltern bis zu ihrem Tod bewohnt und ihrer Tochter vererbt. Nun muss Juni sich entscheiden, ob sie Jahns Kind zur Welt bringen möchte. Neben einem Brief, den ihre Großmutter Tekla aus Deutschland geschickt hat, entdeckt sie eine Aufnahme, die sie nie zuvor gesehen hat. Sie zeigt Tekla neben einem deutschen Soldaten. Juni findet heraus, dass ihre Mutter Lilla bereits 9 Monate vor der Hochzeit der Großeltern geboren wurde. Ihre Neugier ist geweckt, und sie begibt sich auf Spurensuche. Dabei ist ihr Georg behilflich, ihr neuer Nachbar und Freund. Gemeinsam reisen sie nach Berlin und Demmin.
Die Geschichte wird in 67 Kapiteln auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir begleiten im Hier und Jetzt Juni bei ihren Recherchen. Auf der zweiten Zeitebene steht Junis Großmutter Tekla im Fokus, die sich in den vierziger Jahren in den deutschen Soldaten Otto verliebt. Ihre Beziehung stößt auf Ablehnung und Verachtung. Tekla und Otto reisen nach Deutschland aus, wo Ottos Familie in Demmin ihren Wohnsitz hat. Doch dort haben russische Soldaten den Hof besetzt, und nichts ist mehr wie früher ...
Nach und nach erfahren wir, was Tekla nach dem Zweiten Weltkrieg widerfahren ist. Als Norwegerin, die in einen Deutschen verliebt war, wurde sie als "Deutschenmädchen" verachtet und verlor nach ihrer Heirat die norwegische Staatsbürgerschaft. Die Schilderung der Massensuizide in Demmin hat mich sehr erschüttert, davon hatte ich bisher nie gelesen. Junis Suche nach der Wahrheit ist sehr spannend erzählt, sukzessive werden Teklas traumatische Erlebnisse und ihre Geheimnisse aufgedeckt.
Das gut recherchierte und flüssig zu lesende Buch ist in einfacher und klarer Sprache geschrieben. Teklas Geschichte wird sehr authentisch und berührend geschildert, sie ist mir sehr nahe gegangen. Den Erzählstrang um Juni fand ich dagegen recht unglaubwürdig und vorhersehbar. Außerdem hätte ich gern mehr über den gemeinsamen Lebensweg der Großeltern und Lillas Leben erfahren.
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Interessante Geschichte, leider nicht so stark wie sie sein könnte
Frauen, die sich mit Besatzungssoldaten eingelassen haben, hatten in allen Ländern ein schwieriges Schicksal, so auch die Norwegerin Tekla, die sich im Zweiten Weltkrieg in den deutschen Soldaten Otto verliebt, ihn heiratet und ihm nach Deutschland folgt. Dass dieser Roman in Norwegen jahrelang auf den Bestsellerlisten stand, überrascht mich nicht, die gesellschaftliche Aufarbeitung des Umgangs mit diesen Frauen und auch ihren Kindern ist ja ein andauerndes Thema. Die Beschäftigung damit in Deutschland ist bei diesem Teil der deutsch-norwegischen Geschichte nur folgerichtig. Während die Schicksale der Deutschenmädchen in Norwegen für mich tatsächlich kein unbekanntes Kapitel der Geschichte waren, wusste ich von den Ereignissen in Demmin 1945 wirklich noch nichts.
Die verknüpften Handlungsstränge von Großmutter und Enkelin, Vergangenheit und Gegenwart zeigen, wie Familiengeheimnisse und nicht überwältigte, verschwiegene Traumata von Generation zu Generation nachwirken und das Leben und die Beziehungen von Menschen beeinflussen.
Ich kann noch nicht genau sagen warum, aber mich hat die Geschichte nicht so bewegt, wie ich das bei der Thematik erwartet hätte. Es war gut wegzulesen und historisch interessant, aber mir hat einiges an Tiefe gefehlt. Junis Geschichte wirkt im Vergleich zu Teklas Leben eher flach und recht klischeemäßig abgehandelt, ich denke mir hätte ein tieferer Einblick in Teklas Erfahrung und Wahrnehmung, eine längere Begleitung auf ihrem Lebensweg mehr gegeben. -
Zeitgeschichte
Zum Buch:
Juni kehrt in das Haus ihrer Großeltern zurück. Nachdem auch ihre Mutter verstorben ist, ist niemand mehr da und sie beginnt die alten Sachen auszuräumen. Dabei findet sie ein Foto ihrer Großmutter mit einem ihr unbekannten deutschen Soldaten und Briefe die sie neugierig machen. Gemeinsam mit ihrem Nachbarn Georg, der Geschichte unterrichtet, macht sie sich auf Spurensuche.
Meine Meinung:
Auf Empfehlung meiner Buchhändlerin war ich sehr neugierig auf das Buch. Und ich muss sagen, es hat mich sehr berührt aber auch sehr erschüttert. Alleine schon Junis Geschichte ist sehr traurig, kannte sie sich ihren Vater nicht und hatte ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Dafür hatte sie ein umso innigeres zu Ohren Großeltern, vor allem zum Großvater. Warum die Großmutter gerne im Regen tanzte und warum sie immer wieder dunkle Momente hatte wurde im Laufe der Geschichte immer klarer. Tekla hat die "Todsünde" begangen sich in einen Deutschen zu verlieben und mit ihm nach Deutschland zu gehen.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Einmal die Gegenwart als Juni das Haus ausräumt und dann Theklas Geschichte zwischen Mai 1945 und Frühjahr 1948. Was sie alles erlebt hat, hat mich sehr betroffen, eine sehr starke Frau die eine ganz schreckliche Vergangenheit bewältigen musste. Mich hat das Stück Zeitgeschehen gut unterhalten und ich fand es sehr interessant zu lesen. Auch konnte mich die Geschichte von Tekla sehr berühren.
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Emotionale Familiengeschichte
Nachdem ihre Großeltern und ihre Mutter verstorben sind kehrt Juni zurück auf eine kleine Insel um das Haus auszuräumen und gleichzeitig auch um ihrem Ehemann, der gewalttätigist, zu entfliehen. Dabei findet sie ein Foto von ihrer Großmutter mit einem deutschen Soldaten. Wer ist dieser Mann?
Auf den Spuren dieses Fotos reist Juni nach Berlin und in den Osten Deutschlands.
Eine unglaubliche emotionale und bewegende Geschichte, die mich völlig in ihren Bann gezogen hat. Die Zeit rund um den zweiten Weltkrieg und danach ist eh sehr spannend. Man erfährt viel über das Verhältnis zwischen Norwegen und Deutschland während und nach des Kriegs, vieles war mir völlig neu.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart aus Sicht von Juni, die Vergangenheit aus Sicht von Tekla, der Großmutter. Beide Zeitebenen haben ihre Spannung. Die Geschichte hat mich sehr berührt und wird sicher lange nachwirken. Absolute Leseempfehlung.
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Ein berührender und fesselnder Roman
Die Norwegerin Juni ist Mitte 30, als sie nach dem Tod ihrer Mutter Lilla ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern Tekla und Konrad auf einer kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, um es auszuräumen. Die Beziehung zu ihrer Mutter war schwierig, und auch das Verhältnis zwischen Lilla und Tekla war belastet von Schatten aus der Vergangenheit, über die zeitlebens geschwiegen wurde. In den Habseligkeiten ihrer Mutter und Großeltern entdeckt Juni Fotos und Briefe, die sie dem Geheimnis ihrer Familie auf die Spur bringen, und sie beginnt, weiter nachzuforschen. Und je tiefer sie in Teklas Leben eintaucht, desto mehr lernt sie auch über sich selbst.
"Als Großmutter im Regen tanzte" wird parallel in zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen erzählt: Der erste spielt in der Gegenwart und beschreibt mit Juni als Ich-Erzählerin ihr Leben und ihre Spurensuche in der Vergangenheit. Der zweite beginnt gegen Ende des 2. Weltkrieges in Norwegen und erzählt die Geschichte der junge Tekla.
Der Roman ist berührend und fesselnd geschrieben und zog mich ab der ersten Seite so sehr in seinen Bann, dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte und ihn innerhalb eines Tages gelesen habe. Insbesondere der Handlungsstrang um Tekla hat mich richtig gepackt, der zweite um Juni ist etwas blasser und ein bisschen zu glatt. Die Geschichte hat mich insgesamt sehr nachdenklich gestimmt, zeigt sie doch, wie sich Traumata über Generationen fortsetzen können, und wie sehr unsere Identität auch vom Leben unserer Vorfahren geprägt ist, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind.
Ich habe durch diesen Roman erstmals von den entsetzlichen Geschehnissen 1945 im ostdeutschen Demmin erfahren, und ich bin fassungslos, dass ich zuvor noch nie davon gehört hatte. Ferner thematisiert das Buch die teils lebenslange Ächtung norwegischer Frauen, die sich im zweiten Weltkrieg in deutsche Soldaten verliebten. Trude Teige greift damit zwei wichtige, aber bisher wenig beachtete Themen auf und bewahrt sie vor dem Vergessen. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch ihr Nachwort am Ende des Romans.
Der Autorin gelingt es, historische Details und Zusammenhänge geschickt in den Roman einzubinden und die Schmerzen, Verluste und Wunden der Norweger, Deutschen und Russen gleichermaßen begreiflich zu machen. Viele Stellen des Romans sind schmerzhaft zu lesen, und das sinnlose Leid, das Kriege zu allen Zeiten über die Beteiligten auf allen Seiten bringen, wird schonungslos offenbar.
Auch wenn der Roman stellenweise tieftraurig ist, bewahrt er sich Hoffnung und Trost durch den Glauben an die inneren Stärke, die Freundschaft und Liebe. -
Schmerzvolle Geheimnisse
Trude Teige hat mit ihrem Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ in Norwegen einen Bestseller gelandet – nun erscheint er auf Deutsch und verwebt bewegend eine generationsübergreifende Familiengeschichte aus Norwegen mit einem dunklen Kapitel des Zweiten Weltkrieges in Demmin.
Dabei verwendet Trude Teige gekonnt zwei zeitliche Perspektiven, die sie abwechselnd verwendet, um tief in die Ereignisse zu tauchen: In der einen Zeitleiste kehrt Enkelin Juni auf eine kleine norwegische Insel in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück – ihre Mutter Lilla ist verstorben und sie räumt den Nachlass auf. Dabei nutzt sie die Chance, vor ihrem gewalttätigen Ehemann zu fliehen. Als sie ein Foto ihrer Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten sowie Briefe entdeckt, gerät Juni in einen Sog des Recherchierens. Schon immer waren die Verhältnisse von Müttern und Töchtern in der Familie von Geheimnissen, unergründlichen Vaterschaften und einer tiefen emotionalen Distanz geprägt und die Spuren der Kriegstraumata wurden weitergegeben.
Auf der anderen Zeitebene schildert Teige eindringlich und mit viel historischer Recherchearbeit das Schicksal von Großmutter Tekla – sie verliebt sich als Mädchen auf der norwegischen Insel in einen deutschen Soldaten, hat als „tyskerjentene“ („deutsches Mädchen“) mit tiefgreifenden Anfeindungen zu kämpfen und folgt schließlich ihrem Otto in das zerstörte Deutschland. Auf dem Gutshof von Ottos Eltern in Demmin wollen die beiden sich eine neue Zukunft aufbauen, doch der Krieg und seine weiteren Folgen werden das von der Roten Armee besetzte Demmin in ein tiefes, schmerzvolles Trauma werfen: die Massensuizide von 1945.
Trude Teige schreibt klar, unterhaltsam und berührend – leider bleiben manche weibliche Charaktere etwas unausgeleuchtet und an einigen Stellen rutscht der Sprachstil ins Seichte und zu ausführlich Erklärende ab. Trotzdem ein emotionaler und wichtiger Roman mit zwei brisanten historischen Themen, erschütternden Rückblenden in die Auswirkungen des Krieges und einer packenden Familiengeschichte, die von transgenerationaler Traumatisierung geprägt ist. -
Berührt
Norwegen kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges. Die junge Tekla verliebt sich in den deutschen Soldaten Otto und heiratet ihn, damit sie die Chance hat, mit ihm noch Deutschland zu ziehen. Dort angekommen, ist Ottos Hof von den russischen Soldaten eingenommen und das junge Paar findet Unterkunft bei der ehemaligen Haushälterin. Doch bald wollen sie dort weg und bei einer Art Flucht wird Otto getötet und Tekla widerfährt noch viel schlimmeres...
Das Buch berührt sehr. Es ist gut geschrieben und erzählt die Geschichte aus Sicht mehrerer Seiten. Da ist eine junge Norwegerin, die aus Liebe zu einem Deutschen „Deutsche“ werden muss, ihren norwegischen Pass verliert und der nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland Furchtbares widerfährt. Sie hat so gut wie keine Möglichkeit, nach Norwegen zurückzukommen – auch weil ihre Familie das verhindert. Ich wusste nicht, dass es sowas gegeben hat. Am meisten hat mich allerdings entsetzt, dass eine norwegische Schriftstellerin und Journalistin eine Geschichte erzählt, von der ich vorher nie gehört hatte. Ich meine den Massensuizid in Demmin. Das ist so furchtbar, dass es mich lange beschäftigt hat. An diesem Buch sieht man sehr gut, dass jeder Krieg unheimliche Opfer fordert, und zwar von allen Seiten und vor allem von der Zivilbevölkerung. Es geht auch darum, wie lange die Geschehnisse in den Familien nachwirken und wie oft darüber geschwiegen wurde. Teils aus Scham, zum viel größeren Teil aber aus einem Trauma. Der Autorin ist es gelungen, dass in ihrem Buch darüber gesprochen wird. Ich kann es nur zum Lesen empfehlen.
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