Description
Product details
Authors | Anna-Maria Caspari |
Publisher | Ullstein Extra |
Languages | German |
Product format | Paperback / Softback |
Released | 27.07.2023 |
EAN | 9783864932014 |
ISBN | 978-3-86493-201-4 |
No. of pages | 384 |
Dimensions | 138 mm x 32 mm x 206 mm |
Weight | 448 g |
Subjects |
Fiction
> Mixed anthologies
Deutschland, Eifel, Erste Hälfte 20. Jahrhundert (1900 bis 1950 n. Chr.), zweite Hälfte 19. Jahrhundert (1850 bis 1899 n. Chr.), Bauernleben, entspannen, Ärztin, Monschau, Wollseifen, Urfttalsperre, Tuchmacherei |
Customer reviews
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Die perfekte Fortsetzung
Nachdem mir der erste Band Ginsterhöhe schon richtig gut gefallen hat, war ich um so mehr auf den zweiten Band Perlenbach gespannt. Dass der Roman Perlenbach zeitlich vor der Ginsterhöhe spielt, war für mich im ersten Moment etwas befremdlich, aber dann auch nicht weiter schlimm. Der tolle und bildliche Schreibstil der Autorin hat mich wieder sofort begeistert und gedanklich in die schöne Eifel versetzt. In dem Buch geht es in erster Linie um drei Kinder, die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird anschaulich dargestellt und die Klassengesellschaft ist deutlich spürbar. Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Tagebucheinträge von einer Gouvernante und man erfährt somit, was sich in den Jahren 1866 bis 1901 Zeitgeschichtliches zugetragen hat. Diese Information fand ich ganz besonders interessant und abwechslungsreich. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen tollen Roman vor einem historischen Hintergrund. Auf den dritten Band, der hoffentlich bald erscheint, bin ich schon sehr gespannt.
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Rückkehr in die Eifel
"Perlenbach" erzählt die Geschichte des Eifeldorfes Wollseifen, das wir schon in "Ginsterhöhe" kennengelernt haben, weiter. Dieser Roman lässt sich allerdings auch ohne Kenntnis des ersten problemlos als eigenständiges Buch lesen, denn:
Diesmal steht die Generation vor Albert Lintermann im Mittelpunkt, sein Vater Wilhelm sowie dessen Kindheitsfreunde Luise und Jacob.
Das Buchcover finde ich optisch sehr schön und passend zur Reihe, allerdings ist das Kinderbild etwas verwirrend gewählt, da im Nachhinein kein Bezug zur Geschichte zu finden ist.
Anna-Maria Casparis unaufgeregter Erzählstil, der mir schon im ersten Buch sehr gefallen hat, war auch hier wieder sehr angenehm zu lesen. Auch die Atmosphäre vom Ende des 19. Jahrhunderts und die historischen Begebenheiten waren sehr stimmig als Hintergrund der Handlung.
Es war sehr schön, noch einmal jüngeren Versionen der Wollseifener zu begegnen, und einige Hintergründe und Entwicklungen zu erfahren, die zu den Ereignissen in "Ginsterhöhe" geführt haben.
Leider muss ich im Vergleich zum ersten Band deutliche Abstriche in der Bewertung machen. Zum einen hat mir die Art, das historische Weltgeschehen und Abläufe mittels Tagebucheinträgen einzuordnen, die mir bei "Ginsterhöhe" schon teilweise sehr künstlich vorkam und aus der Handlung herausfiel, hier noch weniger gefallen, da für mich viele Einträge einfach sehr unnatürlich für ein privates Tagebuch klingen.
Zum anderen, und das ist der größere Aspekt, hatte ich große Schwierigkeiten mit der Figur des Jacob. Sicher hat man es als [Spoiler!] homosexueller, recht feminin auftretender Mann mit einer Behinderung Ende des 19. Jahrhunderts sehr schwer. Das Leben einer jungen Frau, die überall auf Hürden trifft, die ihrem Ziel, Ärztin zu werden, im Weg stehen und die für jeden Schritt kämpfen muss, oder das Leben eines Bauernsohnes aus einer kinderreichen, ärmlichen Familie, ist jedoch auch nicht gerade leicht gewesen, so wie die Leben noch vieler anderer.
Dass Jacob, dem als Fabrikerbe immerhin viele Türen offen stehen (regelmäßige Reisen nach Paris, um seine "Neigungen" dort frei auszuleben, zum Beispiel), die andere junge Männer in seiner Situation nicht gehabt hätten, konstant unglaublich selbstmitleidig und egozentrisch auftritt und es selbstverständlich und kaum erwähnenswert findet, dass alle sich aufopferungsvoll um ihn kümmern, hat ihn für mich sehr unsympathisch gemacht.
Auch von der Geschichte selbst wurde sein Verhalten und das Mitleid der anderen Figuren ihm gegenüber als völlig normal dargestellt, nicht etwa als potentieller Konflikt. Die Textstellen, in denen es um ihn ging, haben mich daher häufig sehr geärgert, was schade ist, da ich die Geschichte der anderen beiden Charaktere, Wilhelm und vor allem Luise, sehr gerne verfolgt habe.
Insgesamt ein gut erzähltes Stück Zeitgeschichte und eine berührende Beobachtung, wie sich Freundschaften im Erwachsenwerden verändern, wie sich Leben auseinanderentwickeln und Träume und Pläne sich ändern müssen, leider für mich sehr durch eine persönliche Antipathie getrübt. -
Auf der Suche nach dem Lebensglück
Montjoie (heutiges Monschau) 1867: Wilhelm, ein armer Bauernjunge, reist das erste Mal nach Montjoie. Dies ist überhaupt die erste Reise seines Lebens. Er soll während des Wintern Jacob, dem Sohn eines reichen Tuchmachers, Gesellschaft leisten. Jacob ist leicht kränklich und hat eine verkrüppelte Hand. Da er keine Geschwister hat, soll Wilhelm ihn bestrafen. Wilhelms Eltern sind froh: Ein Esser weniger, den sie durch den Winter bringen müssen. Im Frühjahr muss Wilhelm auf den ärmlichen Hof seiner Eltern zurückkehren, weil er dort in der Landwirtschaft gebraucht wird. Wilhelm und Jacob werden dicke Freunde und so geschieht es, dass Wilhelm von nun an jedes Jahr den Winter in Montjoie verbringt. Und dort fasst er einen folgenschweren Entschluss: Er will nicht so leben wie sein Vater, sondern wie die reichen Tuchmacher. Und es gelingt ihm tatsächlich, eine Lehre bei Jacobs Vater zu machen.
Doch die Geschichte handelt nicht nur von Wilhelm und Jacob, sondern auch noch von Luise, die Dritte im Bunde. Luise lebt ebenfalls in Montjoie und will wie ihr Vater Ärztin werden. Alle drei Kinder halten wie Pech und Schwefel zusammen, doch dann kommt alles anders als geplant.
Die Geschichte wird bis in das später Erwachsenenleben der drei Freund erzählt. Und manches kommt anders, als sie es sich erträumt haben und so mancher findet sein Glück dort, wo er es nie vermutet hätte.
Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen. Über die Zeit ab 1860 bekommt man selten etwas zu lesen. Umso interessanter war es, die Nöte der Menschen der damaligen Zeit kennenzulernen. Sehr interessant fand ich in dem Zusammenhang auch die Tagebucheinträge der Gouvernante, die das Geschehene politisch und wirtschaftlich eingeordnet haben.
Perlenbach ist Band 2 einer Trilogie. Obwohl Band 2, ist es zeitlich Band 1 (Ginsterhöhe) vorgeordnet. Ich kenne Band 1 bisher noch nicht, hatte aber keine Probleme dem Geschehen zu folgen.
Das Buch ist sehr gut geschrieben und ich konnte mich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Es hat einfach Spaß gemacht, in die Zeit abzutauchen. Von mir gibt es 5 Sterne! -
Gelungenes Zeitzeugnis
Mitte des 19. Jahrhunderts in der Eifel lebt Wilhelm auf einem Bauernhof in einem kleinen Dorf. Die Familie kommt gerade so über die Runden und verkauft Wolle an einen Textilfabrikanten aus Monschau. Dieser hat einen körperlich leicht behinderten Sohn und lädt Wilhelm ein, die Winter bei ihm zu verbringen. Wilhelm erhält dadurch eine bessere Schulbildung und die Familie auf dem Dorf wird entlastet. Neben Jacob lernt Wilhelm auch Luise kennen. Die jüngere Tochter des Arztes ist unkonventionell und will selbst Ärztin werden. Zu damaliger Zeit für Frauen in Deutschland unmöglich. Die drei Kinder beschließen, für immer Freunde zu bleiben. Doch das Leben hat anderes vor ...
Das Buch ist ein gelungenes Zeugnis der damaligen Zeit. Auch wenn die Kinder beschließen, für immer Freunde zu bleiben, ist das allein aus den unterschiedlichen gesellschaftlichen Ständen nicht wirklich möglich. Dieses wird anschaulich beschrieben und dadurch lernt man als Leser auch die verschiedenen Möglichkeiten der damaligen Menschen kennen. Der Beginnende Feminismus wird ebenso eingebaut wie althergebrachte Traditionen und Denkweisen. Das alles ist gut lesbar und auch unterhaltsam. Die Eifel-Trilogie ist sehr interessant und ich habe nur bedauert, dass der 2. Teil zeitlich vor dem 1. Teil liegt. Chronologisch hätte ich es besser empfunden. Trotzdem gibt es von mir eine Leseempfehlung. -
Eifelleben im ausgehenden 19. Jahrhundert
Mit "Perlenbach" ist nach "Ginsterhöhe" der zweite Band der Eifeltrilogie von Anna-Maria Caspari erschienen, wobei dieser zeitlich vor "Ginsterhöhe" angesiedelt ist. Somit kann der 2. Band auch völlig problemlos vor dem 1. gelesen werden.
Schauplätze sind das Bauerndorf Wollseifen und das Städtchen Montjoie, das heutige Monschau. Der Roman begleitet den Bauernsohn Wilhelm aus Wollseifen, Jacob, den Sohn des Tuchfabrikanten Becker, und die Arzttochter Luise zwischen 1865 und 1905. Die Kinder Jacob und Luise sind Nachbarn in Montjoie, und Wilhelm darf für einige Jahre die Wintermonate bei Beckers verbringen als Gesellschaft für den schwächlichen Jacob. Die Kinder werden enge Freunde. Als die Drei älter werden, geht jeder seinen eigenen Weg, und insbesondere der Kontakt zu Wilhelm wird loser. Als sich alle drei auf einem Fest wiedersehen, geschieht etwas, das ihre Freundschaft für immer verändert.
Da ich bisher wenig über die Geschichte der Eifel wusste, aber selbst aus einer Stadt komme, in der die Tuchherstellung eine lange Tradition hat, hat mich die Grundidee des Buches sofort angesprochen. Man erfährt ganz nebenbei einiges über den Bau der Erfttalsperre und den Niedergang der Tuchfabrikantion in der Eifel um die Jahrhundertwende. Durch die Figur der Luise, die unbedingt Ärztin werden möchte in einer Zeit, in der Frauen noch nicht als Studentinnen an deutschen Universitäten zugelassen sind, und ihre Gouvernante Friederike, die sich aktiv für Frauenrechte einsetzt, werden auch die Rolle der Frau, die beginnende Organisation von Frauen in Vereinen (und deren Verbot durch die Sozialistengesetze) und der Kampf um gleiche Rechte ausführlich thematisiert.
Der Roman hat mir insbesondere im ersten Teil sehr gut gefallen, der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Geschichte abwechslungsreich und unterhaltsam. Im späteren Verlauf konnte mich das Buch weniger begeistern. Wilhelms Verhalten war in meinen Augen überzogen und Jacob wurde doch sehr klischeehaft dargestellt (Da ich nicht spoilern möchte, kann ich hier nicht konkreter werden.). Seine weinerliche, selbstmitleidige und passive Art ging mir ziemlich auf die Nerven, und mir war unverständlich, dass Luise sich in so hohem Maße für ihn eingesetzt hat. Insgesamt war der 2. Teil für mich zu dick aufgetragen. Die Tagebucheinträge von Friederike waren zudem ein sehr durchsichtiges und etwas plumpes Mittel, um die politische und gesellschaftliche Entwicklung in den Roman einzubinden.
Insgesamt ein interessanter Roman über das ausgehende 19. Jahrhundert in der Eifel, der mich gut unterhalten hat, mir aber nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.
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