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Zwischen Irritation und Bewunderung schwankten die englischen Reaktionen auf die Streichquartette von Debussy und Ravel, Francks Violinsonate oder die Klavierquartette von Fauré und Chausson. Die vorliegende Studie zeichnet Präsenz und Wirkung dieses Repertoires nach. Französische und englische Komponisten hatten im Londoner Konzertleben lange nur Nebenrollen gespielt. Um die Jahrhundertwende wurden sowohl die Förderung einheimischer Musik als auch internationale Transferbeziehungen intensiviert. Saint-Saëns war schon ein regelmäßiger Gast, nun etablierte sich Fauré zuerst in privaten Kreisen. Die Société des concerts français verbreitete systematisch die jüngste Kammermusik. Parallel propagierten Autoren wie Edwin Evans und G. Jean-Aubry die französische 'Schule' als Vorbild für die englische Musik, die sich gleichermaßen von deutschen Modellen lösen sollte. In einem Umfeld, in dem Kammermusik verstärkt wertgeschätzt wurde, setzten sich Komponisten wie Frank Bridge, John Ireland, Cyril Scott und Eugene Goossens produktiv mit den neuen Klängen auseinander. Durch zeitgenössische Pressekritiken und -diskurse, Archivalien, Briefe und Tagebücher sowie den Blick auf persönliche und kompositorische Konstellationen entsteht ein kultur- und gattungsgeschichtliches Panorama, das die europäische Perspektive auf die Umbruchszeit um 1900 erweitert.
Summary
English reactions to Debussy’s and Ravel’s String Quartets, Franck’s Violin Sonata, or Fauré’s and Chausson’s Piano Quartets oscillated between irritation and fascination. The present study traces the diffusion and impact of this repertoire. French and English composers had long played only minor roles in London concert life. At the turn of the 20th century, both the promotion of native music and international transfer relations intensified. Saint-Saëns was already a regular guest, and Fauré began establishing himself, first in private circles. The Société des concerts français systematically disseminated the most recent chamber works. At the same time, writers such as Edwin Evans and G. Jean-Aubry propagated the French ‘school’ as a model for English music, which was expected to take example from the French break with Germanic models. In a setting where chamber music was increasingly valued, composers such as Frank Bridge, John Ireland, Cyril Scott, and Eugene Goossens engaged productively with the new sounds.
Press reviews and contemporary discourse, archival documents, letters and diaries, and an exploration of personal and compositional constellations create a panorama of cultural and stylistic history that expands the European perspective on the transformational period around 1900.