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Nur wenige Spezies unserer urbanen Fauna werden leidenschaftlicher verachtet als der Hipster. Mit dreister Ironie entflieht er hakenschlagend jedem Definitionsversuch - und doch wissen wir genau, wenn wir einen vor uns haben. Hipster sind vor allem immer die anderen, sie sind kulturelle Ware, ready-made Meme, die pseudocoole Avantgarde der Gentrifizierung und die Personifikation eines träumerischen Kapitalismus mit reinem Gewissen.Doch Grégory Pierrot taucht viel tiefer in die Geschichte der Hipster ein - in eine Geschichte von Kolonialismus, Ausbeutung, Verdrängung und Aneignung Schwarzer Kultur. Es ist Zeit, den Hipsterhabitus und seine Produkte, die wir voller Hassliebe absorbieren, aufzudröseln, zu überdenken, aufzulösen, aufzuräumen, zu sortieren, zu dezentrieren - eben zu dekolonialisieren. Dieses elegant-ätzende Bestimmungsbuch gibt dazu Anleitung.
About the author
Grégory Pierrot, geboren in Frankreich, lehrt Englisch an der University of Connecticut in Stamford. Er forscht zur atlantischen afrikanischen Diaspora mit Schwerpunkt auf Haiti, Frankreich, den USA und dem Vereinigten Königreich. Grégory Pierrot ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher, u.a. 'The Black Avenger in Atlantic Culture' und 'Haitian Revolutionary Fictions. An Anthology'.
Jan-Frederik Bandel, geboren 1977, lebt in Leipzig. Er hat Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Hamburg und der Johns Hopkins University Baltimore studiert und an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Er ist Lektor bei Spector Books und arbeitet als freier Lektor, Übersetzer und Autor.
Summary
Was haben weiße junge Männer in engen Jeans und in T-Shirts mit ironischen Sprüchen, die Gemüse einwecken, Sauerteigbrot backen und Craft Beer brauen, mit Kolonialismus zu tun? Zugegeben, der Hipster-Lifestyle wird teuer vermarktet, und der Konsum weißer Mainstream-Kultur in cooler Verpackung ist definitiv ein Teil des Problems. Aber darum geht es hier nicht. Grégory Pierrot taucht viel tiefer in die Abgründe von Gentrifizierung, kultureller Aneignung und weißer Vorherrschaft ein, in die Geschichte des Kolonialismus, der Ausbeutung Schwarzer Kultur und ihrer systematischen Verdrängung.
Seine profunde Kenntnis afroamerikanischer und karibischer Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts verbindet Pierrot mit seinem Wissen über Popkultur und -musik, und bevor sich jetzt jemand nicht gemeint fühlt, weil ja von Amerika die Rede ist: Pierrot macht klar, dass auch das classy Bohème-Europa kein Leuchtturm für den Fortschritt ist.
Es ist Zeit, diese toxische Kultur, die wir so gedankenlos absorbieren, dass wir es nicht einmal merken, aufzudröseln, zu überdenken, aufzulösen, aufzuräumen, zu sortieren, zu dezentrieren – eben zu dekolonialisieren.