Description
Product details
Authors | Fernando Aramburu |
Assisted by | Willi Zurbrüggen (Translation) |
Publisher | Rowohlt, Hamburg |
Original title | Los vencejos |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 13.09.2022 |
EAN | 9783498003036 |
ISBN | 978-3-498-00303-6 |
No. of pages | 832 |
Dimensions | 156 mm x 50 mm x 222 mm |
Weight | 946 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Hund, Spanische Literatur, Familienleben, Scheidung, Generationenkonflikt, Madrid (Stadt), Madrid, selbstmordgedanken, empathielosigkeit, Männerbild, Patria, Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, spanische Gesellschaft |
Customer reviews
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Flug der Seele
Fernando Aramburo gehört zu den wichtigsten und vielfach ausgezeichneten Autoren Spaniens – sein neues brillantes und bittersüßes 830-Seiten-Epos „Die Mauersegler“ dreht sich um die ungefilterte, zynisch-lakonische Gedankenwelt eines lebensmüden Mittfünfzigers in Madrid.
Toni ist Philosophielehrer am Gymnasium, lebt gelangweilt nach einer Scheidung alleine mit Hündin Pepa sowie der Sexpuppe Tina und hat ein großes Problem: Er mag seine Existenz nicht und dreht sich mit immensen Selbstmitleid im Kreis. Also beschließt er in genau einem Jahr Selbstmord zu begehen und bis dorthin jeden Tag pedantisch über die Ereignisse Tagebuch zu führen – eine Art Nachlass für Sohn Nikita und Abrechnung mit seinem bisherigen Leben und die facettenreichen Umstände außenherum.
Aus diesen intimen und philosophisch angehauchten Tagebucheintragungen setzt sich ein umfassendes tiefgründiges Bild von Tonis melancholisch-spöttischer Gedankenwelt und seinem Lebensweg zusammen – mitunter roh und derb, aber auch humorvoll-bissig pendelt er zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die wenigen Menschen, die Toni noch umgeben wie Busenfreund Humpel, aber auch vergangene große Lieben und ein Sohn, der sich wenig blicken lässt, beschäftigen ihn nachgehend. Im Fokus stehen Dinge, die Toni nicht mag und das macht er sehr deutlich – seien es politische oder private Angelegenheiten. Aber auch seine sexuelle Triebkraft und sein Auge für schöne Details und Menschen machen einen Großteil seines Blickwinkels aus und Toni scheut auch nicht vor expliziter Detailverliebtheit in seinen schriftlichen Aufzeichnungen voller Tragikomik.
Fernando Aramburo hat kein leichtes, aber tiefgründiges Werk voller satirischen und lebensklugen Alltagsbeobachtungen eines intellektuellen und missmutigen Einsiedlers geschaffen, der die Mauersegler und ihre grazilen Flüge liebt – sie durchziehen das grandiose und nachdenkliche Werk wie ein roter Faden und symbolisieren auch Tonis Seele und Erinnerungen in schwirrender Bewegung. Wird er ein Funken Lebensfreude zurückfinden oder den Selbstmord begehen? Mit subtiler Spannung und einer feinsinnigen Konstruktion geht Aramburo berührend den großen Fragen des Lebens mit all seinen grotesken Oberflächlichkeiten und Schönheiten nach. Dabei verwebt er gekonnt auch politische Umbrüche und familiäre Traumata im Land mitein. Eine sehr umfangreiche und fordernde, aber lohnenswerte und packende Lebensbilanz! -
Der einjährige Countdown bis zum geplanten Freitod
Dieser Wälzer von immerhin 830 Seiten verdient es, mindestens einmal gelesen zu werden.
Der Ich-Erzähler, ein 54jähriger Philosophielehrer aus Madrid, notiert über einen Zeitraum von einem Jahr seine Biografie. Sie soll der Nachlass für seinen Sohn werden. Denn nach Fristablauf will er sein Leben beenden. So wechseln sich dann in nicht chronologischer Reihenfolge seine niedergeschriebenen Erinnerungen an seine Herkunftsfamilie und die von ihm selbst gegründete Kleinfamilie sowie seinen ungeliebten Beruf ab mit eher ereignislosen Begebenheiten aus seinem Leben in der Gegenwart, bestehend aus Spaziergängen mit seinem Hund, Kontakten mit seinem einzigen Freund und seinem Sohn, Einkäufen auf dem Markt und nach einem halben Jahr auch Treffen mit seiner Freundin von vor 27 Jahren, die er zugunsten seiner späteren, von ihm nunmehr geschiedenen Ehefrau verlassen hat. Auch Reflexionen über die politische Lage Spaniens fließen ein.
Beim Lesen stellt man sich schon die Frage, weshalb dieser Mann eigentlich sterben will, der doch nur unzufrieden ist mit seinem Leben. Hierauf eine Antwort zu erhalten, treibt einen beim Lesen an ebenso wie in der zweiten Buchhälfte die Frage, ob das beharrliche Einschleichen der Ex-Freundin in sein Leben seinen Plan umwerfen wird. Und auf noch eine Frage will man gerne eine Antwort haben: Wer ist der Urheber zahlreicher anonymer Nachrichten, die der Protagonist eine lange Zeit erhalten hat? Das Buch, obwohl anspruchsvoll, liest sich angenehm, wozu sicherlich die lakonische Art des Erzählers beiträgt. Seine vielen interessanten philosophischen Gedanken, die er einfließen lässt und die das Buch so tiefgründig machen, erschließen sich vielleicht erst beim wiederholten Lesen.
Das Buch erhält von mir eine klare Leseempfehlung. -
365 Tage im Leben eines Antihelden
Der Antiheld Toni plant, seinem Leben in 365 Tagen ein Ende zu setzen. „Die Mauersegler“ begleitet dieses Jahr in 365 Kapiteln, eines für jeden Tag, und lässt den Leser so Einblick gewinnen in Tonis Gedanken, seine Beobachtungen und Erlebnisse. Dabei ist Toni ein klarer Antiheld und niemand, der ein großer Sympathieträger ist. Seine negative Art macht es vor allem zu Beginn schwierig, ihn zu mögen oder eine Verbindung zu ihm aufzubauen, jedoch schafft es Fernando Aramburu dennoch durch seine besondere Schreibweise, dass man, wenn man sich auf die Geschichte einlässt, die Besonderheit eben dieser zu erkennen. Die Schreibweise hat mich sehr berührt und wirkt bei mir auch nach dem Lesen noch nach. Aramburu schafft es, Tonis Charakter glaubwürdig entwicklen zu lassen und vor allem schafft er eine besondere Atmosphäre, die das Buch zu einem ganz besonderen werden lässt. Für mich ein toller, ungewöhnlicher Roman, den es zu lesen lohnt.
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Tolle Idee nicht gut umgesetzt
Auf den neuen Roman "Die Mauersegler" von Fernando Aramburu hatte ich mich nachdem ich die Idee gelesen hatte jeden Tag eines Jahres in einem Kapitel zu erzählen sehr gefreut, die Leseprobe hatte mir ebenfalls gut gefallen. Leider wurde diese Idee nicht wie erwartet umgesetzt. Das Buch wird sehr durcheinander erzählt und die Tage sind wirklich sehr kurz beschrieben, so kommt man immer wieder aus dem Lesefluss. Ich verstehe, dass der Erzähler Toni aus seinem Leben und seiner Vergangenheit erzählt, trotzdem wäre mehr Sortierung wünschenswert gewesen. Sehr postiv ist mir der Schreibstil des Autors aufgefallen. Leider habe ich das Buch dann auch nach 200 Seiten abgebrochen, ich hatte gehofft es wird noch etwas spannender. Vielleicht gebe ich dem Buch irgendwann nochmal eine Chance, in diesem Fall war es leider erstmal nichts für mich.
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tiefgründiges Mosaik über das Leben
Ich war zunächst skeptisch als ich den Teaser des Romans las: was für eine skurrile Geschichte. Aber dem Autor Fernando Aramburu ist es gelungen ein mosaikartiges Kunstwerk zu schaffen, in dem sich tagebuchartig nach und nach das ganze verzweifelte Leben von Toni entfaltet, das er genau in einem Jahr beenden will. Diese Zeit dazwischen wird nun in dem Roman von Toni selbst dokumentiert. 365 Miniaturen voller Leben, die eigentlich als Abschiedstagebuch gedacht, aber für mich voller Liebe zum Leben stecken. Minutiös zeichnet Aramburu das alltägliche Leben des Protagonisten Toni nach. Stück für Stück enthüllt sich in dem Roman sein Leben, ein schön komponiertes Werk, in dem sich Gegenwart und Vergangenheit zu einem Gesamtkunstwerk fügt.
Fernando Aramburu präsentiert sich auch in seinem neuen Roman wieder als sehr exakter Beobachter, nicht nur des Lebens der Hauptperson des Romans Toni, sondern in vielen Seitenblicken wirft er enthüllende auf die Gesellschaft und Geschichte und dem Sinn des Daseins. Das Buch behandelt ein ernstes Thema, ist aber auf gar keinen Fall depressiv, sondern erzählt klar und auch ein wenig mit Augenzwinkern. Erfahrungen und Reflexionen über das Leben fließen hier wunderbar intelligent, tiefsinnig und zarter Leidenschaft zusammen. -
Großartiger und anspruchsvoller Roman
Fernando Aramburu hat mit seinem Buch "Patria" bereits einen Bestseller gelandet und ist mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Auch "Die Mauersegler" ist in Spanien gefeiert und als Klassiker des 21. Jahrhunderts bezeichnet worden. Dementsprechend war ich sehr neugierig auf die deutsche Übersetzung, die nun vom Rowohlt Verlag veröffentlicht worden ist - und wurde nicht enttäuscht.
Der Autor erzählt auf stolzen 832 Seiten die Geschichte des 54jährigen Gymnasiallehrers Toni. Dieser ist seit 10 Jahren von der Radiomoderatorin Amalia geschieden, hat einen Sohn und ist mit seinem Leben unzufrieden. Er beschließt, in exakt 365 Tagen, genau gesagt am 31.7. des kommenden Jahres, aus dem Leben zu scheiden. Bis es soweit ist, führt er ein Tagebuch, in dem er jeden Tag auf ein bis zwei Seiten sein Leben Revue passieren lässt, aber auch seine aktuellen Tageserlebnisse und seine vielfältigen Ansichten festhält. Die Aufzeichnungen bewegen sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit, so wie Toni es gerade in den Sinn kommt, und er seziert auch die politische Situation seines Landes. Sein Leben ändert sich, als eine Frau seinen Weg kreuzt, deren Hund Toni heißt ....
In 365 Kapiteln erinnert sich der Ich-Erzähler Toni an seine Kindheit, beleuchtet das Verhältnis zu seinen Eltern und beschreibt die Hassgefühle, die er für seinen Bruder Raúl hegt. Auch für seine Exfrau Amalia und den gemeinsamen Sohn Nikita, den er für geistig beschränkt hält, hegt er keine positiven Gefühle. In seinem Beruf ist er schon lange nicht mehr glücklich. Er liebt seinen Hund Pepa und mag seinen Freund, den er ohne dessen Wissen Humpel nennt.
Der grandios erzählte Roman hat mich von Anfang an gefesselt und in seinen Bann gezogen. Toni ist ein nicht gerade sympathischer Antiheld, der offen und ehrlich, oft auch mit feinem Sinn für Humor, seine Gedanken und Gefühle in seinem Tagebuch niederschreibt. Das ist faszinierend, sarkastisch, aber bisweilen auch derb bis obszön. So hätte ich auf die genaue Beschreibung seiner intimen Vorlieben und die Abschnitte mit Tina gut verzichten können. Der Roman ist sehr vielschichtig, hart, aber gleichzeitig auch gefühlvoll. Der intelligente und anspruchsvolle Sprachstil hat mich begeistert. Ich bin eingetaucht in Tonis Welt mit all seinen Problemen und Enttäuschungen. Der Autor hat mit seiner einzigartigen Erzählkunst bewirkt, dass ich mehr und mehr verstehen konnte, weshalb Toni sich zu einem so düsteren Menschen entwickelt hat, dem das Leben nicht mehr lebenswert erschien.
Das außergewöhnliche Buch, über das ich noch lange nachdenken werde, ist für mich bereits jetzt ein Highlight dieses Jahres.
Von mir absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!
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