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Customer reviews
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Lesenswerter Gesellschaftsroman
Hélène ist fast vierzig, ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist beruflich erfolgreich. Sie ist ihrer Heimatstadt entflohen und hat sich ihre Träume erfüllt - dennoch wird deutlich, dass dies nicht alles ist, dass ihr etwas fehlt. Dies scheint sie in ihrer Affäre mit Christophe zu finden, den sie von früher kennt und der im Gegensatz zu ihr die gemeinsame Heimat nie verlassen hat, zugleich aber auch einer anderen sozialen Schicht angehört. Trotz dieser Unterschiede ist die Anziehung sicherlich vor allem dadurch bedingt, dass beide an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen, sich fragen, ob das alles war, aber auch das bisherige Leben Revue passieren lassen. Das wird untermalt durch Rückblicke in die Kindheit und Jugend, aber gleichzeitig auch mit aktuellen Bezügen zu heutigen französischen Gesellschaft kontrastiert. Es entsteht ein eindrücklicher Gesellschaftsroman, der sicher keine leichte und unterhaltsame Kost ist, aber gerade dadurch umso mehr nachwirkt. Die Schreibweise ist eher sachlich und beschreibend, so dass ich nicht in einen Lesefluss reingezogen wurde, gleichzeitig aber wirkt das Buch bei mir nach und hat mich zum Nachdenken angeregt.
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Schwieriger Anfang
In Connemara treffen wir auf die fast vierzig Jahre alte Hélène. Sie hat Karriere gemacht, geheiratet, zwei Töchter bekommen und lebt in einem Architektenhaus in der Nähe von Nancy. Sie hat sich den Traum ihrer Jugend erfüllt: abhauen, das Milieu wechseln, erfolgreich sein. Ihr steht Christophe gegenüber, der den kleinen Ort in Frankreich - in dem er und Hélène aufgewachsen sind - nie verlassen hat. Hier verkauft er Hundefutter und führt ein unentschlossenes kleines Leben. Doch plötzlich kehrt Helene zurück und sie und Christophe treffen erneut aufeinander.
Man erfährt Auszüge aus der Kindheit und Jugend - gemischt mit Erfahrungen aus dem Erwachsenenleben der Charaktere. Leider konnte mich das Buch von Anfang an nicht wirklich abholen. Die Kapitel sind sehr langatmig, über lange Strecken passiert nichts wirklich interessantes und ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, es einfach zur Seite zu legen. Es legt an Tempo zu, als wir uns weniger mit der Kindheit der Charaktere und eher mit dem Hier und Jetzt beschäftigen. Doch hier war meine Motivation leider schon ziemlich niedrig und der Rest konnte mich nicht mehr abholen. -
Träume vom Ausbrechen
Der gefeierte französische Autor und Goncourt-Preisträger Nicolas Mathieu nimmt in seinem neuen Roman, der auf einen Chanson-Party-Hit von Michel Sardou anspielt, seine Generation der Vierzigjährigen in der Provinz von Lothringen en détail unter die Lupe. Dabei hat er eine präzise Beobachtungsgabe und erschafft eine dichte Atmosphäre voller Gefühle, Träume, Versäumnissen und Sehnsüchten.
Im Mittelpunkt steht die zweifache Mutter Hélène, die in der von Männern dominierten Consulting-Branche Karriere machen möchte und trotz Klassenaufstieg innerlich mit Unsicherheiten und einer stetigen Zerrissenheit zu kämpfen hat – nach einem schweren Burnout ist sie weg aus der Metropole Paris, zurück in ihre Heimat in der Provinz von Nancy. Der Alltag mit zwei Töchtern und einer eingefahrenen Ehe locken sie in eine Affäre mit ihrem Jugendschwarm Christophe, der die Kleinstadt Cornécourt nie verlassen hat und in Trennung lebt. Doch auch das geht trotz leidenschaftlichen Nächten nicht gut und mit viel Schwermut, Melancholie und Einfühlungsvermögen zieht Nicolas Mathieu den Leser tief in seine in Rückblenden und tiefsinnig erzählte Milieustudie hinein. Detaillierte und anschauliche Beschreibungen treffen auf emotionale sowie politische Stimmungen und genaue Umgebungsbeschreibungen – jeder Charakter ist tief und fein geschliffen, hat mit anderen Generationen, Klassen, Familienstrukturen und negativen Emotionen zu kämpfen und kann seine provinzielle Herkunft trotz teilweise gelungenen Aufstieg nicht leugnen. Alle träumen von einem besseren Leben, vom Ausbrechen aus festgefahrenen Wegen.
Trotz ein paar pathetischen Längen in der erzählerischen Ausführlichkeit ist Nicolas Mathieu mit „Connemara“ ein tiefgründiges Gesellschaftspanorama gelungen, die nicht nur von geplatzten Träumen und Lieben in der Provinz erzählt, sondern auch soziale und politische Aspekte bis in die 1980er-Jahre verwebt. Dabei sieht der Leser besonders tief in die Lebensläufe und Gefühlswelten von Hélène und Christophe, aber auch in gesellschaftliche Entwicklungen eines ganzen Landes. -
Melancholie in der Provinz
Goncourt-Preisträger Nicolas Mathieu beobachtet in seinem neuen Roman „Connemara“ messerscharf die Sorgen und Ängste von Vierzigjährigen in der französischen Provinz – eigentlich haben sie alles, sind Eltern und beruflich erfolgreich und doch hadern sie mit dem Älterwerden und der engen Eingefahrenheit des eigenen Lebens.
Nach einem Burn-Out ist Hélène mit ihrem Mann und den zwei Kindern aus Paris zurück ins provinzielle Cornécourt zurückgekehrt – beruflich hat sie sich streng nach oben gearbeitet, doch die Leere in ihrem Inneren bleibt. Sie trifft auf ihre alte Jugendliebe Christophe, beginnt eine Affäre und sinniert darüber, welche Wege ihr privat und beruflich noch zur Verfügung stehen.
Abwechselnd aus den Perspektiven von Hélène und Christophe und mit zahlreichen Rückblicken in die Vergangenheit der Protagonisten präsentiert Nicolas Mathieu gekonnt, detailliert und atmosphärisch einen dichten Gesellschaftsroman, der verschiedene Milieus und Schichten gegenüberstellt und die Abgründe, Zerrissenheiten und Sehnsüchte darin aufrollt. Dabei changiert er präzise zwischen feiner Ironie und tiefer Melancholie – immer treffsicher und mit genauem Blick auf das Lebensgefühl in der Provinz und die hippe Startup-Arbeitswelt. Dabei geht es auch mal mit ausführlichen Sexszenen und Kraftausdrücken derb zu, doch nie verliert Mathieu den scharfen Blick auf seine plastisch gezeichneten Charaktere.
Insgesamt ein unterhaltsamer und tiefsinnig-schwermütiger Generationenroman, der auch zahlreiche gesellschaftspolitische Elemente in den feinen Alltagsbeobachtungen verwebt. -
sehr tiefgründig
Das Buch hat mich insgesamt etwas überrascht, und war anders wie erwartet.
Ich hätte mir ein sehr neutrales Buch mit einer Geschichte erwartet - jedoch war der Stil des Buches mit einem sehr negativ kritischen Tonfall versehen, was mir persönlich nicht ganz zugesagt hat, deswegen ein Stern Abzug.
Ansonsten konnte mich das Buch wirklich gut überzeugen. Besonders toll finde ich, dass das Buch sehr tiefgründig ist - und nicht nur sehr oberflächlich gehalten war - es ist aber somit auch schwere Kost und man muss beim Lesen wirklich dabei sein. Insbesondere auch, weil es sehr viele sprunghafte Zeitsprünge gibt, und auch die Charaktere wechseln - das hat mir persönlich aber sehr gut gefallen und gibt einem einen wirklich guten Blick auf alles.
Von mir persönlich gibt es eine Empfehlung, sofern das Thema für einen interessant ist.
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Ungestillte Sehnsucht
Der Roman scheint in der Mittelklasse Frankreichs angesiedelt, gutes Bürgerliches Milieu, gesättigt aber auch durchzogen von einer tiefen Unzufriedenheit des Lebens, ungestillte Sehnsucht. Das ist der Grundton des Romans und Helene die Protagonistin versucht einen Ausweg zu finden: von der Stadt aufs Land, in eine neue Beziehung hinein. Es ist eine Suche nach Heimat, Vertrauen und Verständnis. Sehr gelungen finde ich in diesem Kontext das Cover des Buches: Im Abbild des Kosmetikspiegels eine eloquente Frau. Aber man sieht nicht alles und die Wirklichkeit ist auch nur verschwommen zu erkennen. Genauso scheint mir das Leben von Helene in dem Roman. Letztlich scheint sie mir sehr einsam. Der Autor entwirft erzählerisch ein sehr plastisches Gesellschaftsbild, dass nicht nur in Frankreich zu finden ist. Beim Lesen verfolgte ich gespannt, wie tragisch aber auch ganz realistisch der Autor die Geschichte von Helene entwickelt, ganz davon geleitet, wie sie ihre Fesseln abwerfen kann.
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Zwei Menschen in der Mitte des Lebens
Es geht um zwei völlig verschiedene Charaktere, die sich in der Mitte des Lebens Wiedertreffen und eine Affäre beginnen.
Da ist zum einen Hélène, ehrgeizige und erfolgreiche Unternehmensberaterin, verheiratet und Mutter zweier Töchter, großes Haus, schöne Reisen. Nach einem Burnout erfolgt der Umzug in die Provinz und trotz des Ortswechsels bleibt bei Hélène ein Gefühl der Leere, der Unzufriedenheit und der Erschöpfung. Mühsam hat sie sich aus der Mittelschicht heraus gekämpft, hin zu den Schönen und Reichen, mitleidig herabblickend auf die weniger Erfolgreichen. Und doch ist sie nun mit 40 unglücklich, unerfüllt und auf der Suche nach einer Affäre.
Und da kommt Christophe in ihr Leben - wieder muss man sagen, denn sie kennt ihn aus ihrer Jugend. Der ehemalige Eishockeyspieler lebt getrennt von seiner Frau, kümmert sich um seinen zunehmend dementen Vater und verbringt möglichst viel Zeit mit seinem Sohn. Er hat das kleinbürgerliche Leben nie verlassen, arbeitet als Hundefutterverkäufer, ist bodenständig geblieben.
Nicolas Mathieu zeigt hier die Klassenunterschiede und das Streben nach Aufstieg in Frankreich auf. Sein Roman um die gänzlich verschiedenen Charaktere von Hélène und Christoph ist immer wieder sehr politisch.
Für mich hatte die Geschichte jedoch Längen, zudem konnte ich mich mit beiden Charakteren nicht wirklich identifizieren. Der Schreibstil ist sehr schön, aber der Inhalt konnte mich nicht voll überzeugen. -
Intelligenter und tiefgründiger Roman
Der Hanser Verlag hat "Connemara", den aktuellen Roman des französischen Autors Nicolas Mathieu, veröffentlicht. Es ist nach "Wie später ihre Kinder" und "Rose Royal" der dritte Roman des Autors, der ins Deutsche übersetzt wurde. "Rose Royal" hat mich bereits begeistert, und ich war daher sehr neugierig auf "Connemara". Ich wurde nicht enttäuscht.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die knapp 40jährige Hélène und der gleichaltrige Christophe, die in dem kleinen Ort Cornécourt in Ostfrankreich aufgewachsen sind. Beide befinden sich in einer Lebenskrise.
Hélène stammt aus einfachen Verhältnissen und will schon früh der Enge ihres Elternhauses entfliehen. Sie ist ehrgeizig, ihr genügen in der Schule nur Bestnoten. Nach dem Studium macht sie Karriere als Unternehmensberaterin, heiratet den gutsituierten Philippe und bekommt die Töchter Mouche und Clara. Die hohe Belastung durch Beruf, Kinder und Haushalt fordert ihren Tribut. Nach einem Burnout Hélènes zieht die Familie von Paris nach Nancy, wo sie in einem Architektenhaus wohnt und Hélène Karriere bei einer Beraterfirma macht. Doch sie ist unzufrieden mit ihrem Leben, und auf der Suche nach Abwechslung sieht sie vollkommen unverhofft Christophe, ihren Jugendschwarm, wieder.
Christophe, der aus privilegierten Verhältnissen stammt, hat seine Heimat nie verlassen. Nach dem Ende seiner Karriere als umschwärmter Eishockeyspieler sichert er seinen Lebensunterhalt als Verkäufer von Hundefutter. Seine Ehe mit Charlie, mit der er einen Sohn, Gabriel, hat, ist gescheitert. Er lebt mit seinem demenzkranken Vater zusammen und kümmert sich zeitweise um Gabriel. Regelmäßig trifft er sich mit seinen beiden Freunden und denkt an ein Comeback auf dem Eis.
Der Roman über Hélène und Christophe hat mich von der ersten Seite an gefesselt und in seinen Bann gezogen.
Wie schon bei "Rose Royal", so hat mich auch in "Connemara" der großartige und intelligente Erzählstil des Autors begeistert. Nicolas Mathieu seziert gekonnt die Charaktere und nimmt die moderne Arbeitswelt kritisch unter die Lupe. Auch die politische Situation Frankreichs im Jahr 2017 vor den Präsidentschaftswahlen lässt er in die Handlung einfließen.
Der Roman wechselt ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit und fächert nach und nach die Lebensgeschichten der Protagonisten auf. Wir erleben Hélène als ehrgeizige Jugendliche, die durch ihr Streben nach Bildung ihre Ziele erreicht, und Christophe, der bereits als Jugendlicher gewissen Ruhm erlangt, dessen Leben danach aber stagniert.
Das Buch hat mir sehr viel Lesefreude bereitet, und ich habe sehr gern die Lebenswege der beiden Protagonisten bis zu dem für mich stimmigen Ende verfolgt.
Leseempfehlung von mir für diesen intelligenten Roman mit Tiefgang - 5 Sterne!
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