Description
Product details
Authors | Agneta Pleijel |
Assisted by | Gisela Kosubek (Translation) |
Publisher | Urachhaus |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 16.03.2022 |
EAN | 9783825152802 |
ISBN | 978-3-8251-5280-2 |
No. of pages | 221 |
Dimensions | 146 mm x 23 mm x 217 mm |
Weight | 414 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Liebe, Kunst, Seele, Porträt, Leidenschaft, England, Persönlichkeiten, Ängste, Agatha Christie, Oskar Kokoschka, Doppelporträt, eintauchen, Wesen der Kunst, unterschiedliche Kunstauffassungen |
Customer reviews
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Klein und fein
London 1969. Agatha Christie und Oskar Kokoschka treffen sich. Nicht auf eigenen Wunsch und auch eher widerwillig. Kokoschka soll die fast 80-jährige Schriftstellerin porträtieren. Eigentlich will er das nicht, doch das finanziell großzügige Angebot kann er nicht ausschlagen. Auf der anderen Seite lehnt auch Christie die Sitzungen ab, fügt sich aber dem Willen ihres Mannes und vor allem ihres Enkels. Die beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten treffen aufeinander und in den sechs Sitzungen entsteht nicht nur ein sehr spezielles Porträt, sondern eine Art Biografie der beiden.
Das Buch hat etwas mehr als 200 Seiten. Fairerweise muss man aber sagen, dass auf den Seiten sehr viel Platz gelassen wurde. Bei einem normalen Druck wären es vielleicht gerade 100 Seiten geworden. Dafür finde ich den Preis des Buches ziemlich hoch. Unabhängig davon finde ich allerdings das Cover sehr gelungen, das auf der Vorderseite Agatha Christie und auf der Rückseite Oskar Kokoschka zeigt. Ich kannte beide Künstler, wusste aber nicht, dass sie sich wirklich getroffen haben. So habe ich erst mal nachgeschaut, ob es das beschriebene Bild wirklich gibt. Es gibt es – mir gefällt es nicht. Dafür gefällt mir das Buch um zu mehr. Es ist klein, aber fein. Die beschriebene Handlung könnte möglicherweise so stattgefunden haben. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, nichts davon ist erfunden. Die Biografien beschränken sich auf wichtige und prägende Ereignisse im Leben der Künstler. Trotzdem hat man dann noch eine sehr genaue Vorstellung, was das für Menschen gewesen sein könnten. Daher von mir eine Leseempfehlung. -
Ein literarisches Doppel der Meisterklasse
Die Sepia-Fotografien auf beiden Seiten des Schutzumschlags!
Vorne SIE, Agatha Christie, die sich aus schwach beleuchtetem Hintergrund eines Zimmers (ihres Arbeitszimmers?), an einem Schreibtisch arbeitend, dem Betrachter mit scharfem, etwas nach links gerichteten Blick zuwendet. Rückseitig ER, Oskar Kokoschka, platziert als Brustportrait auf der Seite links unten, in Jackett, weißem Hemd und dunkler Krawatte, nach rechts blickend. Über den Buchschnitt hinweg scheint er ihren Blick wie horchend zu kreuzen, ihn wie mit dem Rauch seiner (zwischen Daumen und Zeigerfinger der linken Hand gehaltenen) Zigarette tief zu inhalieren.
Die Genialität dieser Umschlaggestaltung erschließt sich nur genauem Betrachten; Agatha's Schärfe im Hinsehen ist vonnöten. Von dieser und vielem anderen erfahren wir in den hervoragend übersetzten acht Kapiteln des Buches, einladend klar und überschaubar gegliedert in einen umfänglichen Prolog ('Aufwärmen'), einen Hauptteil mit 6 Kapiteln ('Erste bis sechste Sitzung') und einen knapp gehaltenen Abschluss ('Vernissage und kurzer Epilog').
Was wird erzählt? Agatha's Enkel Mathew und ihr Gatte Sir Max möchten sie zu ihrem achtzigsten Geburtstag porträtieren lassen - von Oskar, der mit seinen 85 Jahren gerade zum letzten Mal in London weilt. Weder der Maler noch die Kriminal-Autorin, die sich bis dato persönlich nicht kennen, sind von dieser Idee begeistert.
In den sechs Sitzungen ergreift hauptsächlich Oskar des Wort, wiewohl er eigentlich Agatha zum Reden bringen will, um dadurch ihrer Persönlichkeit näher kommen und sie malerisch einfangen zu können. Doch sie, die Vielschreiberin, ist scheu, was Sprechen betrifft, und schon gar nicht geht es über sich selbst. Die wachsende Spannung zwischen dem Freimütigen und der Reservierten führt fast zum Abbruch der Arbeit. Auf dem Höhepunkt der Krise aber wendet sich das Blatt.
So betagt die beiden Akteure sind, als Kinder lernt der Leser sie kennen - und als Liebende, beide fast zerbrechend am Verlassenwerden in der Blüte ihrer Jahre.
So gar nichts Seniles, vielmehr pralle, skurile und mitreißende Offenbarungen aus der Lebensbewältigung der beiden Koriphäen packen den Lesenden am Seelen-Schopf und schleifen ihn im Schwunge bis zum letzten Satz.
Sprachliche Präzision, Reduktion und Trockenheit bringen hin und wieder überraschend lyrische, bisweilen sogar fast märchenhafte Stimmung durch die Hintertür. Ebenso unauffällig, fast unerwähnt entsteht während der Einblicke in das seelische Gefüge der Protagonisten das Porträt, eigentlicher Dreh- und Angelpunkt dieser meisterlichen literarischen Komposition. Dessen Enthüllung im letzten Kapitel erfolgt ohne großes Aufheben. Agatha findet, sie habe eine immens große Nase bekommen.
Abgebildet im Buch ist das Ölgemälde nicht. Dem Leser obliegt es selbst, sich auf die Suche danach zu begeben, oder auch nicht.
Halten wir uns also an die beiden Fotografien auf dem Schutzunschlag: Über den Buchschnitt hinweg ist den beiden am Lebensabend Stehenden zuletzt eine Begegnung von enormer seelischer Intimität und Dichte gelungen. Die gut zweihundert Seiten zwischen den Buchdeckeln legen davon Zeugnis ab. Sie sind pures Lese-Geschenk.
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