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Die blutige Einverleibung der zuvor teilautonomen Regionen in den türkischen Zentralstaat dauerte von den 1830er- bis in die 1930er-Jahre. Hans-Lukas Kieser setzt sich eingehend mit den Hintergründen der leidvollen Schaffung des türkischen Nationalstaates auseinander: der Kurdenfrage, dem Völkermord an den Armeniern und der religiösen Spaltung der Gesellschaft. Er untersucht, weshalb staatliche «Befriedung», internationale Reformpostulate und christliche Missionsarbeit Kurdistan und Armenien keinen Frieden bringen konnten. Ausgehend von der Analyse des umfangreichen, in weiten Teilen unbearbeiteten Archivmaterials, das die Missionen hinterlassen haben, und anhand von staatlichen osmanischen Quellen, die der Forschung erst seit kurzem zugänglich sind, wird erstmals die Situation der Opfer minutiös dargestellt. Die Untersuchung zum Niedergang des osmanischen Vielvölkerreiches wird ergänzt durch eine systematische Beschreibung ausgewählter lokaler Schauplätze und durch den Einbezug von über hundert historischen Fotografien.
List of contents
Hinweise zu Schreibweise, Sonderzeichen und Übersetzungen
Vorwort
Verzeichnis der Abkürzungen
Einleitung
Teil 1: „Befriedung“ und Missionierung in der Tanzimat-Ära, 1839–1876
1.1 Überblick: Das osmanische Kurdistan und Armenien im 19. Jahrhundert
1.2 Der missionarische Wettlauf um die „Bibellande“ zwischen
Smyrna, Ararat und Zion
1.3 Der Staat der Tanzimat und die Missionen
1.4 Die letzten Kurdenfürsten und die ersten Kurdistan-Missionare
1.5 Die Aleviten und die protestantische Bewegung
1.6 Der missionarische Beitrag zum Aufbau kollektiver Identitäten
1.7 Die Schauplätze Harput, Van und Urfa
Teilbilanz: Die Zwiespältigkeit der Tanzimat in den Ostprovinzen
Teil 2: Im Kraftfeld von kurdischer Krise, armenischer Frage
und hamidischem Staat, 1876–1908
2.1 Sultan Abdulhamid, das Ende der Tanzimat und der Berliner Kongress
2.2 Die Frage nach der Zukunft der Ostprovinzen
2.3 Die jesuitische „Mission d’Arménie“
2.4 Gewalt als Antwort auf die armenische Frage im Fin de siècle
2.5 Neue Türkeimissionen als Antwort auf die Massaker
und das Schweigen der Regierungen
2.6 Abdulhamid und die Missionen: Kampf gegen „Subversion“
2.7 Etablierung der Missionen trotz hamidischen Widerstands
2.8 Schauplatz Harput in der hamidischen Ära
2.9 Schauplatz Van in der hamidischen Ära
2.10 Schauplatz Urfa in der hamidischen Ära
Teilbilanz: Zentralisierung und Islamisierung versus armenische
Bewegung und protestantischer Internationalismus
Teil 3: Traum und Trauma der Jungen Türkei, 1908–1938
3.1 Überblick: Mission, Ethnie und Staat in der Jungen Türkei
3.2 Die Junge Türkei und die Türkeimissionen
3.3 Aus- und Umbau der Missionsarbeit auf brüchigem Boden,
1908–1914
3.4 Der Weltkrieg und die Missionen
3.5 Visionen und Realpolitik zur Zeit von Wilsons 14 Punkten
3.6 Protestantismus, Alevismus und Jungtürkentum
3.7 Schauplatz Harput, 1908–1920
3.8 Schauplatz Van, 1908–1915
3.9 Schauplatz Urfa, 1908–1922
Teilbilanz: Zivilgesellschaft und Türkeiföderation
versus autoritärer Nationalstaat
Inhaltsübersicht
Konklusion
Zusammenfassung und Ausblick
Anhang
Quellentexte
Statistiken
Chronologie
Glossar
Verzeichnis der Abbildungen, Diagramme, Tabellen und Karten
Ausführliches Inhaltsverzeichnis
Bibliographie
Personenindex
Inhaltsübersicht
Summary
Die blutige Einverleibung der zuvor teilautonomen Regionen in den türkischen Zentralstaat dauerte von den 1830er- bis in die 1930er-Jahre. Hans-Lukas Kieser setzt sich eingehend mit den Hintergründen der leidvollen Schaffung des türkischen Nationalstaates auseinander: der Kurdenfrage, dem Völkermord an den Armeniern und der religiösen Spaltung der Gesellschaft. Er untersucht, weshalb staatliche «Befriedung», internationale Reformpostulate und christliche Missionsarbeit Kurdistan und Armenien keinen Frieden bringen konnten. Ausgehend von der Analyse des umfangreichen, in weiten Teilen unbearbeiteten Archivmaterials, das die Missionen hinterlassen haben, und anhand von staatlichen osmanischen Quellen, die der Forschung erst seit kurzem zugänglich sind, wird erstmals die Situation der Opfer minutiös dargestellt. Die Untersuchung zum Niedergang des osmanischen Vielvölkerreiches wird ergänzt durch eine systematische Beschreibung ausgewählter lokaler Schauplätze und durch den Einbezug von über hundert historischen Fotografien.