Read more
Die Dunkelheit wächst mit jedem Moment - so, wie das Licht mit jedem Moment an Kraft verliert.
Und wenn alles Schatten ist, wenn Hell und Dunkel ineinanderfließen wie Staub und Asche, Wasser und Blut, dann beginnt der kälteste Winter. Dann beginnen die Vergessenen wiederzukehren.
Die Grenzen wurden gebrochen. Der Sucher erwacht ...(Epistulae Exustae, Kapitel 326)
Zwei Brüder ziehen heimatlos umher: Der verwegene Kyle ist getrieben von seiner dunklen Vergangenheit, während der zurückhaltende Raven an der Impulsivität seines Bruders so manches Mal verzweifelt. Warum müssen sie stets fliehen, warum ständig lügen? Als sie ein Tabu brechen und die Grenze zum Verbotenen Land überschreiten, treten die in ihnen schlummernden magischen Kräfte zutage. Auf der hoch angesehenen Akademie von Lunaris sollen Kyle und Raven lernen, ihre Magie zu kontrollieren und zu nutzen. Doch bald schon beginnt die schöne Fassade zu bröckeln, und düstere Prophezeiungen nehmen Gestalt an ...*** Der erste Band von "Liber Bellorum" - Warda Morams fesselnder Fantasytrilogie über zwei Brüder, die die Last der Welten auf ihren Schultern tragen ***
About the author
Warda Moram, geboren 1991, ist Literaturwissenschaftlerin, Künstlerin und Geschichtenerzählerin und lebt westlich der Stadt München. Die Liebe zum Erzählen begleitet sie schon ihr Leben lang. Erste Schreibversuche in der Fantasy machte sie bereits in der Grundschule, und aus dem Hobby wurde schnell eine Leidenschaft. Ihre Abschlussarbeiten für den Master in englischer Literaturwissenschaft widmete sie ebenfalls der fantastischen Literatur. Im Alltag arbeitet sie als Übersetzerin und Editorin.
Foreword
PROLOG
Er rannte, so schnell er konnte. Er wusste nicht, wohin. Sein Körper bestand nur noch aus Schmerz, seine Gedanken überschlugen sich. Sein Hals brannte, seine Beine wollten jeden Moment aufgeben, ihn nicht mehr länger tragen. Wollten diese Qual beenden, seine Flucht, seine Hoffnungslosigkeit … Er beobachtete sich selbst von außen, wie er rannte, vor lauter Verzweiflung kaum atmen konnte - aber dennoch rannte und rannte.
In seinem Kopf hallten die nicht enden wollenden Todesschreie unzähliger Menschen nach. Menschen, die er kannte, die er liebte. Er spürte immer noch überall die Hitze des Feuers, den beißenden Rauch in seiner Lunge. Er konnte kaum sehen vor lauter Tränen in der Dunkelheit der Nacht.
Winzige Hände klammerten sich an ihn, und er drückte das Baby fester an sich. Das leise Wimmern ging in seinem eigenen hilflosen Schluchzen unter, er versuchte schon lange nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten. Jämmerlich weinend konnte er den Blick nicht von seinem eigenen flatternden Schatten abwenden, geworfen von lodernden Höllenflammen, die ihn zu verfolgen schienen.
Vor seinen Augen drehte sich bereits alles, jeder weitere Schritt bedeutete einen neuen Kampf, er wollte sich nur nicht umdrehen, wollte nicht aufgeben. Aber was sollte er nur tun?
Er war doch selbst noch ein Kind!
Er konnte nicht mehr.
Er kam nur noch wenige Schritte voran, dann verließ ihn die Kraft, und er stolperte. Er brach zusammen und blieb einfach liegen. Für eine Weile verharrte er regungslos, während er verzweifelt nach Luft rang. Er vergrub das Gesicht im kalten Gras, schloss die Arme eng um das kleine wimmernde Bündel. Doch seine Erschöpfung steigerte sich mit jedem neuen Atemzug, bis er nicht einmal mehr die Kraft hatte zu weinen. Er verstummte, und aus dem Tal wehte ihm das gierige Knistern der Flammen entgegen.
Er stemmte eine Hand auf den Boden und richtete sich auf, drehte sich langsam um. Seine Augen brannten von den vielen Tränen, während er ratlos das Feuer beobachtete, das vor dem dunklen Nachthimmel mit lodernden Zungen sein Zuhause verschlang. Seine Heimat. Das seine Freunde und Familie tötete, deren Schreie immer noch in seinem Kopf widerhallten.
Warum hatte er nur überlebt? Er ganz allein mit dem Baby, das sich, beruhigt von seinem Herzschlag und seiner Körperwärme, längst in den Schlaf geweint hatte. Er gab dem Kleinen einen vertrauten Kuss auf die Stirn und wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte kein Zuhause mehr, keine Familie mehr, keine Hoffnung mehr.
Und dabei wusste er nicht einmal, was passiert war. Alles, woran er sich erinnern konnte, waren Tod und Zerstörung, Feuer und Schmerz. Der grausame Anblick seiner Mutter, die vor seinen Augen bei lebendigem Leib verbrannt war.
Warum hatte er nur überleben müssen?
"Alles wird gut", murmelte er mit brüchiger Stimme vor sich hin und wusste nicht, wen er damit beruhigen wollte. Das Baby schlief, und er glaubte seine eigenen Lügen nicht.
Ein blutrotes Leuchten erfüllte die Wolken über dem brennenden Dorf, als die Sonne aufging. Und mit dem ersten Licht des neuen Tages fiel der erste Regentropfen.
Er bewegte sich nicht. Er zog nur die Beine an, kauerte sich um das Baby herum zusammen und beobachtete den trüben Sonnenaufgang, beobachtete das blendende Feuer.
Es regnete den ganzen Tag, und alles, was am Abend blieb, war Asche.
Additional text
„Ein packender Roman über zwei Grenzgänger, die sich auch selbst erobern müssen. Magisch.”
Buchjournal 6/2021
Report
"Ein packender Roman über zwei Grenzgänger, die sich auch selbst erobern müssen. Magisch." Buchjournal 6/2021