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Zeugen und Befruchten, Wachsen und Wuchern - um kulturelle undliterarische Schöpfungsprozesse in Worte zu fassen, bieten sich Metaphorikender Fruchtbarkeit an, die spezifische Vorstellungen vonder Erzeugung von Gedanken, Texten und Diskursen geprägt haben.Die Beiträge dieses Sammelbandes dokumentieren und interpretierennarrative und poetische Reflexionen solcher Phantasmen der Erzeugungin Texten des 16. und 17. Jahrhunderts.Die Fruchtbarkeit zielt zwar auf das Produkt (die 'Frucht'), dochgeht es beim Abstraktum ('-keit') gerade um den Weg zu diesemZiel: um das Potential zur Erzeugung. Durch die Verbindung vonFruchtbarkeit und Poiesis rückt der Band also die Potentialität undProzessualität von literarischer Produktion in den Fokus. Die Beiträgebeschreiben, wie (literarische) Texte und (Sprach-)Bilder geistigeFruchtbarkeit reflektieren und imaginieren, und ergänzen damit aucheinen produktionsästhetischen Diskurs, der von der Zentralsetzungindividueller Schöpfungskraft geprägt ist. Denn Fruchtbarkeitsmetaphorikenbetonen nicht einen singulären schöpferischen Ursprungsmoment,vielmehr verdeutlichen sie ein kreatives Potential und eineproduktive Dynamik des Denkens und Dichtens, das über die gestaltendePerson hinausgeht.
About the author
Sarina Tschachtli ist Juniorprofessorin für Germanistische Mediävistik
an der Universität Heidelberg und Teilprojektleiterin des Sonderforschungsbereichs
933 Materiale Textkulturen. Buch: Körper- und
Sinngrenzen. Zur Sprachbildlichkeit in Dramen von Andreas Gryphius,
Paderborn 2017.
Martina Feichtenschlager ist Universitätsassistentin (Post-Doc) am
Fachbereich Germanistik, Abteilung Ältere deutsche Sprache und
Literatur, der Universität Salzburg. Buchpublikation: Entblößung und
Verhüllung. Inszenierungen weiblicher Fragilität und Verletzbarkeit in
der mittelalterlichen Literatur, Göttingen 2016.