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Cahier - Rue Stein - 17. März 2020 bis 11. Mai 2020

German · Book

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Woher kommt das Wort Quarantäne? Bis vor einem halben Jahr wußten das die wenigsten - und noch weniger kannten die dazugehörige Erfahrung. Das hat sich unversehens geändert. Früher mutmaßte man, daß Schiffe die Pest an Bord haben könnten, wenn sie von weither kamen. Und so mußten sie - wie z.B. in Venedig - vierzig Tage warten, ehe sie in den Hafen einlaufen durften. Vierzig Tage? Im Elsaß dauerte der Lockdown des Frühjahrs 2020 länger: Es waren genau 56 Tage. DieErfahrung der Isolation hat Marie Dréa zu einer Art künstlerischer Selbstbefragung genutzt. Wie einst Hieronymus im Gehäus saß sie am Tisch und zeichnete - um sich herum die Geister-Erscheinungen der Nachrichten und Gedanken. Sie sagte sich: «Nulla dies sine linea», und schuf jeden Tag ein Blatt. Das ganze Spektrum zwischen ungläubiger Belustigung und dämonischer Angst ist darin - festgehalten mit einem präzisen Strich, der naiv tun kann, weil er schlechthin virtuos ist. Die Gegenstände des beschränkten Alltags erscheinen plötzlich im Lichte einer neuen Wichtigkeit. Unvermittelt stehen sie neben Assoziationen an Dürers «Melencolia» oder Goyas Zyklus vom «Schlaf der Vernunft, der Ungeheuer gebiert». Beim Blick auf die Wanduhr scheint die Zeit still zu stehen, und doch dringt über das Radio eine Inflation von Informationenherein - disparat, verstörend und grotesk. Marie Dréa zeichnet all dies im Wortsinn auf, ohne sich vorschnell einen Reim auf das Ineinander von Bedrohung und Klosterruhe zu machen. Ihre Blätter bewahren deshalb nicht nur die Stimmung der Quarantäne, sondern reichen weit über die Zeit hinaus, als sich die Verhältnisse von Innen und Außen so merkwürdig umgekehrt haben. Entstanden ist ein «Artist book», das die ungewohnte Beschränkung jener damaligen (und inzwischen wiedergekehrten) Tage konsequent auf die Gestaltung und Materialisierung überträgt. Und siehe da: Wenn der Minimalismus so gekonnt ist wie bei Marie Dréa, vermittelt er eine tiefere Erfahrung, als jede Opulenz es könnte. Es ist eines der schönsten Bücher geworden, die NIMBUS je veröffentlichen durfte.

Summary

Woher kommt das Wort Quarantäne? Bis vor einem halben Jahr wußten das die wenigsten – und noch weniger kannten die dazugehörige Erfahrung. Das hat sich unversehens geändert. Früher mutmaßte man, daß Schiffe die Pest an Bord haben könnten, wenn sie von weither kamen. Und so mußten sie – wie z.B. in Venedig – vierzig Tage warten, ehe sie in den Hafen einlaufen durften. Vierzig Tage? Im Elsaß dauerte der Lockdown des Frühjahrs 2020 länger: Es waren genau 56 Tage. Die
Erfahrung der Isolation hat Marie Dréa zu einer Art künstlerischer Selbstbefragung genutzt. Wie einst Hieronymus im Gehäus saß sie am Tisch und zeichnete – um sich herum die Geister-Erscheinungen der Nachrichten und Gedanken. Sie sagte sich: «Nulla dies sine linea», und schuf jeden Tag ein Blatt. Das ganze Spektrum zwischen ungläubiger Belustigung und dämonischer Angst ist darin – festgehalten mit einem präzisen Strich, der naiv tun kann, weil er schlechthin virtuos ist. Die Gegenstände des beschränkten Alltags erscheinen plötzlich im Lichte einer neuen Wichtigkeit. Unvermittelt stehen sie neben Assoziationen an Dürers «Melencolia» oder Goyas Zyklus vom «Schlaf der Vernunft, der Ungeheuer gebiert». Beim Blick auf die Wanduhr scheint die Zeit still zu stehen, und doch dringt über das Radio eine Inflation von Informationen
herein – disparat, verstörend und grotesk. Marie Dréa zeichnet all dies im Wortsinn auf, ohne sich vorschnell einen Reim auf das Ineinander von Bedrohung und Klosterruhe zu machen. Ihre Blätter bewahren deshalb nicht nur die Stimmung der Quarantäne, sondern reichen weit über die Zeit hinaus, als sich die Verhältnisse von Innen und Außen so merkwürdig umgekehrt haben. Entstanden ist ein «Artist book», das die ungewohnte Beschränkung jener damaligen (und inzwischen wiedergekehrten) Tage konsequent auf die Gestaltung und Materialisierung überträgt. Und siehe da: Wenn der Minimalismus so gekonnt ist wie bei Marie Dréa, vermittelt er eine tiefere Erfahrung, als jede Opulenz es könnte. Es ist eines der schönsten Bücher geworden, die NIMBUS je veröffentlichen durfte.

Product details

Authors Dréa M.
Assisted by Dréa M. (Illustration)
Publisher Nimbus
 
Languages German
Product format Book
Released 01.01.2021
 
EAN 9783038500766
ISBN 978-3-0-3850076-6
No. of pages 120
Dimensions 213 mm x 14 mm x 275 mm
Weight 550 g
Illustrations 56 Abb.
Subjects Humanities, art, music > Art > Plastic arts

Künste, Bildende Kunst allgemein, Covid-19, Corona, Lockdown, auseinandersetzen

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