Description
Product details
Authors | Robert Seethaler |
Publisher | Hanser Berlin |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 03.08.2020 |
EAN | 9783446267886 |
ISBN | 978-3-446-26788-6 |
No. of pages | 128 |
Dimensions | 128 mm x 214 mm x 15 mm |
Weight | 224 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Österreichische SchriftstellerInnen; Werke (div.), Liebe, Musikgeschichte, Musik, Wien, Verrat, Europa, Vergangenheit, Melancholie, Reise, Einsamkeit, Genie, Eifersucht, Tochter, New York, Krankheit, Komponist, Komponisten und Songwriter, Nostalgie, Oper, Vermächtnis, Toblach, Vergänglichkeit, Gustav Mahler, Ein ganzes Leben, Alma Mahler, Der Trafikant, Das Feld, Überfahrt, #ohnefolie, Künstlerporträt, New Yorker Philharmonie, Erste Hälfte 20. Jahrhundert (ca. 1900 bis ca. 1950) |
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Mahler erinnert sich
Gustav Mahler sitzt 1911 unter einer warmen Decke gewickelt am sonnigen Deck der "Amerika" – es ist seine letzte Überfahrt von New York nach Europa, der große Dirigent und Komponist steht kurz vor seinem zu frühen Lebensende. Seit Kindheitstagen von Krankheiten heimgesucht tritt er nun seine letzte Reise an. Seine Frau Alma sitzt mit der Tochter in der Luxuskabine unterhalb des Decks – längst haben sie sich entfremdet. Fieberschübe suchen ihn heim, ein junger und zuvorkommender Schiffsjunge, der nicht weiß, wer Mahler ist, umsorgt ihn. Mahler erinnert sich – an seine Kindheit, an seine verstorbene Tochter, an seine Zeit als Direktor in Wien, an eine von ihm gefertigte Büste von Rodin, an Antisemitismus, an seine Reisen nach St. Petersburg oder Paris, an einen Besuch bei Freud und seine Zeit in New York als Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. Aber auch an sein Komponierhäuschen in Toblach, das Vogelgezwitscher dort und immer wieder an seine große Liebe Alma, die einen anderen Liebhaber hat. Und Mahler hadert an seiner Vergangenheit: die Einsamkeit, das ständige Überarbeiten und hilflose Kranksein, dass er noch so viel hätte komponieren sollen, was aus seinem Körper kommt, und besonders warum er die schöne Alma verloren hat. Und dass es zum Sterben zu früh ist.
In schönen Sätzen webt Robert Seethaler ein emotionales und gedankliches Konstrukt um das Innenleben eines großen Künstlers. Und doch ist es kein Künstlerroman, denn es geht um den gebrechlichen, nahbaren Menschen mit Schmerzen, der kurz vor dem Tod steht. Und so fieberhaft die letzten Momente Mahlers sind, so sind es auch seine Erinnerungen, „wie ungeordnete Schwebeteilchen, die herumirren“. Es gibt viele Metaphern und wiederkehrende Bilder wie die Vögel (die am Ende auch Vorbote des Todes sind), fliegende Fische, immer das Meer, der Himmel und der Schiffsjunge, der sich zu einem zweiten Protagonisten entwickelt.
Seethaler kann wie gewohnt wunderbar flüssig und unverwechselbar erzählen, es reihen sich in zahlreichen Rückblenden poetische Sätze und Gedanken sowie Beobachtungen aneinander und es macht Freude, in diesen dünnen Roman einzutauchen. Doch eine Frage bleibt – warum Gustav Mahler, dem vielleicht größten Schöpfer von atemberaubenden, unsterblichen Symphonien, wenn die Erschaffung von Musik in dem Buch völlig ausgeklammert wird? Die Linien und Ecken als hochsensibler und reizbarer Künstler und seiner Kunst kann der Leser nur erahnen, hier bleibt viel Spielraum zum Spekulieren. Detailreiche, melancholische und sinnliche Atmosphäre schafft Seethaler dennoch und bringt Mahler einmal als feurigen, arbeitswütigen Dirigenten zur Sprache.
Dennoch: „Der letzte Satz“ ist es ein wertvolles, gefühlvolles Kleinod über den schmerzhaften Abschied vom Leben, dem Hadern und Bilanzziehen – feinfühlig und fiktiv um einen großen, sich erinnernden Künstler komponiert, von dem man am Ende sehr viel mehr wissen und vor allem hören möchte. Mahler war am Ende alleine, einzig der Schiffsjunge war bei ihm und wird sich durch die Begegnung weiterentwickeln. Auch das waren Gedanken von Mahler – die Zeit, Vergänglichkeit und Fremdsein.
„Das Meer lebt, dachte er. Man muss nur lang genug stillstehen, um es atmen zu fühlen.“ -
wunderschön geschriebener trauriger Rückblick
Die letzte große Reise des Musikers und Dirigenten Gustav Mahler wurd in diesem Buch mit einem wunderschönen Schreibstil sehr detailliert und emotional beschrieben - das Buch lässt den Leser gemeinsam mit dem Musiker auf dessen Leben zurückblicken. In kleinen Abschnitt wird Glück und Unglück herausgehoben - die Emotionen sind beim Lesen richtig zu spüren - und das war für mich auch das richtig besondere an diesem Buch. Als Leser wird man komplett mitgenommen - absolut gelungen.
Erwarten darf man keinesfalls eine ausführliche Biografie - es sind wirklich nur kleine Lebensabschnitte, die thematisiert werden. -
Ein Musiker? - Ein Mensch!
Inhalt:
Gustav Mahler befindet sich an Bord der Amerika auf der Reise von New York nach Europa. Er ist krank, der Tod nicht mehr fern. An Deck des Schiffes lässt er sein Leben und seine Lieben Revue passieren.
Meine Meinung:
Auf nur etwa 120 Seiten beschreibt Robert Seethaler ein ganzes Leben, ein arbeitsames, ein tragisches, ein einsames Leben, auch wenn Mahler in dieser Erzählung behauptet, keine Einsamkeit zu kennen. Doch die Musik geht ihm immer über alles, er strebt immer zum Höchsten - da ist es nun mal einsam. Und doch ist es auch ein erfülltes, ein glückliches Leben. Er hat viel geschafft und geschaffen, musste Schicksalsschläge hinnehmen und kann Erfolge vorweisen.
Man muss kein besonderes Faible für klassische Musik oder Musik überhaupt haben, um diese biografische Erzählung genießen zu können. Die Musik an sich spielt bei Robert Seethaler eine erstaunlich geringe Rolle. Der Fokus liegt mehr auf dem Menschen Gustav Mahler in all seinen Facetten.
Trotz der Kürze des Textes lernt man diesen Menschen gut kennen. Der Autor gibt ihm eine ausreichende Tiefe, wofür sicher auch der atmosphärisch dichte Schreibstil verantwortlich ist. Er wirkt zuweilen ein wenig poetisch, aber immer klar verständlich. Philosophische Gedanken über das Leben und den Tod runden das Ganze schön ab. -
Portrait eines Ausnahmemusikers
Das Thema Tod und Sterben scheint Seethaler umzutreiben. Nach „Das Feld“ widmet er sich ihm nun erneut.
Seethaler erstellt ein gelungenes, knappes Porträt des zu Beginn des 20. Jahrhunderts berühmten Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler, der – inzwischen todkrank – sich auf seiner letzten Schiffsreise von New York nach Europa befindet. Wehmütig erinnert er sich an schöne und traurige Momente in seinem Leben: seine gefeierte Arbeit an der Wiener Hofoper und der New Yorker Met; seine wunderschöne Frau, die trotz Hinwendung zu einem anderen Mann wegen seiner Krankheit bei ihm bleibt; den Tod seiner kleinen Tochter. Immer wieder spricht aus den Zeilen Mahlers Bedauern, nicht intensiver gelebt zu haben und stattdessen so versessen von seiner Arbeit gewesen zu sein. Somit passt auch gut der melancholische Grundton des Romans.
Das Buch ist sehr informativ und ein Anreiz, sich mit Mahlers Musik zu beschäftigen.
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