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Die Feierlichkeiten anno 2017 haben anschaulich gezeigt, in welchem Grad die Reformation immer noch an die Person Martin Luthers geknüpft wird. Gefeiert wurde der Reformator als der ultimative deutsche Held, der - der Legende nach - mit dem Satz "Hier stehe ich und ich kann nicht anders" gleich zwei bis dahin unhinterfragbare Autoritäten, die des Papstes und die des Kaisers, herausforderte, dessen Hammerschläge nicht allein die Reformation, sondern gar die Neuzeit einläuten sollten, der uns ferner als der erste moderne Mensch persönliche Freiheit schenkte und der den Namen des eigentlichen (neben Bonifatius früher und Bismarck später) Schöpfers der deutschen Nation verdiene. Seit jeher wurde dafür gesorgt, dass sich rund um den Wittenberger Theologieprofessor Mythen wie diese rank(t)en. Dabei hatte die (kirchliche) Reformation, die Luther mitprägte, neben ihren positiven auch problembehaftete Folgen. Spätestens jetzt also, aus heutiger Sicht und vor dem Hintergrund des 500. Reformationsjubiläums, muss deshalb die Frage erlaubt sein, ob man im Falle der 1517 ausgelösten Bewegung in der Tat nur von Gewinn(en), wie es meistens die Forschung des 19., aber auch teilweise 20. Jahrhunderts wollte, oder eben auch von Verlust(en) sprechen sollte.
About the author
Dr. Wolfgang Brylla ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Zielona Góra, Polen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kriminal- und Stadtliteratur sowie Populärkultur.Prof. Dr. Cora Dietl lehrt Deutsche Literaturgeschichte (Schwerpunkt Mittelalter/Frühe Neuzeit) an der Universität Gießen und ist Teilprojektleiterin der DFG-Forschergruppe »Gewaltgemeinschaften«.Prof. Dr. Joanna Godlewicz-Adamiec ist Professorin für Literatur mit dem Schwerpunkt Mediävistik an der Universität Warschau, Polen.Dr. Cezary Lipiński ist Literaturprofessor am Institut für Germanistik der Universität Zielona Góra, Polen. Seine Forschungsschwerpunkte sind deutsche Mystik sowie Kultur und Literatur Schlesiens.Dr. Arletta Szmorhun ist Literaturprofessorin am Institut für Germanistik der Universität Zielona Góra, Polen. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die neueste deutschsprachige Literatur im Kontext aktueller Diskurse von Macht und Gewalt, Körper und Sexualität sowie Fremdheit und Andersheit.Tomasz Szybisty is an assistant professor at the KEN University in Kraków, specializing in intersections of literature and visual arts.Dr. Cezary Lipiński ist Literaturprofessor am Institut für Germanistik der Universität Zielona Góra, Polen. Seine Forschungsschwerpunkte sind deutsche Mystik sowie Kultur und Literatur Schlesiens.Dr. Wolfgang Brylla ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Zielona Góra, Polen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kriminal- und Stadtliteratur sowie Populärkultur.Herman J. Selderhuis ist Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Universität Apeldoorn, Direktor von Refo500, Wissenschaftlicher Kurator der Johannes a Lasco Bibliothek sowie Präsident des Internationalen Calvinkongresses.Dr. Christopher B. Brown is Associate Professor of Church History at Boston University.Dr. Günter Frank ist Direktor der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten und außerplanmäßiger Professor am Karlsruher Institut für Technologie.Dr. Bruce Gordon is Professor of Ecclesiastical History at Yale Divinity School.Barbara Mahlmann-Bauer ist Professorin em. für „Neuere deutsche Literatur“ an der Universität Bern.Tarald Rasmussen ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Oslo.Dr. Violet Soen is Associate Professor for Early Modern History at the Faculty of Arts at the University of Leuven.Dr. Zsombor Tóth is Senior Research Fellow at the Institute for Literary Studies at the Hungarian Academy of Sciences.Dr. Günther Wassilowsky ist Professor für Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.Prof. Dr. Siegrid Westphal ist Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Osnabrück sowie Direktorin des Forschungszentrums Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit.
Summary
Die Feierlichkeiten anno 2017 haben anschaulich gezeigt, in welchem Grad die Reformation immer noch an die Person Martin Luthers geknüpft wird. Gefeiert wurde der Reformator als der ultimative deutsche Held, der – der Legende nach – mit dem Satz „Hier stehe ich und ich kann nicht anders“ gleich zwei bis dahin unhinterfragbare Autoritäten, die des Papstes und die des Kaisers, herausforderte, dessen Hammerschläge nicht allein die Reformation, sondern gar die Neuzeit einläuten sollten, der uns ferner als der erste moderne Mensch persönliche Freiheit schenkte und der den Namen des eigentlichen (neben Bonifatius früher und Bismarck später) Schöpfers der deutschen Nation verdiene. Seit jeher wurde dafür gesorgt, dass sich rund um den Wittenberger Theologieprofessor Mythen wie diese rank(t)en. Dabei hatte die (kirchliche) Reformation, die Luther mitprägte, neben ihren positiven auch problembehaftete Folgen. Spätestens jetzt also, aus heutiger Sicht und vor dem Hintergrund des 500. Reformationsjubiläums, muss deshalb die Frage erlaubt sein, ob man im Falle der 1517 ausgelösten Bewegung in der Tat nur von Gewinn(en), wie es meistens die Forschung des 19., aber auch teilweise 20. Jahrhunderts wollte, oder eben auch von Verlust(en) sprechen sollte.
Foreword
Die im 16. Jahrhundert eingeleitete Reformationsbewegung hatte positive und negative Folgen. Dieser Sammelband möchte aus einem historischen, kulturorientierten, literarischen und sprachwissenschaftlichen Blickwinkel das gängige Reformationsbild auf den Prüfstand stellen.