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Bissig, ätzend und mit blasphemischem Witz - in Echos Knochen treibt der junge Beckett sein anspielungsreiches, selbstreflexiv ironisches Erzählen auf die Spitze.
Als Samuel Beckett 1933 den Erzählzyklus More Pricks than Kicks (Mehr Prügel als Flügel) einreichte, fand der Lektor das Manuskript etwas schmal, er bat um einen weiteren Beitrag, und Beckett schrieb Echo's Bones. Dafür holte er Belacqua, den Helden der bisherigen Geschichten, der bei einer Operation gestorben war, zurück. Der Lektor las den Text, er war ihm zu wild, und Beckett »vergrub« ihn. Erst 2014 ist die Erzählung publiziert worden: Beckett versetzte Belacqua in eine Unterwelt der Mythen und Gespenster und konfrontierte ihn mit den Ausgeburten seiner maßlosen Belesenheit. Es war sein letzter und radikalster Versuch, die explodierende innere Welt zu bändigen, bevor er sich in eine Psychoanalyse begab und die Wende hin zur französischen Sprache und zu Strenge und Kargheit vollzog.
»Belacqua ist ein Mensch, der, gestorben und begraben, wiederhergestellt für den Dschungel, ja wirklich für den Dschungel, restlos erschöpft und im Vollgefühl seiner Schwächen tagein, tagaus von Herzrasen geplagt, zigarrerauchend und nasebohrend und ganz schrecklich unter seinem Ausgesetztsein leidend auf dem Zaun hockt ...«
About the author
Samuel Beckett wurde am 13. April 1906 in Dublin geboren und starb am 22. Dezember 1989 in Paris. Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und erhielt 1969 den Literaturnobelpreis. Beckett ist dem breiten Publikum hauptsächlich durch seine Dramen, insbesondere Warten auf Godot, bekannt, verfasste aber auch Prosa und Lyrik.
Mark Nixon, Literaturwissenschaftler, Ko-Direktor der Beckett International Foundation an der University of Reading, lebt in Reading und Prag.
Chris Hirte, geboren 1948, studierte Germanistik und Anglistik in Berlin. Heute ist er als Publizist und literarischer Übersetzer tätig.
Summary
Bissig, ätzend und mit blasphemischem Witz – in Echos Knochen treibt der junge Beckett sein anspielungsreiches, selbstreflexiv ironisches Erzählen auf die Spitze.
Als Samuel Beckett 1933 den Erzählzyklus More Pricks than Kicks (Mehr Prügel als Flügel) einreichte, fand der Lektor das Manuskript etwas schmal, er bat um einen weiteren Beitrag, und Beckett schrieb Echo’s Bones. Dafür holte er Belacqua, den Helden der bisherigen Geschichten, der bei einer Operation gestorben war, zurück. Der Lektor las den Text, er war ihm zu wild, und Beckett »vergrub« ihn. Erst 2014 ist die Erzählung publiziert worden: Beckett versetzte Belacqua in eine Unterwelt der Mythen und Gespenster und konfrontierte ihn mit den Ausgeburten seiner maßlosen Belesenheit. Es war sein letzter und radikalster Versuch, die explodierende innere Welt zu bändigen, bevor er sich in eine Psychoanalyse begab und die Wende hin zur französischen Sprache und zu Strenge und Kargheit vollzog.
»Belacqua ist ein Mensch, der, gestorben und begraben, wiederhergestellt für den Dschungel, ja wirklich für den Dschungel, restlos erschöpft und im Vollgefühl seiner Schwächen tagein, tagaus von Herzrasen geplagt, zigarrerauchend und nasebohrend und ganz schrecklich unter seinem Ausgesetztsein leidend auf dem Zaun hockt …«
Additional text
»›Echos Knochen‹ ist ein genialisches Frühwerk in typisch Beckett'scher Manier mit kargen Schauplätzen, dominantsubmissiven Beziehungen und monologisch wirkenden Dialogen, die ins Nichts zu führen scheinen.«
Report
»Ein Juwel aus dem Nachlass des großen Samuel Beckett ... Der spätere Literatur-Nobelpreisträger findet in diesem frühen Geniestreich zu seinem einzigartigen Erzählstil - und beeindruckt mit seinem grimmigen Humor.« stern 20191223