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Der Band Verlagerung des geheimen Punkts versammelt Untergrundtexte und Festreden; aber die Unterscheidung besagt wenig, auch die öffentlichen Texte mussten sich aus dem Grund herausarbeiten, und auch in unzensierten Zeiten führt das Denken ein untergründiges Dasein. Den Band eröffnet eine Satire auf das Ausbürgern, geschrieben im Januar 1977, gefolgt von der radikalen Flugschrift Büchners Briefe; er enthält Essays über Shakespeare und Rimbaud, Goethe und Kafka: Poesie und Politik, und zeigt die Arbeit auf eine Wende zu, die zum Umbruch wird. Sie führt den Autor in die heutige Wirklichkeit, »wo sie ihre größte schmerzende Kraft entfaltet« und er mit traumatischer Klarheit sein Versäumnis sieht, seine »Schuld, das schwarze verdammte Dulden« in einer Welt ausgrenzender Grausamkeit. Im historischen Schichtwechsel der sozialen Verwerfungen fragt er nach dem verlagerten geheimen Punkt des Schreibens. »Ich stehe vor Ihnen auf dem gefährlichen Boden, wo man Stellung bezieht, wo Absichten wurzeln, wo ein Narr die Arbeit macht, der scheitern will, und Gelingen ist Scheitern.«
List of contents
Mich zog der Widerspruch groß
Weitgehend durchdachter Plan einer schmerzlosen und radikalen Lösung
Büchners Briefe
Aufklärung. Wiederkommen. Polemik oder: Ich wollte ihnen nur danken
Traumtext (1)
Reisners Reportagen
Rimbaud. Ein Psalm der Aktualität
Vom Menschenhandel (Die Schandschrift)
Der Mensch ohne Zugehörigkeit
Eine delikate Person
London / Berlin
Die Erfahrung der Freiheit
3. Oktober 1990
Raskolnikow Trotzki Gorbatschow
Ist das unser Himmel? ist das unsre Hölle?
Adresse an das cottbuser Theater
"... solang Gedächtnis haust / in this distracted globe"
Karte aus Kairo
Traumtext (2)
Die Räumung oder: Das philosophische Ereignis
Ein Ort für Peter Weiss
Auf Papenfuß
Lyotard oder: Die Leute lassen sich alles erzählen
Dem Geyer gleich. Goethe und Kafka in der Natur
Zu Tellers Gedächtnis
Wanderungen durch das Mark
Die Verhältnisse zerbrechen
Drei Frauen in Berlin
Die Rolle der Weigel
Das Versteck der Seghers
Die leibhaftige Christa Wolf
Die Bäume von Kyoto oder Vom Überleben der Literatur
Mickels Vermächtnis
An Klopstocks 200. Todestag
Der Realist John
Lenin on tour. Performance von Rudolf Herz
Dürerzone. Für Claudia Berg
Die dresdner Denkart
Kommune Sphären
Salute
Fährmann Jastram
Was Candide in seinem Garten widerfuhr
Zukunftsrede
Ein Stein für Silvia Schlenstedt
Totenrede für Christa Wolf
Mail nach Erbil oder Die ertrunkne Braut von Messina
Ein Königreich der Worte
Vom Fortbestehen. Eine Dreinrede
Gedicht unter Billigflagge
About the author
Volker Braun, 1939 in Dresden geboren, arbeitete in einer Druckerei in Dresden, als Tiefbauarbeiter im Kombinat
Schwarze Pumpe
und absolvierte einen Facharbeiterlehrgang im Tagebau Burghammer. Nach seinem anschließenden Philosophiestudium in Leipzig wurde er Dramaturg am Berliner Ensemble. 1983 wurde Volker Braun Mitglied der Akademie der Künste der DDR, 1993 der (gesamtdeutschen) Akademie der Künste in Berlin. 1996 erfolgte die Aufnahme in die Sächsische Akademie der Künste und in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Im Wintersemester 1999/2000 erhielt er die Brüder-Grimm-Professur an der Universität Kassel. Von 2006 bis 2010 war Volker Braun Direktor der Sektion Literatur der Akademie der Künste. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Georg-Büchner-Preis im Jahr 2000. Volker Braun lebt heute in Berlin.
Summary
Der Band
Verlagerung des geheimen Punkts
versammelt Untergrundtexte und Festreden; aber die Unterscheidung besagt wenig, auch die öffentlichen Texte mussten sich aus dem Grund herausarbeiten, und auch in unzensierten Zeiten führt das Denken ein untergründiges Dasein. Den Band eröffnet eine Satire auf das Ausbürgern, geschrieben im Januar 1977, gefolgt von der radikalen Flugschrift
BüchnersBriefe
; er enthält Essays über Shakespeare und Rimbaud, Goethe und Kafka: Poesie und Politik, und zeigt die Arbeit auf eine Wende zu, die zum Umbruch wird. Sie führt den Autor in die heutige Wirklichkeit, »wo sie ihre größte schmerzende Kraft entfaltet« und er mit traumatischer Klarheit sein Versäumnis sieht, seine »Schuld, das schwarze verdammte Dulden« in einer Welt ausgrenzender Grausamkeit. Im historischen Schichtwechsel der sozialen Verwerfungen fragt er nach dem verlagerten geheimen Punkt des Schreibens.
»Ich stehe vor Ihnen auf dem gefährlichen Boden, wo man Stellung bezieht, wo Absichten wurzeln, wo ein Narr die Arbeit macht, der scheitern will, und Gelingen ist Scheitern.«
Additional text
»Volker Braun ist ein Widerspruchsgeist, der sich nicht festlegen lassen will.«
Report
»Außergewöhnlich an den Texten Volker Brauns ist, wie sie sich in die Tiefe hineinarbeiten und aus dem historischen Untergrund wieder hervorholen, was an Hoffnungen mit den Toten begraben wurde.« Michael Opitz WDR 20190507