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Von der Wahlenthaltung über den Konsumboykott bis hin zur Schweigeminute: Oft ist es nicht das Handeln, sondern gerade sein Fehlen, durch das Konflikte ausgetragen und Wandel hervorgerufen werden. Dieser Band setzt sich erstmals systematisch mit diesem Phänomen auseinander, in dem sich Aktivität und Inaktivität überschneiden. Anhand von Fallstudien aus dem 19. und 20. Jahrhundert untersuchen die Beiträge die besondere Eigenlogik und Bedeutung von Unterlassungspraktiken in Europa. Ihre Thematisierung verspricht neue Einsichten in die Konstitution und Dynamik moderner Gesellschaften. Denn gerade im Umgang mit dem Nichthandeln - ob aus Lethargie, zur Vermeidung oder als Widerstand - treten die Ambivalenzen der Partizipationschancen und -erwartungen hervor, durch die sich die Moderne auszeichnet.
List of contents
InhaltEinleitungBartleby und das Unterlassen: Elemente einer historischen Praxeologie des Nicht/Handelns 9Theo JungI. Verzichten: Politische Teilnahmeerwartungen in der KontroverseDas Desinteresse an politischen Wahlen: Preußen und die USA im 19. Jahrhundert 43Hedwig RichterPartizipationsunterlassung, Antipolitik und Apathie als repertoires of democracy: Die Niederlande im europäischen Kontext (1945-1990) 64Wim de JongNicht-Handeln und Nicht-Mitmachen: Nicht erfüllte Erwartungen und politisch abweichendes Verhalten in der DDR 101Christian HalbrockII. Innehalten: Inaktivität und VergesellschaftungVom Appell zur Anleitung: Ratschläge zum Nichtstun seit den 1950er Jahren 129Yvonne RobelPartizipationsverweigerung in der Konsumgesellschaft: Boykott und politischer Protest im 20. Jahrhundert 155Benjamin Möckel"The End of Conversation"? Prolegomena zu einer Geschichte des Schweigens in politischer Kommunikation 184Armin OwzarIII. Aussetzen: Symbolische Performanzen der UnterlassungAusbleibender Beifall: Akklamationsverweigerung als Modus öffentlichen Protests in Frankreich (1789-1848) 215Theo Jung"A complete suspension of all our normal activities": Praktiken des Nicht/Handelns in der Schweigeminute 250Karsten LichauAusblick: Philosophische PerspektivenZum Begriff des Nicht/Handelns und der Hoffnung, Geschichte zum Stillstand bringen zu können 293Jochen GimmelAutorinnen und Autoren 321
About the author
Theo Jung, Dr. phil., ist wiss. Assistent an der Universität Freiburg im Breisgau.
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»Auch wenn man nichts tut, kann das schon eine politische Handlung sein: eine kleine Geschichte des ausbleibenden Beifalls.« Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung, 25.04.2019
»Ein einsamer Mann, der auf einem berühmten Foto aus der NS-Zeit in einer hitlerbegeisterten Menge als Einziger den Arm NICHT zum ›Deutschen Gruß‹ erhebt […]: Gerade das NICHT-HANDELN kann starke politische Wirkungen entfalten.« Günter Kaindlstorfer, Deutschlandfunk ›Andruck‹, 03.06.2019
»Insgesamt liegt hier ein Band vor, der inspiriert. ›Nicht/Handeln‹ als Konzept ermöglicht eine analytische Weitung in der historischen Analyse politischer Kommunikation. Dazu bietet die vorliegende Publikation theoretisch-methodische Ansätze und empirische Beispiele.« Volker Köhler, Neue Politische LIteratur, 12.05.2020
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»Auch wenn man nichts tut, kann das schon eine politische Handlung sein: eine kleine Geschichte des ausbleibenden Beifalls.« Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung, 25.04.2019 »Ein einsamer Mann, der auf einem berühmten Foto aus der NS-Zeit in einer hitlerbegeisterten Menge als Einziger den Arm NICHT zum 'Deutschen Gruß' erhebt [...]: Gerade das NICHT-HANDELN kann starke politische Wirkungen entfalten.« Günter Kaindlstorfer, Deutschlandfunk 'Andruck', 03.06.2019 »Insgesamt liegt hier ein Band vor, der inspiriert. 'Nicht/Handeln' als Konzept ermöglicht eine analytische Weitung in der historischen Analyse politischer Kommunikation. Dazu bietet die vorliegende Publikation theoretisch-methodische Ansätze und empirische Beispiele.« Volker Köhler, Neue Politische LIteratur, 12.05.2020