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Zu unserem Körper haben wir heute ein gespaltenes Verhältnis. Beliebig durch Sport, Chirurgie und Silikon verformbar und gleichzeitig durch Allergie, Abwehrkräftemangel bis zur Immunschwäche AIDS bedroht, steht der Körper als Mittelpunkt unerbittlicher Idealwelten einer glamourösen Medienwelt einerseits und als bedrohlicher Gegner andererseits im Zentrum unseres Interesses. Gibt es einen Gegenstand der Kunst, der uns näher läge? Kann uns die Kunst unserer Zeit Aufschluss geben über die Ängste, die unser Körpergefühl heute ausmachen?
Marina Schneede vermittelt in einem Parcours kurzer, konzentrierter Beschreibungen von Kunstwerken, die sich mit Haut und Haaren, mit Fleisch und Blut beschäftigen, eine Geschichte der Kunst seit den 60er Jahren. Von den Wiener Aktionisten Nitsch und Brus und den Performances von Abramovic und Ulay, die um Einbeziehung des Betrachters und für die Ausstellung des Ureigensten des Körpers, die Befreiung des schamvollen Versteckens kämpften, spannt sie de n Bogen bis in die 90er Jahre, als mit den Arbeiten etwa von Robert Gober oder den Aktionen von Jenny Holzer ein Ausdruck für die zunehmende Angst vor Zerstörung und Gewalt gesucht wurde.
In spannendem Layout und engem Bezug von Bild und Text wird hier an einem Motiv eine neue Form der Annäherung an zeitgenössische Kunst erprobt, die unter die Haut zu gehen verspricht.