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Excerpt from Heinrich von Gent als Repräsentant des Christlichen Platonismus im Dreizehnten Jahrhundert
Die menschliche Seele ist nach Heinrich, wie jede besondere geschopfliche Wesen heit ein Mittleres zwischen reiner Actualität und reiner Passivität. Die reine Actualität ist Gott als Primum agens, dessen Vermöglichkeit mit seiner Wesenhaftigkeit absolut identisch ist. Wäre es nicht so, sondern das Agens primum eine Zusammensetzung aus Essenz und Potenz, so wirkte seine Potenz nicht unmittelbar durch sich selbst, wäre also nicht ein Agens primum, sondern würde vielmehr auf ein Prius, auf ein unmittelbar durch seine Essenz Wirkendes als Höheres und Urhafteres über ihm zurückweisen, von welchem die Vermöglichkeit seiner eigenen Essentialität abzuleiten wäre. Denn jede andere wirkungsfähige Substanz ausser dem Agens primum ist mit einer gewissen Passivität behaftet, und demzufolge auch mit einer bestimmten Art von Reeeptivität, auf welche eingewirkt werden muss, auf dass die active Vermöglichkeit eines solchen passiblen Agens sich activire. In diesem Sinne ist also keine creatürliche Substanz, somit auch die menschliche Seele nicht sua potentia, und kann demzufolge weder in sich selbst, noch auf ein Anderes, mit welchem es zusammengesetzt ist, aus sich selber allein wirken ein Satz, aus welchem Heinrich weiter auch, wie wir unten sehen werden, die Unthun lichkeit der Thomistischen Auffassung der intellectiven Seele als unmittelbarer Wesens form des menschlichen Leibesgebildes folgert.
Die reine Passivität ist in der Materia prima dargestellt. Wie alle active Potentia litat zuhöchst auf Gott als Agens primum, so muss alle passive Potentialität schliesslich auf die Materia prima als urhafte Passivität und primäre passive Potentialität zurück geführt werden, deren Wesen die reine Passivität ist, und mit dieser absolut zusammen fällt. Gleichwie die reine Materie die grundhafte Empfängerin aller Substantialformen, so ist das substantielle Compositum aus Materie und Form seiner \vesenheit nach Einpfänger und Träger der accidentalen Formen; und ebenso recipiren die reinen immateriellen Formen unmittelbar durch sich selber ihre Aceidenzen und sind unmittel bar durch sich selber receptiv, daher das Empfinden und Denken, welche allerdings accidentelle Operationen der Seele sind, unmittelbar aus der \vcsenheit der Seele, soweit dieselbe passive Potentialität ist, hervorgehen.
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