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Excerpt from Über den Gegensinn der Urworte
Die Sache scheint so selbstverstandlich, dass man den Gedanken, die Menschen hätten sie jemals anders betrachtet, nicht zu fassen vermag. Es scheint unglaublich, dass es einmal eine Zeit gegeben habe, in welcher ein Mann, im.freundlichen Gespräch mit seinem Nachbar, jene bluhende junge Dame hässlich, und einen berühmten Becken seiner Gegend einen schwächlichen Feigling ge naunt haben könne. Es ist ebenso schwer zu verstehen, dass der Nachbar, dem diese ausserordentlichen Meinungen mitgetheilt wurden, sie nicht verlacht, sondern gebilligt und als völlig erwiesen angesehen haben soll. Und es ist sicherlich das Unbegreiflichste von allem, dass wah rend die Beiden hässlich nannten, was schön war, und schwach, was stark war, sie eigentlich gar nicht einmal meinten, das Schöne sei hässlich, und das Starke schwach, sondern vielmehr eine ganz richtige Ansicht von den Dingen hegten, und nur im Ausdruck, in der Bezeichnung so sonderbar fehl gingen. Die Sache sieht zu absurd aus, um möglich zu sein. Und dennoch haben wir den vollen geschichtlichen Beweis in Händen, dass es eine Periode gegeben hat, in welcher so wirre Gesmäche geführt, und zwar mit allseitiger Zustimmung geführt worden sind.
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