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In seinem neuen Buch mit dem programmatischen Titel wundgewähr packt José F. A. Oliver, "wort & welt im ohr", seinen "rucksack" aus. Sanfte Erdbeben mit jedem Wort. Wie in einem Ruck lässt der "nomadische Heimatdichter" (Ilija Trojanow) alle Zeichen aus dem Sack, um sie wundgemäß neu zu setzen. Mit "wundgewähr": wahrhaft, unverstellt, sachgemäß. Wo es doch darum geht, auf den poetischen Fährten, die sich in jedem Wort auftun, den kontinuierlichen Widersprüchlichkeiten am Leben nachzuspüren. Schreiben mit "messer & gabel & schere & licht". Nach Belieben ist Oliver das Kind, das mit den Sprachen spielt. Er stibitzt sie, wie das Kind die ihm verwehrten Instrumente. Aber Oliver lässt die Sprachen nicht feiern, er gibt sich keinen Sprachspielen hin, er macht aus ihnen lauter Spielsprachen. Bald humorvoll, bald zornig, auch ironisch, mitunter bitter und oft ohnmächtig, zuweilen mit "m:acht" und immer mit Bedacht verleiht er den Wörtern "weltbiss", um "die welt mit sätzen zu verbessern" und in Gegenwart des Todes "die niederkunft der wundgewähr / aus welken & w:erden" zu verkünden.
About the author
José F. A. Oliver, 1961 in Hausach geboren, studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie in Freiburg. Er ist Verfasser von Gedichten, Kurzprosa und Essays zu kulturpolitischen Themen. Nach Aufenthalten in der Schweiz, Ägypten, Peru, der Türkei und den USA war er 2002 Gastprofessor am MIT und übernahm 2007 die Poetikdozentur an der TU Dresden. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Thaddäus-Troll-Preis, dem Kulturpreis Baden-Württemberg, dem Joachim-Ringelnatz-Preis, dem Basler Lyrikpreis 2015 oder dem Heinrich-Böll-Preis für Literatur der Stadt Köln 2021. Seit 2022 ist er Präsident des PEN-Zentrums Deutschland.
Summary
In seinem neuen Buch mit dem programmatischen Titel wundgewähr packt José F. A. Oliver, „wort & welt im ohr“, seinen „rucksack“ aus. Sanfte Erdbeben mit jedem Wort. Wie in einem Ruck lässt der „nomadische Heimatdichter“ (Ilija Trojanow) alle Zeichen aus dem Sack, um sie wundgemäß neu zu setzen. Mit „wundgewähr“: wahrhaft, unverstellt, sachgemäß. Wo es doch darum geht, auf den poetischen Fährten, die sich in jedem Wort auftun, den kontinuierlichen Widersprüchlichkeiten am Leben nachzuspüren. Schreiben mit „messer & gabel & schere & licht“. Nach Belieben ist Oliver das Kind, das mit den Sprachen spielt. Er stibitzt sie, wie das Kind die ihm verwehrten Instrumente. Aber Oliver lässt die Sprachen nicht feiern, er gibt sich keinen Sprachspielen hin, er macht aus ihnen lauter Spielsprachen. Bald humorvoll, bald zornig, auch ironisch, mitunter bitter und oft ohnmächtig, zuweilen mit »m:acht« und immer mit Bedacht verleiht er den Wörtern »weltbiss«, um »die welt mit sätzen zu verbessern« und in Gegenwart des Todes »die niederkunft der wundgewähr / aus welken & w:erden« zu verkünden.
Foreword
Sanfte Erdbeben in Wortlandschaften
Additional text
»Oliver erfindet bisweilen gänzlich neue Sprachansätze, in die man sich hineinfinden muss, möchte, denn sie machen etwas mit dem, wie man die Sujets der Gedichte wahrnimmt, die vom tagespolitischen Kommentar über das gebrochene Stillleben über Verlusterfahrungen und Weltzweifel zu einer Art Erkenntnis führen: Welt, Wahrnehmung und Sprache sind niemals eins, man muss sie subjektiv einander nahebringen. Nicht mit dem Ziel, zu verstehen. Sondern mit dem Ziel, Fragen zu stellen, wann immer es geht.«
– Gerrit Wunstmann, Signaturen-Magazin
Report
»[...]eine ganze Subgattung scheint der Dichter zu begründen: die postnationale Lyrik. Die Idee von einer fixen Identität wird darin als Konstruktion entlarvt. Das Ich nimmt weltbürgerliche Züge an, definiert sich nicht aus der Prägung, sondern aus seinem eigenen Entwurf heraus.« - Björn Hayer, neues Deutschland Björn Hayer Neues Deutschland 20180628