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Bei einer Zwischenlandung der griechischen Troiakämpfer auf der Insel Chryse wurde Philoktet, der den Bogen des Herakles besitzt, von einer Schlange am Bein gebissen. Der Biss verursachte eine sehr schmerzhafte, nicht heilende Wunde. Wegen seiner Schmerzensschreie wurde Philoktet, schlafend, ganz allein, an einem unbewohnten Küstenstrich der Insel Lemnos ausgesetzt. Neun Jahre später erfahren die Griechen durch einen Seher, dass Troia nur erobert werden kann, wenn Philoktet mit seinem Bogen nach Troia kommt.
In Sophokles' Tragödie wird problematisiert, ob und wie es möglich ist, einen Menschen, den man so hintergangen und jahrelang seinen Schmerzen und unsäglichen Lebensbedingungen überlassen hat, dazu zu bringen, ebenjenen zu helfen, die ihm das angetan haben. Führt eine neuerliche Intrige oder freundschaftliches Zureden zum Ziel, oder ist der Konflikt menschlich überhaupt nicht zu lösen?
Die Ausgabe bietet eine Einführung, eine neue deutsche Übersetzung und die erste ausführliche Kommentierung in deutscher Sprache. Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Für griechischkundige Leser sind zusätzlich ein kritisch durchgesehener griechischer Text und textkritische und sprachliche Erläuterungen beigegeben.
About the author
Sophokles wurde 496 v. Chr. im attischen Demos Kolonos als Sohn eines wohlhabenden Unternehmers geboren. Er genoss eine sehr gute Erziehung und Ausbildung, verkehrte in Intellektuellenkreisen, übernahm bald verschiedene politische Ämter und wirkte im kulturellen und politischen Leben Athens mit.§§Bereits als 25-jähriger gewann Sophokles die Dionysien, ein Wettstreit zwischen Dichtern im Dionysostheater, mit seiner Tetralogie Triptolemos . Auch seine weiteren Stücke wie Antigone , Philoktet und Ödipus wurden zu großen Erfolgen. Von seinem äußerst umfangreichen Werk sind leider nur sieben Tragödien überliefert. Sophokles gilt als Neuerfinder der attischen Tragödie: er führte den dritten Schauspieler ein, die Schauspieler für seine Stücke wurden passend zur Rolle ausgewählt, er erhöhte die Zahl der Chorsänger von 12 auf 15 und integrierte den Chor in das Stück, und außerdem wurde zum ersten Mal die Handlung durch Bühnenbilder verdeutlicht. Durch diese Neurungen wurde das Schauspiel lebendiger, spannender und dramatischer. Erstmals bei Sophokles wird der Mensch als Individuum mit all seinen Fehlern und die Götter nicht mehr nur verehrend dargestellt. Er gilt als Meister der tragischen Ironie, der gedanklichen Tiefe und sprachlichen Ausdruckskraft.§§Im Alter von etwa neunzig Jahren ist Sophokles 406 oder 405 v. Chr. gestorben. Kurz nach seinem Tod wurde ihm zu Ehren eine Statue im Dionysostheater aufgestellt.
Dr. Bernd Manuwald ist Professor für Klassische Philologie (Gräzistik) an der Universität Köln.
Report
"[...] this is a strong contribution to a valuable series." P.J. Finglass in: Exemparia Classica 22 (2018), 221-223
"The volume is most valuable for the reader without any Greek who wants the translation at one extreme and the Hellenist working on the play at the other. Its strengths are philological, and philologists will want to consult it." Ann Arber/Ruth Scodel in: Gnomon, 2020, H. 4, 362-363
"Unterm Strich ist aber der Band als Ganzes geradezu ohne Einschränkungen zu begrüßen. Wie angekündigt erhält der Leser und Liebhaber vielfältigste Informationen und eine kaum genügend zu würdigende Einführung in einen - trotz oder wegen knapp zweieinhalbtausend Jahre Beschäftigung und Wirkungsgeschichte - nicht leicht zugänglichen Gegenstand. [...] So wünscht abschließend zumindest der Rezensent der ganzenReihe2 alles Gute und hofft darauf, dass noch möglichst viele weitere, ähnlichbelehrend-anregende Bände erscheinen werden." Friedemann Weitz in: Göttinger Forum für Altertumswissenschaften, 2019, Bd. 22, 1084-1091