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Im Mittelpunkt dieses Buchs stehen drei Redeereignisse auf dem Wormser Reichstag von 1521. Erstmals werden Anklage, Verteidigung und Aburteilung Martin Luthers als rhetorischer Zusammenhang untersucht. Hat Luther seine berühmte Rede wirklich mit dem Ausruf "Hier stehe ich, ich kann nicht anders!" geschlossen? Was hat die "sola scriptura"-Forderung mit Luthers merkwürdigen Nachverhandlungen in Worms zu tun? Gehört das alles zur Renaissance und zum Beginn der Neuzeit?
Es tritt ein Komplex von Kommunikationsmaßnahmen um Luthers PR-Team und um seine eigenen rhetorischen Interaktionen auf dem Reichstag hervor. Die Rhetorik zeigt sich hier als der große Dynamikfaktor der Geschichte. Religionsgeschichtlich ragt Luthers Weckruf von 1517 als Datum heraus. Säkulargeschichtlich hingegen ist 1521 das entscheidende Jahr eines epochalen Aufbruchs zu neuen politischen Dimensionen. Schlüsselbegriff wird ab jetzt der "Protest". Er beginnt sich zwar erst langsam, aber unwiderruflich, als sozialkommunikative Institution in der westlichen Welt zu etablieren und zum komplementären Faktor gegenüber der Macht zu werden.
About the author
Joachim Knape, University of Tübingen, Germany.
Summary
The book addresses the events surrounding three rhetorical events at the Diet of Worms in 1521. For the first time, Luther’s accusation, defense, and condemnation are examined in terms of their rhetorically motivated context. Did Luther truly conclude his speech with the call, "Here I stand, I can do no other"? Is all of this the start of early modernity? And to what extent did Worms mark the launch of "protest" as a new social institution?
Report
"[Es] bleibt der große Reiz des Buches, durch den erstmaligen rhetorischen Blick auf bekannte historische Vorgänge diese inhaltlich und sprachlich neu erschlossen zu haben."
Stefan Rhein in: sehepunkte 18 (15.11.2018), http://www.sehepunkte.de/2018/11/31567.html
"Im Jahr des Reformationsjubiläums, das von vielen auch als ein Lutherjubiläum verstanden und gefeiert wurde, lenkt der Band den Blick zurück auf die originalen Aussagen Luthers und wirkt wohltuend in der Fülle an fehlgeleiteten Lutherparaphrasen oder auch nur Inanspruchnahmen, denen die notwendige Text- und Gedankentreue fehlt."
Markus Wriedt in: Archiv für Reformationsgeschichte 46/47 (2017/2018), 29-30
"K. [Knape] schafft es, einerseits 1521 plastisch vorzuführen und so neue Blickwinkel rhetorikhistorisch zu erschließen und andererseits die modernitätsermöglichenden Faktoren dieses Ereignisses zusammenzuführen. Das Werk eignet sich damit für interessierte Laien wie Lutherforscher."
Christpoh T. Nooke in: Luther 89/3 (2018), 178-180