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Erich Ohser alias e.o. plauen - mit seinen liebenswerten wie humorvollen "Vater- und Sohn"-Bildgeschichten begeisterte der kongeniale Zeichner aus Plauen ein Millionenpublikum. Aber wer weiß schon, dass Ohser, den mit Erich Kästner eine enge Freundschafts- und Arbeitsbeziehung verband, der nach 1933 nicht mehr frei publizieren durfte und dessen Leben mit seinem Freitod 1944 so früh und tragisch endete, noch ganz andere Ausdrucksmöglichkeiten umsetzte und ein breites Spektrum seiner Zeichenkunst hinterlassen hat?In unmittelbarer Nähe zum umfänglichen Nachlass der Erich Ohser - e.o.plauen-Stiftung entstanden legt die Werkausgabe fundiert und forschungsaktuell, gleichwohl anschaulich das facettenreiche Oeuvre des vorwiegend mit Tusche und Bleistift arbeitenden Zeichenkünstlers dar: von Beobachtungen mit dem Zeichenstift über Illustrationskunst und Gebrauchsgrafik, weiter über Pressezeichnungen wie Karikaturen und Witzbilder bis hin zu den "Vater und Sohn"-Bildgeschichten. Eindrucksvoll geben die bildgetragenen Seiten einen repräsentativen Querschnitt des an bildnerischen Themen und zeichnerischen Techniken so vielgestaltigen Werkes Erich Ohsers wieder - darunter etliche, bis dato unveröffentlichte Arbeiten. In Verbindung mit den einlässlichen Ausführungen der renommierten Kunsthistorikerin Dr. Elke Schulze und einer ausführlichen Biografie zu e.o.plauen entsteht so ein bemerkenswertes Bild der Lebens- und Wirkspuren dieses begnadeten Zeichners, der namhaften Künstlern wie George Grosz oder Käthe Kollwitz ebenbürtig zur Seite steht.
About the author
Dr. Elke Schulze, geboren 1967 in Erfurt, Studium der Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften, Dissertation zu wissenschaftshist. Thema der Kunstgeschichte, zwölf Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bild- und Kunstgeschichte der HU zu Berlin, Lehre und Publikationen zu Zeichnung, Druckgrafik, Illustration, Comic, seit 2010 Vorstand der Erich Ohser e.o.plauen Stiftung in Plauen, hier Betreuung und Aufarbeitung des künstlerischen Nachlasses von Erich Ohser, Konzeption und Durchführung der Ausstellungen vor Ort, Publikationen und Vorträge zu Leben und Werk Erich Ohsers.
Erich Ohser, geboren am 18. März 1903, verbrachte Kindheit und Jugend in Plauen. Nach Abschluss einer Lehre Studium der Grafik in Leipzig. Danach Arbeit als Buchillustrator und Karikaturist. Scharfe Spottzeichnungen im sozialdemokratischen "Vorwärts" sind 1934 der Grund zur Verweigerung der Aufnahme in die Reichspressekammer und glich einem Berufsverbot. Um unter den NS-Machthabern als unpolitischer Zeichner arbeiten zu können, musste Ohser ein Pseudonym annehmen: Er entschied sich für e. o. plauen. Drei Jahre lang erschien dann Woche für Woche neue Folgen von 'Vater und Sohn' und begeisterten ein Millionenpublikum. Nach Denunziationen nahm sich Ohser 1944 vor einem Volksgerichtshof-Prozess das Leben.