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Die industrialisierte Welt durchlebt zweifelsohne derzeit eine Periode weitreichender Veränderungen in nahezu allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Vielzahl der bevorstehenden Umbrüche sowie der mitunter enormen Komplexität einzelner Herausforderungen lässt sich nur mit komplexen Lösungsstrategien begegnen. In diesem Zusammenhang weisen viele Studien auf die Bedeutung von Vielfältigkeit in der Gesellschaft und in Unternehmen hin. Tatsächlich machen die heutigen Anforderungen an das Management von Organisationen mit ihren primären Aufgabenfeldern »Entscheiden« und »Problemlösen« mehr Vielfalt notwendig, um anpassungs- und somit überlebensfähig sein zu können. Die permanent diagnostizierte steigende Dynamik und Komplexität bei gleichzeitiger Unsicherheit erfordern immer mehr intelligente Lösungen und Flexibilität bei der Entscheidungsfindung. Dafür ist allerdings, im Gegensatz zu den üblichen Schwerpunkten des Diversity Managements, die oft nur auf äußeren Merkmalen liegen, kognitive Vielfalt notwendig.
Die vorliegende Arbeit weist damit auf ein Dilemma hin, das nicht alleine von der BWL gelöst werden kann, denn kognitive Vielfalt ist gesellschaftlich bedingt. Der Frage, wie die grundsätzlich vorhandene kognitive Vielfalt des Einzelnen durch Sozialisation innerhalb der Gesellschaft beeinflusst und oftmals auch eingeebnet wird, wird dementsprechend interdisziplinär nachgegangen. Dabei wird insbesondere die Rolle des Primats der Wirtschaft in der kapitalistischen Gesellschaft betrachtet und die gesamtgesellschaftliche Einbettung der Betriebswirtschaftslehre aufgezeigt. Im Ergebnis entsteht ein Wegweiser für die Betriebswirtschaftslehre und ihre Verantwortung für die Entwicklung der Gesellschaft und damit für Entscheider in Wissenschaft, Praxis und Politik.
List of contents
1. Vielfalt in Organisationen - Erste Orientierungen
1.1. Plausibilisierung des Forschungsgegenstandes: Forschungsmotivation
1.2. Fragen, Zielsetzungen und weiteres Vorgehen
1.3. Wissenschafts- und erkenntnistheoretische Grundposition
1.4. Methodologie und Forschungsdesign
1.5. Weiteres Vorgehen und Aufbau der Arbeit
1.6. Vielfalt in Managementtheorie und -praxis
2. Theoretische Analyse der kognitiven Institution
2.1. Kognitive Institutionen - eine Begriffsbestimmung
2.2. Der Begriff der Institution
2.3. Der Institutionenbegriff in der Organisationstheorie
3. Interdisziplinäre Betrachtung von kognitiven Institutionen
3.1. Interdisziplinarität
3.2. Weiteres Vorgehen und Zielsetzung des Kapitels
3.3. Die Kognitionswissenschaften - Analyse der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit
3.4. Neurowissenschaften - innere Bilder
3.5. Kulturwissenschaften - Verknüpfung von Kognition und Kultur
3.6. Sozialisationsforschung - Subjektive Theorien
3.7. Zwischenzusammenfassung und weiteres Vorgehen
4. Der gesellschaftliche Primat der Wirtschaft als kognitive Institution
4.1. Die Konstitution eines Primats der Wirtschaft
4.2. Dekonstruktion des kapitalistischen Gesellschaftsmodells
4.3. Der gesellschaftliche Primat der Wirtschaft als eine kognitive Institution
5. Implikationen für Managementtheorie und -praxis
5.1. Selbsttäuschung - Scheuklappen eines Primats der Wirtschaft
5.2. Arbeit am System - weniger Mehr-Desselben
6. Resümee und Ausblick
6.1. Zentrale Erkenntnisse
6.2. Weiterer Forschungsbedarf
About the author
Edigna Kessel, geb. 1977 in München, studierte von 1997 bis 2002 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Augsburg. Nach erster Berufserfahrung war sie von 2006 bis 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Hans A. Wüthrich an der Professur für Internationales Management des In-
stituts für die Entwicklung zukunftsfähiger Organisationen der Universität der Bundeswehr München tätig. Ihre Promotion zum Dr. rer. pol. erfolgte im Februar 2016.