Read more
Liwadija, so heißt der unverhoffte Ruhepunkt im Nomadenleben von J., einem kubanischen Schmuggler, der sich in den Grenzgebieten des zerfallenden Sowjetimperiums komfortabel eingerichtet hat. Nach seiner fieberhaften Jagd dem blanken Gewinn hinterher, bei dem seine Ware - von Mammutzähnen über Nachtsichtgeräte bis zu einem überaus seltenen Schmetterling - immer kleiner, immer wertvoller wird, hat es ihn in das Seebad auf der Krim verschlagen, wo er vor den Trümmern seiner letzten und gewagtesten Transaktion steht: eine Frau und ihre Seele zu schmuggeln.
Die junge Russin W. ist ihm vor dem "Saray", einem Nachtclub in Istanbul, begegnet; Eiskunstläuferin sei sie. Als er merkt, daß sie ihn aufs Glatteis führt, ist es zu spät: schon ist der so kühl berechnende J. überredet, W. aus dem Bordell zu entführen, heim nach Rußland. Die abenteuerlich opernhafte Rettungsaktion endet abrupt im Hafen von Odessa, als W. grußlos verschwindet. In Liwadija sinnt er nun darüber nach, wie sehr er sich diesmal getäuscht hat - bis überraschend der erste Brief von W. eintrifft. Sechs weitere folgen. Sind es Liebesbriefe?
Eine ganz andere Frau tritt J. darin entgegen, und jetzt heißt es, ihr den alles klärenden Liebes- und Offenbarungsbrief zu schreiben, die Geschichte seines bewegten Schmugglerlebens zu erzählen. Einen Brief, für den er sich erst einmal Verstärkung bei den großen Briefwechseln der Weltliteratur holt.
Mit schimmernder Selbstironie, wunderbar genauer Beobachtungsgabe und immer wieder verblüffend changierenden Bildern ist der Erzähler J. seinen Gefühlen auf der Spur - und der Seele einer Frau, so schwierig einzufangen wie ein Schmetterling.
About the author
Susanne Lange, geb. 1964 in Berlin, ist eine deutsche Philologin und literarische Übersetzerin sowie Gutachterin für Verlage im Bereich spanischsprachiger Literatur. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft und ist seit 1992 als freie Übersetzerin von literarischen Texten in die Deutsche Sprache tätig. Susanne Lange lebt und arbeitet in Barcelona. 2009 wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung geehrt.
Additional text
Liwadija, so heißt der unverhoffte Ruhepunkt im Nomadenleben von J., einem kubanischen Schmuggler, der sich in den Grenzgebieten des zerfallenden Sowjetimperiums komfortabel eingerichtet hat. Nach seiner fieberhaften Jagd dem blanken Gewinn hinterher, bei dem seine Ware - von Mammutzähnen über Nachtsichtgeräte bis zu einem überaus seltenen Schmetterling - immer kleiner, immer wertvoller wird, hat es ihn in das Seebad auf der Krim verschlagen, wo er vor den Trümmern seiner letzten und gewagtesten Transaktion steht: eine Frau und ihre Seele zu schmuggeln.
Die junge Russin W. ist ihm vor dem »Saray«, einem Nachtclub in Istanbul, begegnet; Eiskunstläuferin sei sie. Als er merkt, daß sie ihn aufs Glatteis führt, ist es zu spät: schon ist der so kühl berechnende J. überredet, W. aus dem Bordell zu entführen, heim nach Rußland. Die abenteuerlich opernhafte Rettungsaktion endet abrupt im Hafen von Odessa, als W. grußlos verschwindet. In Liwadija sinnt er nun darüber nach, wie sehr er sich diesmal getäuscht hat - bis überraschend der erste Brief von W. eintrifft. Sechs weitere folgen. Sind es Liebesbriefe?
Eine ganz andere Frau tritt J. darin entgegen, und jetzt heißt es, ihr den alles klärenden Liebes- und Offenbarungsbrief zu schreiben, die Geschichte seines bewegten Schmugglerlebens zu erzählen. Einen Brief, für den er sich erst einmal Verstärkung bei den großen Briefwechseln der Weltliteratur holt.
Mit schimmernder Selbstironie, wunderbar genauer Beobachtungsgabe und immer wieder verblüffend changierenden Bildern ist der Erzähler J. seinen Gefühlen auf der Spur - und der Seele einer Frau, so schwierig einzufangen wie ein Schmetterling.