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Auf den ersten Blick könnten die Positionen von Andreas Mühe und Markus Lüpertz nicht unterschiedlicher sein. Daher ist es umso erstaunlicher, dass diese beiden Künstler entschieden haben, unter dem Titel Ancien Régime 2016 gemeinsam in der Kunsthalle Rostock auszustellen.
In der Serie "Obersalzberg" widmet Andreas Mühe sich der provokanten Ästhetik des Nationalsozialismus, die sich in Körperhaltung, Gestus, Kleidung, aber auch Perspektive und Lichtsetzung ausdrückt. Er verwendet malerische Mittel in seiner Fotografie und schafft somit den Bruch zur Realität und den Ausblick ins Imaginäre. Neben der Obersalzberg-Serie wird Mühe neue Arbeiten präsentieren.
Mit 96 Zeichnungen stellt Markus Lüpertz zum ersten Mal die umfassende Werkserie zum Apoll des Bildhauers Ludwig Münstermann aus. Lüpertz tritt in einen intensiven Dialog mit der gesamten Kunstgeschichte. Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Reflexion über Zeit verleihen dem Künstler eine Sonderrolle innerhalb der Gesellschaft.
In der begleitenden Publikation Ancien Régime 2016 lassen Mühe und Lüpertz die Erwartungen der Betrachter mit ihrem Spiel historischer Bildtraditionen und tradierten Sehgewohnheiten kollidieren.
About the author
Heinrich Heil (geb. 1954) ist Philosoph mit ausgeprägtem Interesse an Kunst. Im Sinne des alten platonischen Ideals verbinden ihn mit Künstlern- Baselitz, Lüpertz, A.R. Penck, Herold und eben Byars- seit Jahren Freundschaften und Gespräche, die z.T. schon erschienen sind (so das vorzügliche Der Kunst die Regeln geben: ein Gespräch mit Markus Lüpertz. Ammann, Zürich 2005). Lehrtätigkeit an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und der Kunsthochschule für Medien in Köln. Lebt mit seiner Frau in Düsseldorf, wo er gegenwärtig als Kulturreferent des Oberbürgermeisters arbeitet.
Durs Grünbein, 1962 in Dresden geboren, der u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnete Dichter und Essayist, gehört zu den bedeutendsten Autoren seiner Generation. Der Dialog mit den Naturwissenschaften und den Künsten ist von Anbeginn Thema seines Schreibens. Durs Grünbein befasst sich mit Fotografen wie Jeff Wall, William Eggleston oder Sternfeld, mit Künstlern wie Francis Bacon, Chardin, Cezanne, Ilya Kabakow, Hermann Nitsch u. a., er befragt sie nach ihrem Verhältnis zur Zeit, zum Körper und zur Geschichte. 2005 erhielt er den "Friedrich Hölderlin-Preis" und 2006 wurde Durs Grünbein mit dem "Pier Paolo Pasolino Preis", dem internationalen Lyrikerpreis, ausgezeichnet. Im Jahr 2012 wurde er mit dem Tomas-Tranströmer-Preis geehrt.
Markus Lüpertz, geboren 1941 in Liberec (Böhmen), studierte 1956 bis 1961 an der Werkkunstschule Krefeld. 1962 Übersiedlung nach Berlin, 1966 Beginn der dithyrambischen Malerei nach den Kultliedern auf Dionysos. Ab 1976 Professur an der Kunstakademie Karlsruhe, ab 1986 an der Kunstakademie Düsseldorf, deren Rektorat er 1988 übernahm. Zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland, 1996 große Retrospektive in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, 1997 in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München.