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15 Jahre nach der Wende kann Vollzug gemeldet werden: Die Einigung ist überweite Strecken wirklich gelungen. Allein: Die objektive Realität stimmt nicht überein mit der subjektiv wahrgenommenen, mit der »gefühlten Einigung« von Ost- und Westdeutschland. Während die Entfremdung und das Weiterbestehen zweier Kulturen im Deutschland der Nachwendezeit mit dem soziologischen Begriff »Kulturschock« zutreffend beschrieben wurde, stellt sich heute die Situation folgendermaßendar: Gesamtgesellschaftlich respektive national wird kein Kulturschock mehr wahrgenommen. Ossis und Wessis haben sich aneinandergewöhnt, und die Einheit ist ein tagtäglich stärker befestigtes Faktum. Doch individuellist es vielfach zu einem Abwertungstrauma gekommen, so dass wirkliche und gefühlte Einheit auseinander driften. Wolf Wagner versucht zu ergründen, weshalb es zu der Diskrepanz kommt, warum die Einigung im Allgemeinen realisiert, im Persönlichen jedoch gescheitert ist und selbst von jener Generation, die keine eigene Erfahrung mit der DDR gemacht hat, als misslungen empfunden wird.
About the author
Wolf Wagner, geboren 1944, bis 1992 Privatdozent für Politische Wissenschaften an der FU Berlin sowie freier Therapeut, ist Professor für Sozialwissenschaften am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Erfurt.