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Mit der zunehmenden Reiselust zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Japan stieg in der japanischen Landschaftsmalerei die Nachfrage nach Darstellungen realer Landschaften. Die neue Bildgattung 'Darstellung wahrer Landschaften' (shinkeizu) zeichnet sich dadurch aus, dass diese, im Unterschied zu den 'Bildern berühmter Orte' (meishoe), sich nicht auf die in der klassischen japanischen Dichtung festgelegten Vorstellungen einer Landschaft, sondern auf die empirische Erfahrung des Malers beruft. Der experimentierfreudige, in der Kantô-Region aktive Maler Tani Bunchô wandte am Ende des 18. Jahrhunderts den Begriff shinkei auf seine Darstellungen realer Landschaften an und rief somit eine neue Bildgattung ins Leben.
Die Autorin kommentiert die stilistische Entwicklung und Entfaltung des Tani Bunchô, verfolgt die Entwicklung der 'Darstellung realer Orte' in China, Korea und Japan, und setzt sich mit der Umsetzung des Terminus shinkei in Theorie und Praxis der Malerei der Edo-Zeit auseinander. Anhand einer Untersuchung kultur- und kunsthistorischer Aspekte einiger bedeutender Werke wird aufgezeigt, wie der als 'malender Reporter' geltende Bunchô mit der Anwendung westlicher Maltechniken neuartige Darstellungsweisen für einheimische Landschaften eröffnete und somit der japanischen Landschaftsdarstellung der Vormoderne entscheidende, neue Impulse gab.
List of contents
Aus dem Inhalt: Darstellung realer Landschaften der späten Edo-Zeit - Tani Bunchô's familiärer Hintergrund und die Literatenzirkel - Die stilistische Entwicklung und Entfaltung des Tani Bunchô - Formale und inhaltliche Eingrenzungen des Bildgenres shinkeizu - Die Querrollen Kôyo tanshô zu, Kumano shûkô zukan - Daimyô-Gärten in Edo - Darstellung realer Landschaften der späten Bunka- und Bunsei-Periode.
About the author
Die Autorin: Khanh Trinh studierte von 1987 bis 1995 an der Universität Zürich Kunstgeschichte Ostasiens, Japanologie und Sinologie. Von 1995 bis 1997 Studienaufenthalt an den Universitäten Tôkyô und Gakushuin. 1997 bis 1999 Assistentin in Fortbildung am Museum für Ostasiatische Kunst Berlin, seit 2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin daselbst. Im Jahre 2000 Promotion im Fach Kunstgeschichte Ostasiens.