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Kein anderer Architekt hat das Baugeschehen im Frankreich des 16. Jahrhunderts so sehr geprägt wie Philibert Delorme (um 1514-1570). Von Henri II an den französischen Hof geholt, bestimmte er als oberster Baubeamter das Erscheinungsbild der Monarchie nicht nur im Hinblick auf ihre Repräsentationsbauten. Nach Henris Tod wandte er sich dem Schreiben zu, ja er definierte das Fachbuch der Architektur neu und etablierte den Typus eines politischen Architekten, der seine Tätigkeit konsequent auf das Gemeinwohl ausrichtet._Diesen Architekten, der sich als genialer Künstler und gleichermassen als verantwortliches Mitglied einer kulturellen wie politischen Elite versteht, charakterisierte Delorme im Premier Tome (erschienen 1567) mit den Worten sage, docte & expert als weise, gelehrt und erfahren. Philibert Delorme beschreibt einen Architekten, der in der Gegenwart einen Standpunkt bezieht und Architektur als Abbild der Verhältnisse sieht - und gelegentlich auch als Wunschbild solcher, die er sich erhofft.
About the author
Werner Oechslin, geb. 1944, studierte Kunstgeschichte, Archäologie, Philosophie und Mathematik in Zürich und Rom, lehrte in den USA, in Deutschland und in der Schweiz. Er war von 1985-2010 Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich, 1986-2006 Vorsteher des Instituts gta, Departement Architektur der ETH Zürich, und ist der Gründer der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln.
Summary
Kein anderer Architekt hat das Baugeschehen im Frankreich des 16. Jahrhunderts so sehr geprägt wie Philibert Delorme (um 1514–1570). Von Henri II an den französischen Hof geholt, bestimmte er als oberster Baubeamter das Erscheinungsbild der Monarchie nicht nur im Hinblick auf ihre Repräsentationsbauten. Nach Henris Tod wandte er sich dem Schreiben zu, ja er definierte das Fachbuch der Architektur neu und etablierte den Typus eines politischen Architekten, der seine Tätigkeit konsequent auf das Gemeinwohl ausrichtet.
Diesen Architekten, der sich als genialer Künstler und gleichermassen als verantwortliches Mitglied einer kulturellen wie politischen Elite versteht, charakterisierte Delorme im Premier Tome (erschienen 1567) mit den Worten sage, docte & expert als weise, gelehrt und erfahren. Philibert Delorme beschreibt einen Architekten, der in der Gegenwart einen Standpunkt bezieht und Architektur als Abbild der Verhältnisse sieht – und gelegentlich auch als Wunschbild solcher, die er sich erhofft.