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Unter dem Titel Am Ende des Baconschen Zeitalters legt Gernot Böhme Studien vor, die von seiner zwanzigjährigen Bemühung, »mit der Wissenschaft fertig zu werden«, zeugen. Die neuzeitliche Wissenschaft, wie sie von Francis Bacon propagiert wurde, insbesondere die Naturwissenschaft, ist heute als herrschender Denktyp nicht nur für fast alle Problemlösungen, sondern bereits für die Formulierung von Problemen maßgeblich; sie bestimmt über die mit ihr verbundenen Technik das Leben in den fortgeschrittenen Industrienationen bis hinein in den Alltag. Bacons Programm, Wissenschaft zu einer bedeutenden gesellschaftlichen Instanz zu machen und als kollektiven Prozeß der Erzeugung nützlichen Wissens zu organisieren, ist im 20. Jahrhundert endgültig realisiert worden - die von Bacon damit verbundenen Hoffnungen haben sich jedoch nicht erfüllt. Wir sind heute weit entfernt von dem Glauben, daß wissenschaftlich-technischer Fortschritt eo ipso gesellschaftlicher und humaner Fortschritt sei. Am Ende des Baconschen Zeitalters, das ist Böhmes These, kann Wissenschaft und Technik nicht mehr als ein Instrument humanen Fortschritts betrachtet werden, sondern muß als Bedingung gesellschaftlichen Lebens angesehen werden, unter der neu zu bestimmen ist, was heute Humanität heißt: das ist die Situation der technischen Zivilisation.
List of contents
Am Ende des Baconsehen Zeitalters
Einführung
Das Desiderat einer hermeneutischen Begründung der Naturwissenschaft
Die Bildung des wissenschaftlichen Gegenstandes
Quantifizierung - Metrisierung
Quantifizierung und lnstrumentenentwicklung. Zur Beziehung der Entwicklung wissenschaftlicher Begriffsbildung und Meßtechnik
Wissenschaftssprachen und die Verwissenschaftlichung der Erfahrung
Die Ausdifferenzierung wissenschaftlicher Diskurse
Die Bedeutung einer Konsensustheorie der Wahrheit für die Möglichkeit von Wissenschaftsalternativen
Kann die Wissenschaft Wahrheit erreichen?
Was ist, naturwissenschaftlich gesehen, Realität?
Einführung
Kann es theoretische Wissenschaftsgeschichte geben?
Modelle der Wissenschaftsentwicklung
Alternativen in der Wissenschaft - Alternativen zur Wissenschaft?
Philosophische Grundlagen der Newtonsehen Mechanik
Ist das Perpetuum mobile unmöglich?
Einführung
Die soziale Bedeutung kognitiver Strukturen. Ein handlungstheoretisches Konzept der scientific community
Die Bedeutung praktischer Argumente für die Entwicklung der Wissenschaft
Beiläufigkeit - Probleme der Rollentheorie in der Wissenschaftssoziologie
Demarkation als Strategie der Ausgrenzung: Philosophen und Sophisten
Der normative Rahmen wissenschaftlich-technischen Handeins
Wissenschaft für Krieg und Frieden
Die Friedensbewegung in der Wissenschaftlergemeinschaft. Prinzipielles, Erfahrungen, Schwierigkeiten
Technische Zivilisation
Hat der Fortschritt eine Zukunft?
About the author
Gernot Böhme, geb. 1937, lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor für Philosophie an der TU Darmstadt. Seit 2005 ist er Direktor des Instituts für Praxis der Philosophie in Darmstadt. Er forschte und publizierte u.a. zur klassischen Philosophie (besonders zu Platon und Kant), zur philosophischen Anthropologie und Wissenschaftsforschung (Finalisierungsthese) sowie zu Goethe.
Summary
Unter dem Titel
Am Ende des Baconschen Zeitalters
legt Gernot Böhme Studien vor, die von seiner zwanzigjährigen Bemühung, »mit der Wissenschaft fertig zu werden«, zeugen. Die neuzeitliche Wissenschaft, wie sie von Francis Bacon propagiert wurde, insbesondere die Naturwissenschaft, ist heute als herrschender Denktyp nicht nur für fast alle Problemlösungen, sondern bereits für die Formulierung von Problemen maßgeblich; sie bestimmt über die mit ihr verbundenen Technik das Leben in den fortgeschrittenen Industrienationen bis hinein in den Alltag. Bacons Programm, Wissenschaft zu einer bedeutenden gesellschaftlichen Instanz zu machen und als kollektiven Prozeß der Erzeugung nützlichen Wissens zu organisieren, ist im 20. Jahrhundert endgültig realisiert worden – die von Bacon damit verbundenen Hoffnungen haben sich jedoch nicht erfüllt. Wir sind heute weit entfernt von dem Glauben, daß wissenschaftlich-technischer Fortschritt eo ipso gesellschaftlicher und humaner Fortschritt sei. Am Ende des Baconschen Zeitalters, das ist Böhmes These, kann Wissenschaft und Technik nicht mehr als ein Instrument humanen Fortschritts betrachtet werden, sondern muß als Bedingung gesellschaftlichen Lebens angesehen werden, unter der neu zu bestimmen ist, was heute Humanität heißt: das ist die Situation der technischen Zivilisation.