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In Rainer Maria Rilkes 1912 - parallel zu den beiden ersten "Duineser Elegien" - entstandenem Zyklus "Das Marien-Leben" erscheint Maria als eine irdische Frau, die Schmerzen und Freuden erfährt. An ihrem Beispiel macht Rilke die Existenzprobleme eines Frauenlebens mit den Grunderfahrungen von Liebe und Sexualität, Geburt und Mutterschaft transparent. Er lenkt den Blick auf die besondere Beziehung von Mutter und Sohn, auf die Erfahrungen Marias von Verlust, Leiden und Tod. Richard Exner stellt "Das Marien-Leben" in den Zusammenhang von Rilkes dichterischem Gesamtschaffen und verwirklicht mit dieser Ausgabe zugleich ein in die Entstehungszeit der Dichtung zurückreichendes Vorhaben des Insel Verlags: Er stellt Rilkes Gedichte zusammen mit den berühmten und ergreifenden Mariendarstellungen bildender Künstler vor, von denen sie nachweislich beeinflußt wurden.
About the author
Rainer M. Rilke (1875-1926), der Prager Beamtensohn, wurde nach einer erzwungenen Militärerziehung 1896 Student, zuerst in Prag, dann in München und Berlin, weniger studierend als dichtend. Die kurze Ehe mit der Bildhauerin Clara Westhoff in Worpswede löste er 1902 auf. Er bereiste darauf Italien, Skandinavien und Frankreich. In Paris schloß er Bekanntschaft mit Rodin und wurde dessen Privatsekretär. Bereits nach acht Monaten kam es zum Bruch. Es folgten unstete Jahre des Reisens mit Stationen in verschiedenen Städten Europas. Nach seinem Entschluß zur Berufslosigkeit und zu einem reinen Dichterdasein war Rilke zu jedem Verzicht bereit, wenn es dem Werk galt. Er opferte sein Leben seiner Kunst und gewann Unsterblichkeit, indem er unerreichte Sprach- und Kunstwerke schuf.§Im Ersten Weltkrieg war er zur österreichischen Armee eingezogen, wurde aber aufgrund seiner kränklichen Konstitution in das Wiener Kriegsarchiv versetzt. Rilke starb nach langer Krankheit in Val Mont bei Montreux.