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Lob der Grenzen wurde von Régis Debray 2010 in Tokio als Vortrag gehalten. Debray geht darin weit in die Geschichte der Menschheit zurück, beleuchtet die Bedeutung der Grenze im Spiegel der verschiedenen Weltreligionen sowie säkularen Kulturen und diskutiert ihren Sinn und Zweck. In der globalisierten Welt richtet er sich gegen das allgemein angesagte Postulat "ohne Grenzen" und fragt gegen den Strom danach, wohin es führen könnte. Nach Debrays Beobachtung bedeutet die Abschaffung einer Grenze, diese lediglich weiter nach außen zu verschieben, was zu unterschiedlichen, problematischen Konsequenzen führe.
Geschichtlich gesehen, so Debray, hat die Grenze die Menschheit vorangebracht, Kultur ermöglicht. "Ohne Grenzen" hingegen ist alles erlaubt, alles möglich, wird alles banal und beliebig. Grenzen, die es ihrerseits stets zu hinterfragen gilt, helfen, Orientierung zu geben, wo sonst ein Vakuum entstehen könnte. Dabei geht Debray von der konkreten, geografischen Grenze aus und gelangt von dort zur abstrakten, philosophischen Bedeutung der Grenze.
About the author
Régis Debray ist einer der bekanntesten, zeitgenössischen französischen Intellektuellen. Nachdem er in den 60er Jahren nach einem Philosophiestudium an der ENS in Paris als Mitstreiter Che Gueveras in Bolivien einer internationalen Öffentlichkeit bekannt wurde und in den 80er Jahren zum persönlichen Berater des Staatspräsidenten Mitterrand avancierte, publizierte er u. a. zahlreiche politisch-biographische Werke aus seiner Vergangenheit und mehrere Bücher zur Mediologie. Gründung einer mediologischen Gesellschaft, AD REM. Seit 1996 Herausgabe der Zeitschrift "Cahiers de médiologie". Im Kosovo-Konflikt reiste er während der Bombardements in die Region und setzte sich kritisch mit der Rolle der Amerikaner auseinander.