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"Sie ist eine ätzende Attacke auf unsere gegenwärtigen Verhältnisse und kommt auf keinen Fall für eine Veröffentlichung in Betracht", sagte das Parteimitglied Lew Kamenew über "Das hündische Herz". Michail Bulgakow schrieb die Erzählung 1925, veröffentlicht wurde sie jedoch erst 1968 - in Deutschland. Manche Literatur hat eben zuviel politische Sprengkraft. Doch in der Geschichte steckt viel mehr: Alexander Nitzbergs Neuübersetzung in Kombination mit den detaillierten und durch starke Ornamentik geprägten Collagen von Christian Gralingen macht neue Ebenen sichtbar. Entstanden ist ein eindrucksvolles Sprach- und Bildkunstwerk.
Der geniale Chirurg Filipp Filippowitsch lockt den Straßenköter Lumpi mit einer "Krakauer spezial" zu sich nach Hause. Er pflanzt ihm die Hirnanhangsdrüse und die Hoden eines schmierigen Kleinkriminellen ein und kreiert aus ihm den "neuen Menschen". Doch der zum kommunistischen Genossen mutierte Tiermensch erweist sich bald nicht nur als echter Halunke. Er bleibt Tier, freilich in Menschengestalt, und erst die gewaltsame Umkehrung der Operation kann die Gesellschaft retten.
"Das hündische Herz" vereint faustische Motive mit "Frankensteins Monster", parodiert die Neumensch-Ideen und persifliert den Fortschrittsglauben.
About the author
Der russische Romancier Michail Bulgakow (1891-1940) sehnte sich nach Ruhe und führte ein atemloses Leben: Dreimal war er verheiratet; er studierte Medizin, schlug sich als Übersetzer und Theaterregisseur durch. Er war morphiumsüchtig; seine Werke wurden zensiert, er widersetzte sich Stalin, der ihm die Ausreise verwehrte. Als er mit 49 Jahren starb, hatte er die letzten zwölf Jahre an seinem Lebenswerk Meister und Margarita geschrieben.
Alexander Nitzberg, geb. 1969 in einer Künstlerfamilie in Moskau, 1980 nach Deutschland aus. Studium der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er ist freier Schriftsteller und Publizist. Des Weiteren unterrichtet er an der Heinrich-Heine-Universität und verfasst Lyrik, Prosa, Essays, Dramen und übersetzt aus dem Russischen. Er ist Mitglied im P.E.N.
Report
Viel beachtete und gelobte poetische Neuübersetzung der bekannten Novelle "Das Hundeherz".
Die zu vielschichtigen Collagen zusammengefügten Illustrationen tragen Züge technischer Konstruktionszeichnungen und erinnern an die russische Avantgarde
der frühen 20er-Jahre.
"Das ist auch Zeitkritik, aber eine, die nicht veraltet. Sie zieht dem Leser bis heute den Boden unter den Füßen weg." (Süddeutsche Zeitung)