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Eine Theorie der Herrschaft muß vom Problembewußtsein einer Epoche her jeweils neu geschrieben werden. Schlüsselbegriffe für ein gesellschaftliche Systeme übergreifendes Problembewußtsein der Gegenwart sind nicht mehr das Kapital (wie bei Karl Marx) oder Rationalisierung und Bürokratisierung (Max Weber), sondern Leistung bzw. gezielte Bedürfnisbefriedigung. Von diesen Begriffen her interpretiert Hondrich systematisch und historisch Vergesellschaftung als Macht- und Herrschaftsveränderung. In diesem Prozeß stehen zwei Tendenzen gegeneinander: Einerseits werden Machtmittel konzentriert; andererseits breiten sich als Folge ökonomischer Leistungsdifferenzen Macht- und Herrschaftsverhältnisse aus und schwächen sich ab. Herrschafts- und Autoritätskrisen und daraus folgende revolutionäre und reformistische Lösungsversuche entstehen, weil Herrschaft sich den (ökonomischen) Leistungsprozessen nicht bruchlos anpaßt. Auf diesem theoretischen Hintergrund läßt sich der Rationalitätsgrad sowohl von Herrschaft als auch von anarchistischen Bewegungen jeweils konkret im Hinblick auf menschliche Bedürfnisbefriedigung bestimmen. Ferner wird deutlich gemacht, wie soziökonomische und psychologische (Bedürfnis-)Aspekte der Herrschaft im Sozialisationsprozeß ineinandergreifen.
About the author
Karl Otto Hondrich war einer der bekanntesten Soziologen Deutschlands. Er studierte Volkswirtschaftslehre, politische Wissenschaft und Soziologie in Frankfurt, Berlin, Paris und Köln. Karl Otto Hondrich war Professor für Soziologie an der Universität Frankfurt. Er befasste sich unter anderem mit Theorien und empirischen Untersuchungen über sozialen Wandel und soziale Konflikte. 2007 verstarb Karl Otto Hondrich.
Summary
Eine Theorie der Herrschaft muß vom Problembewußtsein einer Epoche her jeweils neu geschrieben werden. Schlüsselbegriffe für ein gesellschaftliche Systeme übergreifendes Problembewußtsein der Gegenwart sind nicht mehr das Kapital (wie bei Karl Marx) oder Rationalisierung und Bürokratisierung (Max Weber), sondern Leistung bzw. gezielte Bedürfnisbefriedigung. Von diesen Begriffen her interpretiert Hondrich systematisch und historisch Vergesellschaftung als Macht- und Herrschaftsveränderung. In diesem Prozeß stehen zwei Tendenzen gegeneinander: Einerseits werden Machtmittel konzentriert; andererseits breiten sich als Folge ökonomischer Leistungsdifferenzen Macht- und Herrschaftsverhältnisse aus und schwächen sich ab. Herrschafts- und Autoritätskrisen und daraus folgende revolutionäre und reformistische Lösungsversuche entstehen, weil Herrschaft sich den (ökonomischen) Leistungsprozessen nicht bruchlos anpaßt. Auf diesem theoretischen Hintergrund läßt sich der Rationalitätsgrad sowohl von Herrschaft als auch von anarchistischen Bewegungen jeweils konkret im Hinblick auf menschliche Bedürfnisbefriedigung bestimmen. Ferner wird deutlich gemacht, wie soziökonomische und psychologische (Bedürfnis-)Aspekte der Herrschaft im Sozialisationsprozeß ineinandergreifen.