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Seit Monaten kommen Flüchtlinge in großen Scharen zu uns: Frauen, Männer, kleine Kinder, Alte. Das ruft bei der Bevölkerung Gefühle wach, die in ganz unterschiedliche Richtung gehen: Die einen fühlen Ärger, andere Sorge, wieder andere Zuversicht. Wer Ärger fühlt, tendiert zur Abwehr. Die Zuversichtlichen hingegen sind bereit zum Einsatz. Man findet sie als Freiwillige auf Bahnhöfen, sie arbeiten in zivilgesellschaftlichen Einrichtungen und Kirchengemeinden mit. Wie aber kommt es, dass die einen abwehren und die anderen sich einsetzen, die einen zu Wutbürgerinnen, die anderen zu Gutbürgerinnen werden, die einen hetzen, die anderen helfen? Eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Entscheidung fällt auf Grund der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur. Es sind die Ängste eines Menschen, welche zur Abwehr oder zum Einsatz veranlassen. Immer deutlicher wird am Beispiel der Flüchtlinge, dass wir in einer Angstgesellschaft leben. Paul M. Zulehner geht in diesem aktuellen Zwischenruf den Ursachen dieser Ängste nach und den Möglichkeiten, sie zu überwinden. Er tritt Pauschalisierungen entschieden entgegen und entwickelt eine Vorstellung davon, was Christsein in der Flüchtlingszeit heißen kann. Und er geht der Frage nach, welche Rolle die Kirchen spielen und was sie tun können, um von der Angst zu heilen. Denn: Wird die Angst kleiner, kann der solidarische Einsatz größer werden
About the author
Dr. phil Dr. theol. Paul M. Zulehner , geb. 1939, ist Pastoraltheologe und Religionsforscher. 1964 Priesterweihe, Schüler von Johannes Schasching und Karl Rahner. 1974 für Pastoraltheologie und Pastoralsoziologie bei Rolf Zerfass habilitiert, seit 1984 am Lehrstuhl für Pastoraltheologie und Kerygmatik an der Universität Wien, langjähriger Dekan der Fakultät, seit 2009 emeritiert. 15 Jahre lang (mit H. Legrand aus Paris) Berater der Präsidenten des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (die Kardinäle C. M. Martini, B. Hume, M. Vlk), Mitglied der Österreichischen und der Europäischen Akademie der Wissenschaften. Mit Kardinal Franz König Gründer des Pastoralen Forums zur Förderung der Kirchen in Ost(Mittel)Europa. Zahlreiche Publikationen zu Pastoraltheologie, Religionsforschung und Spiritualität nicht nur für fromme Zeitgenossen.
Summary
Seit Monaten kommen Flüchtlinge in großen Scharen zu uns: Frauen, Männer, kleine Kinder, Alte. Das ruft bei der Bevölkerung Gefühle wach, die in ganz unterschiedliche Richtung gehen: Die einen fühlen Ärger, andere Sorge, wieder andere Zuversicht. Wer Ärger fühlt, tendiert zur Abwehr. Die Zuversichtlichen hingegen sind bereit zum Einsatz. Man findet sie als Freiwillige auf Bahnhöfen, sie arbeiten in zivilgesellschaftlichen Einrichtungen und Kirchengemeinden mit. Wie aber kommt es, dass die einen abwehren und die anderen sich einsetzen, die einen zu Wutbürgerinnen, die anderen zu Gutbürgerinnen werden, die einen hetzen, die anderen helfen? Eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Entscheidung fällt auf Grund der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur. Es sind die Ängste eines Menschen, welche zur Abwehr oder zum Einsatz veranlassen. Immer deutlicher wird am Beispiel der Flüchtlinge, dass wir in einer Angstgesellschaft leben. Paul M. Zulehner geht in diesem aktuellen Zwischenruf den Ursachen dieser Ängste nach und den Möglichkeiten, sie zu überwinden. Er tritt Pauschalisierungen entschieden entgegen und entwickelt eine Vorstellung davon, was Christsein in der Flüchtlingszeit heißen kann. Und er geht der Frage nach, welche Rolle die Kirchen spielen und was sie tun können, um von der Angst zu heilen. Denn: Wird die Angst kleiner, kann der solidarische Einsatz größer werden