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Den Urbanisierungsprozessen begegnet die Architektur- und Städtebautheorie seit Vitruv, Alberti, Filarete und sogar bis in die Neuzeit mit der Idealvorstellung von Stadt. Die richtige Stadt, die schöne Stadt oder etwa die gesunde Stadt scheinen Rezept und Medizin zugleich zu sein. Allerdings fehlt dieser Idealvorstellung die Wirkungskraft, da sie die Dynamiken des Stadtwerdens verdrängt, die insbesondere von Unbestimmheit geprägt sind. Unbestimmtheit muss zum Programm einer zeitgenössischen Praxis in Architektur und Städtebau werden, die sich nicht der ideengeschichtlichen Herleitung eines Ideals, sondern einer vertieften wirkungsgeschichtlichen Auseinandersetzung verschreibt. Ihr Ausgangspunkt ist nicht Stadt, sondern das Bewusstsein, dass Stadt als reproduzierbare Entität nicht existiert und somit nicht eingefordert werden kann. Dieser Band versammelt Einblicke in die Praxis der Architektur, der Planung sowie der Geschichtsschreibung. Die Texte spiegeln die Unbestimmheiten in Forschung, Lehre und Alltag. Zugleich legen sie Zeugnis ab über ein zeitgenössisches Arbeiten, das in Echtzeit Stadtwirklichkeiten zu verändern vermag.
About the author
Andri Gerber hat Architektur an der ETH Zürich studiert und dort 2008 mit Auszeichnung promoviert. Von 2008-11 war er Assistenzprofessor an der Ecole Spéciale d Architecture in Paris und leitete dort das Städtebau-postgraduate-Programm 'Mutations urbaines'. Seit 2010 ist er Dozent für Architekturgeschichte und -theorie an der Universität Vaduz und seit 2011 Dozent für Städtebaugeschichte an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Sein Interesse gilt den Schnittstellen der Architektur und des Städtebaus und ihrer Disziplingeschichte in ihrem komplexen Verhältnis untereinander.
Stefan Kurath (Dr.-Ing.) ist Architekt und Urbanist mit eigenem Büro in Zürich und Graubünden sowie Dozent für Architektur und städtebauliches Entwerfen an einer Schweizer Hochschule.