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Das Tagebuch "Glossarium" enthält die Gedankenwelt von einem guten Jahrzehnt des späten Carl Schmitt. Schon die erste Ausgabe von 1991 erregte große Aufmerksamkeit, allerdings blieb sie wegen zahlreicher Fehler und falscher Übertragungen aus der Handschrift unbefriedigend; vor allem war sie ein Torso, da sie nur die ersten drei Teile enthielt und die beiden letzten unberücksichtigt ließ. Die neue Ausgabe ist nicht nur eine korrigierte zweite Auflage, sondern ein komplett aus der Handschrift neu hergestellter Text aller fünf Teile des "Glossariums", der knapp und zurückhaltend kommentiert wird. Entstanden in einer Zeit, die ihn aus der Lebensbahn eines bürgerlichen Gelehrten warf, nahm Carl Schmitt mit den Ressentiments, aber auch mit der Tocquevilleschen Hellsichtigkeit des Besiegten die neue Lage wahr. Gegen die Interpretation der Sieger, die die Niederlage als Befreiung deuteten, sprach Schmitt von "falscher Befreiung" und meinte, dass zwar der Sieger die Geschichte schreibt, aber der Gescheiterte der Gescheitere ist.
List of contents
Einleitung
Abgekürzt zitierte Literatur
Glossarium
Buch I (28.8.1947 - 31.12.1947) - Buch II (1.1.1948 - 31.5.1949) - Buch III (16.6.1949 - 14.8.1951) - Buch IV (20.8.1951 - 6.10.1955) - Buch V (14.10.1955 - 31.12.1958) - Anhang zu Buch I-V
Kommentar
Personenregister
About the author
Carl Schmitt, geb. 1888 in Plettenberg, lehrte als Professor für Verfassungs- und Völkerrecht in Greifswald (1921), Bonn (1922), Berlin (Handelshochschule, 1926), Köln (1932) sowie an der Universität Berlin (1933-45). Seine Definitionen der Begriffe Politische Romantik und Politische Theologie, Souveränität, Diktatur, Legalität und Legitimität sowie des Politischen (Freund-Feind-Theorie) hatten starken Einfluss weit über die Grenzen Deutschlands und seines Faches hinaus. Der Autor verstarb 1985 in seinem Geburtsort.
Gerd Giesler, Dipl.-Chemiker, Dr. rer. nat., machte Abitur in Plettenberg. Von 1960 bis 1968 studierte er Philosophie, Kunstgeschichte und Chemie in Berlin. Danach Tätigkeit im wissenschaftlichen Verlagswesen. Von 1991 bis 2005 war er Geschäftsführer und Verlagsleiter Akademie Verlag, Berlin. Gerd Giesler ist Herausgeber mehrerer wissenschaftlicher Reihen und Gründer der Carl-Schmitt-Gesellschaft e.V. 2006, seither Erster Vorsitzender.
Martin Tielke wurde 1948 in Arnsberg/Westfalen geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Soziologie und Politologie in Marburg, Göttingen und Berlin, das er 1978 mit der Promotion abschloss, wurde er an der Staatsbibliothek Berlin zum wissenschaftlichen Bibliothekar ausgebildet und leitete dann bis 2008 die Landschaftsbibliothek in Aurich/Ostfriesland. Neben Veröffentlichungen zur Buch- und Bibliotheksgeschichte sowie zur nordwestdeutschen Regionalgeschichte hat er über Carl Schmitt und Ernst Jünger publiziert.
Report
»Notate eines Geschlagenen: verletzt, scharfsinnig und spielerisch noch in der häufigen Bosheit.« Lorenz Jäger, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Weihnachtsempfehlungen der Redaktion, Kategorie 'Was süchtig macht', Nr. 284, 07.12.2015
»Schon ein Vergleich der ersten Seiten zeigt, wie sinnvoll die Neuausgabe ist, nicht nur um von Medems fragwürdige editorische Entscheidungen zu revidieren. Die Einklebungen vor allem in den Büchern IV und V wurden nun sämtlich abgebildet, sodass man sich nicht nur einen Eindruck vom Originalzustand machen kann, sondern sich auch, angesichts des teilweise chaotischen Erscheinungsbildes der Handschrift, sofort der große Respekt vor dieser Editionsleistung einstellt. Dieser Respekt wächst noch angesichts des 140 Seiten umfassenden, völlig neu erarbeiteten Kommentars, der zumindest erste Schneisen in Schmitts Gedankendickicht schlägt, zugleich aber deutlich macht, wie überwältigend der Dschungel bleibt. [...] Dem Verlag ist die für die Entscheidung zur Neuauflage zu danken, denn die Faszination überwiegt eindeutig.« Angela Reinthal, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 4/2016
»Die Neuedition ist nicht bloss eine korrigierte Neuauflage, sondern eine komplett aus der Handschrift neu erstellte vollständige Ausgabe, die nun auch den Zeitraum bis 1958 einschliesst, ergänzt durch einen vorzüglichen Kommentar.« Stefan Breuer, in: Neue Zürcher Zeitung, 22.06.2016
»In der vorliegenden Neuausgabe sind diese Mängel beseitigt. Vor allem enthält sie erstmals die Bücher IV und V. Der Reiz dieser Gedankenwelt des späten Carl Schmitt liegt in der Spontaneität und im Unverhüllten« Christian Hacke, in: Das Historisch-Politische Buch, 3/2016
»Dem Verlag, der sich der Pflege des Werks seines langjährigen Autors immer wieder annimmt, kann man hinsichtlich des damit gewiss eingegangenen Wagnisses dankbar sein.« Matthias Wiemers, in: justament online, 07.11.2016