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Die gegenwärtige Gesellschaft Chinas hat binnen weniger Jahrzehnte eine rasante Entwicklung durchlaufen. Chinesische Biographien vereinen so die Erfahrung verschiedenster, einander ablösender gesellschaftlicher Leitbilder in sich - Plan- und Marktwirtschaft, Kollektiv und Individualismus, Ideologie und Gewinnstreben. Sinnbild dieses gesellschaftlichen Wandels ist die natürliche Umwelt: War Natur in der Ideologie Mao Zedongs noch ein Feind, den es zu besiegen galt, wandelte sich das Bild im neuen Jahrtausend - Natur muss jetzt geschützt werden.
Diese Studie verbindet den gesellschaftlichen Wandel Chinas und zeitgenössische Diskurse mit individuellen Biographien. Sie zeigt, dass die Wahrnehmung von natürlicher und sozialer Umwelt stark davon beeinflusst ist, wie die Menschen aufgewachsen sind und welchen gesellschaftlichen Leitbildern sie dabei ausgesetzt waren.
About the author
Jorit Neubert hat Sinologie in Köln, Kiel und Hangzhou/China studiert und lebt in Kiel.Annett Entzian forschte im Schwerpunkt Transformationsdesign an der Universität Flensburg und am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen zur Wahrnehmung des Klimawandels.
Summary
Dieses Buch betrachtet die Kluft zwischen ökologischem Bewusstsein und entsprechendem Verhalten aus einer anderen Perspektive. Dabei beschreitet die Autorin neue Wege im Verständnis des oft konstatierten Mind-Behavior-Gap. Unendlich viele Forschungsprojekte und ganze Dekaden von Bildungsanstrengungen sind diesem Phänomen nachgegangen und haben sich um seine Lösung bemüht. Bislang leider mit mäßigen Erfolgen, denn nach wie vor steigt der Ressourcenverbrauch parallel zum Umweltbewusstsein.
Auf Basis empirischer Befunde weist das vorliegende Buch nach, dass der Mind-Behavior-Gap viel besser als Mind-Perception-Gap zu verstehen ist. Dieser Ansatz zielt stärker auf kognitive Aspekte ab. Er ist als eine mentale Operation zu verstehen, die das eigene, keineswegs ökologische Handeln, mit dem Selbstanspruch ökologisch zu denken, in Einklang bringt. Und dabei rückt etwas Interessantes in den Blick: Insbesondere junge Menschen überschätzen das eigene Umweltverhalten, indem sie sich selbst ein hohes Umweltbewusstsein attestieren und mitunter höchst unökologisch handeln. Ältere Menschen hingegen verhalten sich oft ökologischer und unterschätzen hier das eigene Handeln.