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Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,0, Universität Passau, Sprache: Deutsch, Abstract: "We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness".
Diese Überzeugungen sind der Kern des amerikanischen Selbstverständnisses und kommen bereits in der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 zum Ausdruck. Individuelle Erfüllung, Freiheit und Gleichheit dienten als zentrale Orientierungen für die daraus resultierende neue Verfassung. Einen eklatatanten Widerspruch zu den humanistischen und liberalen Idealen bildete jedoch die Sklaverei der schwarzen Bevölkerung, die mit der Unabhängigkeitserklärung und der neuen Verfassung nicht abgeschafft wurde. Ganz im Gegenteil stieg die Zahl der Sklaven in Amerika nach der Revolution noch deutlich an. Insbesondere im Süden der USA florierte das auf Sklaventum beruhende Wirtschafts- und Sozialmodell im frühen 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Aufschwung des Baumwollhandels. Erst im Jahre 1865 wurde der 13. amerikanische Verfassungszusatz verabschiedet, mit dem die Sklaverei im ganzen Land verboten wurde.
Die mannigfaltige Literatur, die sich mit dieser frappierenden Diskrepanz in der amerikanischen Geschichte befasst, betont freilich vielfach die mächtigen ökonomischen Interessen hinter dem System der Sklaverei und die Sicherung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse durch dessen Aufrechterhaltung. Angesichts dieser Argumente liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den in der Verfassung geschriebenen Idealen um reine Heuchelei gehandelt haben muss. Aus soziologischer Sicht greift diese Erklärung jedoch zu kurz und ist zu oberflächlich. In dieser Arbeit soll aus einer soziologischen Perspektive gezeigt werden, dass der Widerspruch zwischen amerikanischen Idealen und Sklavereipraxis einer komplexeren Erörterung bedarf als jener Erklärung des reinen Lippenbekenntnisses. Es soll analysiert werden, welche sozialen Mechanismen und ideellen Voraussetzungen zu einer konsistenten Bewältigung des Widerspruchs beigetragen haben und untersucht werden, welche Rolle die amerikanisch-modernen Wertorientierungen bei der Stigmatisierung der schwarzen Bevölkerung spielten.