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Aberglauben im 19. Jahrhundert. - Preußen und seine Rheinprovinz zwischen Tradition und Moderne (1815-1918).

German · Paperback / Softback

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Mit Aberglauben untersucht der Autor Phänomene, welche nach vorherrschendem Verständnis im 19. Jahrhundert allerhöchstens eine untergeordnete Rolle spielten. Die dominierende historische Deutungsperspektive für diese Epoche folgt soziologischen Kategorien wie »Säkularisierung«, »Rationalisierung«, »Intellektualisierung« oder insgesamt einer »Modernisierung«. Eine wirkungsmächtige Metapher ist in diesem Kontext Max Webers Formel von einer »Entzauberung der Welt«. Aber allen säkularen Trends und wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz blieben Religion und Kirchen prägende Kräfte. Und auch die Ohnmacht der Medizin gegenüber vielen Krankheiten ließ zahllose überkommene Deutungsmuster fortdauern. Gleichzeitig öffnete der Modernisierungsprozeß das Feld für neue Formen des Aberglaubens und der Magie, die mit scheinbar wissenschaftlichem Zugriff zunächst in bürgerlich-adeligen Kreisen Fuß faßten. So wurzelt die heutzutage vielfach beklagte magische Moderne fundamental im 19. Jahrhundert, dessen kennzeichnende und eigentümliche Mischung aus traditionellen und modernen Elementen sich in den Auseinandersetzungen um Aberglauben wie in einem Brennglas bündelt.

Ermittelt werden kulturelle und soziale Leitbilder der Gruppen, die Aberglaubenszuweisungen vornahmen, sowie derjenigen, die mit diesem Begriff diskreditiert werden sollten. Dabei sind drei wesentliche Ergebnisse hervorzuheben. Erstens fügt sich der Aberglaubensvorwurf in Volkskulturkonzepte, indem er sich für die aufgeklärten Kritiker als herausragendes kulturpolitisches Schlagwort erwies, um sich der eigenen religiösen, medizinischen oder wissenschaftlichen Normen zu vergewissern. Zweitens lassen sich vor- und antiaufklärerische Tendenzen im 19. Jahrhundert erstmals systematisch verfolgen. Wenn man Aberglauben als Problem ernst nimmt, dann setzte eine Breitenwirkung der Aufklärung nur langsam ein. Dieser Prozeß war zudem von vielen Rückschlägen und Verzögerungen begleitet. Drittens zeigen die Konflikte um den animalischen Magnetismus und den Spiritismus, daß Aberglauben eben nicht nur an überkommenen Werten gemessen werden kann. Das gilt insbesondere, wenn man in den Blick nimmt, daß sich die neuen (halb)wissenschaftlichen Verfahren phasenweise in die Wissenschaftslandschaft einfügten und an den Universitäten etablierten.

List of contents

Inhaltsübersicht: I. Einleitung - II. Rechtliche Grundlagen und juristische Diskussionen um Aberglauben - III. Populäre Frömmigkeit zwischen Einhegung und Unterdrückung - IV. Lektüren und Zensur abergläubischen Schrifttums - V. Medizinische Konflikte um religiöse Heilmethoden, Laientherapeuten und Volksmittel - VI. Verdächtige Neulinge. Animalischer Magnetismus, Hypnose und Spiritismus - VII. Grenzfälle zwischen Volks- und Elitenkulturen - VIII. Patienten, Publikum, Profite - IX. Bilanz - X. Quellen- und Literaturverzeichnis - XI. Anhang - Personen- und Ortsregister

About the author

Prof. Dr. Nils Freytag lehrt an der Universität München.

Product details

Authors Nils Freytag
Publisher Duncker & Humblot
 
Languages German
Product format Paperback / Softback
Released 01.01.2003
 
EAN 9783428101580
ISBN 978-3-428-10158-0
No. of pages 506
Dimensions 172 mm x 20 mm x 233 mm
Weight 763 g
Illustrations Tab., Abb.; 506 S.
Series Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte (QuF)
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und
Subject Humanities, art, music > History > Regional and national histories

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