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Sie kommen mit ihren Kindern nicht klar oder hassen ihren Körper, leiden unter Elektrosmog oder schwärmen für ihren Frauenarzt, reden über ihre Ängste, Schmerzen und ihren Hang zum Größenwahn. Es gibt kein Thema, das die täglichen Talkshows nicht zum Gegenstand von Geständnissen und Bekenntnissen in der Öffentlichkeit machen würden. Nicht gerade wenige Zuschauer und -Hörer haben Spaß daran, die Einschaltquoten belegen es. Inszenierte Schamlosigkeit und Voyeurismus, Unterhaltung und Würze eines gleichförmigen Alltags durch die konsumierte Selbstentblößung anderer, Suche nach Entschuldigung oder Lehrstunde für die Bearbeitung von Lebensproblemen? Gibt es in der Mediengesellschaft keine Grenze mehr zwischen Öffentlichem und Privatem? Sind Moderatoren die modernen Priester, Psychotherapeuten und Lebenshelfer? Ein Medienforscher, ein Psychologe, ein Theologie, ein Kunsthistoriker, ein Literaturwissenschaftler und ein Ethiker beleuchten diese Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven.
List of contents
Hans Jürgen Koch: Aus der Sicht eines Journalisten
Rainer Krause: Die Bedeutung öffentlicher Bekenntnisse aus klinisch-therapeutischer Perspektive
Friedrich Petrowski: Lebensberatung in den Medien. Ein Balanceakt zwischen moderner Art von Seelsorge und voyeuristischer Schicksalsvermarktung
Peter Winterhoff-Spurk: "Sentimental Journey" - Zur Nutzung und Wirkung intimer Bekenntnisse im Fernsehen
Bernd Schulz: Sublimierung statt Exhibitionismus. Privatheit und Öffentlichkeit in der Bildenden Kunst
Gerhard Sauder: Suchbilder. Literarische Autobiographien der neunziger Jahre
Konrad Hilpert: Sein Leben erzählen. Zur Rolle von Bekenntnis und Geständnis in Religion und Moral