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Schweizerisches Idiotikon, Band XVII, Heft 223 - Zab-zub, Zach-Zuch, Zacht- zucht

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Das Schweizerdeutsche Wörterbuch ? nach 150 Jahren beim Buchstaben Z angekommen
Heft 222, die erste Lieferung des 17. Bandes, enthält alle Wörter, die entweder nur aus Z oder aber aus Z plus einem Vokal (ohne diesem direkt folgendem Konsonanten) be- stehen.
Den Anfang macht der Buchstabe Z, unter dessen Zusammensetzung Züri­Z wir einer zum Glück längst vergangenen Praxis begegnen: Um 1865 sagte man von einem, der wegen Diebstahls den Zürcher «Verbrecherstempel», ein «Z», aufgebrannt erhielt, er hät s Zürizätt uf em Rugge. Ein Z drückt sodann Verwunderung (Z! das ischt doch fataal!), Bejahung (Z, iich weiss es) oder, schnalzend gesprochen, Missbilligung aus (Z z z! Es het doch eke Gattig!). Wiederholtes z, za, zä, zi, zie, zo, zu, zui oder zü fungiert als Lockruf: Katzen ruft man chumm, zi zi zi, Kälber und Fohlen u zie zie zie, Ziegen o za za za za, Schafe zä zä zä, und Schweine reagieren auf zu zu züüli. Verbreitet nennt man auch die Katze selbst kindersprachlich Zi, Ziz oder Zizi. Ostschweizerisches Zioo ist wiederum ein Schlittenruf. Und im «Postheiri», einer Art «Nebenspalter» des 19. Jahrhunderts, bezeichnete man um 1850 die Appenzeller scherzhaft als Zuaven ? eigentlich der Name eines Berberstammes, im 19. Jahrhundert aber ein gängiger Begriff für in Nordafrika rekrutierte und orientalisch uniformierte Söldner.
Der grösste Teil des Heftes ist dem so unscheinbar wirkenden, aber eine ungeheure Vielfalt von Anwendungen aufweisenden Wörtchen z(e) beziehungsweise zue gewidmet. In der Standardsprache in der Lautung «zu» zusammengefallen, war ze ursprünglich die Präposition, zue hingegen das Adverb, eine Trennung, welche die schweizerdeutschen Mundarten des Mittellandes teilweise, manche alpine Mundarten sogar vollständig bewahrt haben. Das Wort kann als Adverb, als Präposition, als Adjektiv und als bedeutungsentleerte Partikel fungieren; es drückt lokale (wo? wohin?), temporale (wann?), modale (wie?), finale (wofür?), konsekutive (wozu?) und sonstige Relationen aus. Als lokale Präposition gebraucht, können die Sprecher wegen ihrer jeweiligen Verwendung von z(e) aneinander vorbeireden: Die Walliser und Walser verstehen unter z Fryburg «nach Freiburg», die Mittelländer aber «in Freiburg». Auch das temporale z(e) bezeichnet Verschiedenes: Für die Nordschweizer bedeuten etwa z Aabig oder z Nacht «am Abend, in der Nacht», für die Bündner Walser aber meint z Jaar «im folgenden Jahr».
Den Abschluss des Heftes machen Wörter mit der Lautstruktur z plus Vokal plus b, also beispielsweise zable «zappeln» und das frankoprovenzalische Lehnwort zybe «auf dem Eis gleiten».

About the author

Hans-Peter Schifferle, geb. 1954, Dr. phil., Chefredaktor. Studium der Germanistik, italienischen Literatur und Volkskunde an der Universität Zürich. Andreas Burri, geb. 1956. Dr. phil., Studium der Dialektologie und Volkskunde der deutschen Schweiz, der deutschen Sprache und Schweizergeschichte an der Universität Bern. Christoph Landolt, geb. 1966, Dr. phil., Studium der Vergleichenden germanischen Sprachwissenschaft, der Nordischen Philologie und der Allgemeinen Geschichte an der Universität Zürich. Hans Bickel, geb. 1957, Prof. Dr. phil., Studium der Germanistik, Ethnologie und Volkskunde an der Universität Basel und an der Purdue University in West Lafayette/Indiana (USA). Martin H. Graf, geb. 1975, Dr. phil., Studium der Germanistik, Allgemeinen Geschichte und Mittellateinischen Philologie an der Universität Zürich. Claudia Schmid, geb. 1985, MA., Studium der Vergleichenden germanischen Sprachwissenschaft, Allgemeinen Geschichte und Geschichte des Mittelalters an der Universität Zürich.    

Summary

Das Schweizerdeutsche Wörterbuch

Heft 223 enthält Wörter mit den Lautstrukturen zab bis zub, zach(t) bis zuch(t). Im ersten Teil des Hefts finden sich die beiden markanten Wortsippen ʻZuube’ (f.) ʻRinne, (Wasser-)Strahl’, ein ausschliesslich alemannisches, vermutlich aus dem Lateinischen stammendes Lehnwort, das in vielen Orts- und Flurnamen aufscheint, und ʻZuber’ (m.) für Gefässe in grosser Formenvielfalt und aus verschiedenem Material; die unterschiedlichsten Verwendungszwecke vom Wassergefäss über das Brüh- und Melkgefäss bis zum Fäkalienbehälter und dem Pflanzenkübel lassen sich dokumentieren, und besonders viele Spuren hat das Wort im Bereich des Weinbaus hinterlassen, was sich auch in zahlreichen entsprechenden Zusammensetzungen wie Oomzuber, Vorlaufzuber, Trätt- und Wiizuber spiegelt.

Neben dem Personennamen Zacharias, der in vielen mundartlichen Varianten wie Zacharis, Sachreis, Zachis, Zächi, Chris, Risel, Zīsi, Zächeli belegt ist, wird auch das interessante Wort ʻZäch’ ʻZecke’ behandelt, das bereits im Althochdeutschen die Varianten ʻzëhho, zëcko’ besitzt, die sich bis heute als Zäch(e), Zäck(e), Zägg(e) fortsetzen. Die kleinen Tiere wurden immer als lästige Parasiten wahrgenommen, die auch die Haustiere geplagt haben. Es erstaunt daher nicht, dass das Wort auch zur negativen Charakterisierung von unangenehm aufsässigen oder anhänglichen Personen verwendet wird. Kulturhistorisch interessant ist das gleichlautende, aber mit vorigem nicht verwandte Wort ʻZäch’, neuhochdeutsch Zeche, mit der Bedeutung ʻTrinkgelage in einem Wirtshaus’. Die historischen Belege zeigen, wie immer wieder versucht wurde, ausgelassenes Feiern einzudämmen.

Das einfache Wort ʻZeiche’ hat ein sehr grosses Bedeutungsspektrum, das vom einfachen, relativ abstrakten ʻHinweiszeichen’, über das ʻTierkreiszeichen’, das ʻGlockengeläut’, den ʻGutschein’ zum ʻkleinen Heiligenbild’ reicht, darunter aber auch so sonderbare Bedeutungen wie ʻZeigefinger’ oder ʻblecherne Rangmarke in der Schule’ einschliesst. Unter den über 100 Komposita werden etwa Underzeiche ʻgrössere Rosenkranzperle’, Ōrzeiche ʻin die Ohren von Kleinvieh geschnittenes Eigentumszeichen’ oder Wëtterzeiche ʻRegenbogen’ behandelt. Viel Raum beansprucht das ausserordentlich schillernde Wort Wort- oder Warzeiche, das zunächst nur ʻMerkmal, Kennzeichen’ bedeutet, dann aber auch Bedeutungen angenommen hat wie ʻGutschein’, ʻPfand’, ʻLosungswort’, ʻErinnerungsdokument im Taufzettelbrauch’.

Den Abschluss der grossen Wortsippe von Zeiche bildet einerseits das bemerkenswerte Walserverb zeiche ʻzeigen’, das nicht als Variante von zeige aufgefasst wird, sondern als von Zeiche ausgehende Wortbildung, und anderseits das überall vorhandene Verb zeichne mit seinen vielen Zusammensetzungen und Ableitungen wie uuszeichne, Uuszeichnig sowie Zeichnig und Veezeichnig. Mit dem alten Lehnwort Zieche (f.) (zu griechisch-lateinisch theca) folgt ein Wort und eine Wortgruppe mit der Bedeutung ʻÜberzug über eine Bettdecke, ein Kissen’, welche noch im 19. Jahrhundert in der ganzen deutschen Schweiz verbreitet waren und heute nur noch im Wallis wirklich lebendig sind (etwa in der Zusammensetzung Chisch-Ziecha «Kissenanzug»).

Das vielgestaltige Verb zööche, zööchne, zööchte, zöiche, zööke, zöökle, zöike, zöikle ʻlocken, verführen’ kann trotz seines mundartlichen Formenreichtums auf eine gemeinsame althochdeutsche Form zōhen zurückgeführt werden.

Product details

Assisted by Schwabe Verlag (Editor)
Publisher schwabe
 
Languages German
Product format Hardback
Released 31.10.2016
 
EAN 9783796534522
ISBN 978-3-7965-3452-2
Dimensions 277 mm x 214 mm x 7 mm
Weight 146 g
Illustrations Spalten 129 – 256
Series Schweizerisches Idiotikon
Schweizerisches Idiotikon / Wörterbuch der Schweizerdeutschen Sprache
Schweizerisches Idiotikon / Wörterbuch der Schweizerdeutschen Sprache
Schweizerisches Idiotikon (Fasc.)
Subjects Humanities, art, music > Linguistics and literary studies

Sprachwissenschaft, Linguistik, Schweiz, Lexikon, Sprachwissenschaft, Dialekt, Sprache, allgemein und Nachschlagewerke

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