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Jeder scheint Eichendorff zu kennen, seine Verse "Es war, als hätt' der Himmel / Die Erde still geküßt", "Schläft ein Lied in allen Dingen", seine Erzählungen von geselligen Wanderungen, Ausritten oder Fahrten mit Reisewagen, die durch stille Tore ins Freie hinausrasseln und über denen die Sonne eben prächtig aufgegangen war. Nur wenigen aber ist deutlich, wer dieser Autor wirklich war, wie er seine Dichtung gebrauchte, um sich und seinen Zeitgenossen Vergeblichkeit und Hoffnung des Handelns und der Phantasie mittels poetischer Formeln und Chiffren in einer Zeit des Umbruchs und der Restauration vor Augen zu führen. Eichendorff war keineswegs jener weltfremde Träumer, zu dem man ihn machen wollte, vielmehr ein ideenreicher preußischer Beamter, ein standpunktfester Publizist in den Weltanschauungskämpfen seiner Zeit, ein witziger Satiriker des frühkapitalistischen Literaturbetriebs; präsent geblieben aber - bei allen Verharmlosungen und Verdächtigungen - ist er, wie in seinen Gedichten, so auch in seinen Romanen und Novellen, mit dem unverwechselbaren Ton, mit den ungemein suggestiven Eigenheiten seiner Kunst. Sie hat nicht nur überlebt, sondern sie blieb lebendig und in ihrer ganzen Bescheidenheit und charmanten Zurückhaltung stets wirksam, rätselhaft und provokativ.
List of contents
Die Zauberei im Herbste Märchen Ahnung und Gegenwart Das Marmorbild Das Wiedersehen Aus dem Leben eines Taugenichts/ Der neue Troubadour Kommentar von Wolfgang Frühwald und Brigitte Schillbach
About the author
Wolfgang Frühwald, geboren 1935, ist Professor emeritus für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der LMU München. Von 1999 bis 2007 war er als erster Geisteswissenschaftler Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung.
Joseph Freiherr von Eichendorff, geboren 1788, lernte während seines Jura-Studiums in Halle, Heidelberg, Berlin und Wien die führenden Vertreter der Romantik kennen. Nach dem Examen geht Eichendorff in den Verwaltungsdienst und sucht seiner Langeweile durch Flucht in die Poesie zu entkommen. Mit der Novelle 'Aus dem Leben eines Taugenichts' und durch seine Lyrik wurde Eichendorff einer der bekanntesten deutsche Romantiker.