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Bisher sind die Auswirkungen von Delta-9 Tetrahydrocannabinol (? 9 -THC) auf kognitive Verarbeitungsprozesse sowie Aspekte der globalen Verhaltenssteuerung überwiegend im Sinne einer vorübergehenden Intoxikation mit raschem Beginn und einem Rückgang auf Normalniveau innerhalb weniger Stunden oder Tage angesehen worden. Neuere Studien stellen diese Annahme jedoch in Frage.
Neben zahlreichen methodischen Problemen haben auch immer wieder ideologisch geprägte Auseinandersetzungen oder Vorannahmen wissenschaftliche Untersuchungen zu den Langzeitfolgen des chronischen Cannabis-Konsums erschwert. So wurden zwar die entsprechenden Auswirkungen auf unterschiedliche kognitive Leistungsbereiche untersucht (z.B. Aufmerksamkeit, Konzentration, Lernen und Gedächtnis), doch fehlten in der Regel theoriebezogene neurokognitive Modellannahmen mit einem klaren Hypothesenbezug. Weiterhin gelangten kognitive Prüfverfahren mit zweifelhafter funktioneller Spezifität zum Einsatz. Nicht selten wurden auch nur Fragebögen eingesetzt, ohne dass es zu einer spezifischen Prüfung kognitiver Leistungsbereiche kam. Gelegentlich bestanden die untersuchten Kollektive überwiegend aus Probanden mit einem unterschiedlich ausgeprägten Cannabis- Konsum sowie einem zusätzlichen Missbrauch anderer Drogen. Unter diesen Gesichtspunkten sind die meisten bisher vorliegenden Forschungsergebnisse kaum miteinander vergleichbar. So ist derzeit die Frage immer noch ungeklärt, ob die potenziell überdauernden kognitiven Dysfunktionen als Effekte einer noch im Hirngewebe befindliche Restdroge ("residue of drug in the brain") oder als morphologische und/oder funktionelle Cannabis-induzierte Hirnveränderung ("cannabinoid-mediated brain alterations effects") anzusehen sind.