Read more
Irmgard Keun (1905-1982) ist längst keine vergessene Autorin mehr. Ihre literarischen Texte zwischen Avantgarde und Popularkultur zeichnen sich nicht nur durch stilistisch kunstvoll vermittelte Komik und genaue Beobachtungsgabe aus, sie sind nicht bloß satirisch oder zuweilen auch ernsthaft und im melodramatischen Gestus melancholisch. Sie erfassen vor allem plastisch Mentalitäten und Verhaltensweisen und sind damit von eigenwilliger zeitdiagnostischer Prägnanz. Der Band bietet Deutungen und Dokumente zum Werk der Weimarer Republik, zum Exilwerk und zum Werk der Nachkriegszeit dieser bedeutenden Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts. Er versammelt Beiträge zu allen Romanen, Interpretationen des erzählerischen Werks vom Romandebut Gilgi - eine von uns bis zur Nachkriegssatire Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen. Und er dokumentiert neben einem frühen Feuilletonessay der Autorin ausführlich die Erstrezeption in Deutschland bis 1933 und exemplarisch die Exilrezeption, er bietet Editionen von bisher unbekanntem oder nicht zuverlässig greifbarem Briefmaterial (Korrespondenzen mit Kurt Tucholsky, Hermann Kesten und Heinrich Mann) und eine Auswahlbibliographie.
List of contents
Stefanie Arend (Erlangen) / Ariane Martin (Mainz): VorwortI. Das Werk der Weimarer RepublikUrte Helduser (Marburg): Sachlich, seicht, sentimental. Gefühlsdiskurs und Populärkultur in Irmgard Keuns Romanen Gilgi, eine von uns und Das kunstseidene MädchenDirk Niefanger (Erlangen): Gilgi und Ginster. Irmgard Keuns Roman mit Kracauer gelesenAnne Fleig (Hannover): Das Tagebuch als Glanz: Sehen und Schreiben in Irmgard Keuns Roman Das kunstseidene MädchenDokumentation der Erstrezeption in Deutschland (1931-1933):Das Romandebüt: Gilgi, eine von uns Der zweite Roman: Das kunstseidene MädchenDie Diskussion im VorwärtsFilm, Roman und politische AuseinandersetzungenIrmgard Keun und Kurt Tucholsky - und Robert Neumann. Vier Briefe (1932) und ein Rückblick (1966/68)Frühe Feuilletons. Irmgard Keuns Essay System des Männerfangs (1932)II. Das ExilwerkStephanie Waldow (Erlangen): Kindlicher Sprachgestus als sprachreflexive Erzählform: Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften gelesen mit Walter BenjaminDoris Rosenstein (Köln): Bilder und Szenen aus dem 'Dritten Reich'. Zum Erzählkonzept des Romans Nach Mitternacht von Irmgard KeunBernhard Spies (Mainz): D-Zug dritter Klasse, oder: "[...] es ist das Recht des Unglücklichen, sich trösten zu lassen"Walter Delabar (Hannover): Überleben in der kleinsten Größe, Einüben ins Weltbürgertum. Zur Perpetuierung des Exils in Irmgard Keuns Roman Kind aller LänderDokumentation der Rezeption in den Zeitschriften Das Wort und Internationale Literatur (1937-1939)III. Das Werk der NachkriegszeitThorsten Unger (Göttingen): Erinnerungsarbeit. Irmgard Keuns Bilder und Gedichte aus der EmigrationGerhart Pickerodt (Marburg): Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen oder von der Schwierigkeit, einen Roman zu schreibenIrmgard Keun an Hermann Kesten. Zehn Briefe (1946-1975)Irmgard Keun an Heinrich Mann. Zwei Briefe (1947/48)Erstausgaben der Werke Irmgard KeunsAuswahlbibliographieNamenregister
About the author
Ariane Martin ist Professorin für Neuere deutsche Literaturgeschichte mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung an der Universität Mainz. Arbeitsschwerpunkte von der Literatur des Sturm und Drang bis zur klassischen Moderne. Mitherausgeberin des Lenz-Jahrbuch und des Heinrich Mann-Jahrbuch.