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Dachau war das einzige frühe Konzentrationslager, das bis zur Befreiung 1945 bestehenblieb. Dieses sogenannte Stammlager, das zahlreiche Außenlager im Umland der Stadt und in München unterhielt, wurde in seiner Struktur und in seinem Aufbau zum Vorbild für zahlreiche andere Konzentrationslager. In Dachau mußten die Häftlinge für die Flugzeugindustrie arbeiten und bei der Montage von Raketen, in Waffen- und Munitionsfabriken, bei der Verlegung der Produktion in unterirdische Fertigungsstätten, in der Landwirtschaft und in Forschungsinstituten Zwangsarbeit leisten. Zum Wesen nationalsozialistischer Herrschaft gehörte das System des Terrors, das in der Regie der SS ganz Europa mit einem Netz von Konzentrationslagern überzog. Insgesamt existierten 24 Hauptlager mit ungefähr 1000 Außenlagern, in denen Menschen als Regimegegner, als religiöse und kulturelle Minderheit, als "Asoziale", als Widerstandskämpfer, als "rassisch" Unerwünschte verfolgt, gequält, als Arbeitssklaven ausgebeutet und vernichtet wurden. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden im gesamten Deutschen Reich Konzentrationslager eingerichtet. Obwohl die meisten der etwa 100 frühen Konzentrationslager nach wenigen Monaten aufgelöst wurden, stellten sie einen wesentlichen Schritt zur Stabilisierung des NS-Regimes dar. In den frühen nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden die tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegner des Regimes, vor allem Sozialdemokraten und Kommunisten, inhaftiert und waren der Willkür von SA, SS, Polizei und Hilfspolizei ausgesetzt. Im Sommer 1933 waren mehr als 26 000 Menschen inhaftiert. In den Lagern im Emsland waren die Bedingungen besonders hart. Berühmt und berüchtigt wurden sie durch das Lied "Wir sind die Moorsoldaten".
About the author
Angelika Königseder, geboren 1966, studierte Politikwissenschaften und Geschichte in München; 1996 Promotion mit dem Thema "Jüdische DPs in Berlin 1945-1948"; seitdem wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin. Veröffentlichungen zur jüdischen Nachkriegsgeschichte und zum Nationalsozialismus.
Wolfgang Benz, geboren 1941, ist Mitgründer und Mitherausgeber der Dachauer Hefte und war von 1969 bis 1990 Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte in München. Er ist Prof. em. der Technischen Universität Berlin; Wolfgang Benz leitete bis März 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. 1992 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis.
Summary
Dachau war das einzige frühe Konzentrationslager, das bis zur Befreiung 1945 bestehenblieb. Dieses sogenannte Stammlager, das zahlreiche Außenlager im Umland der Stadt und in München unterhielt, wurde in seiner Struktur und in seinem Aufbau zum Vorbild für zahlreiche andere Konzentrationslager. In Dachau mußten die Häftlinge für die Flugzeugindustrie arbeiten und bei der Montage von Raketen, in Waffen- und Munitionsfabriken, bei der Verlegung der Produktion in unterirdische Fertigungsstätten, in der Landwirtschaft und in Forschungsinstituten Zwangsarbeit leisten. Zum Wesen nationalsozialistischer Herrschaft gehörte das System des Terrors, das in der Regie der SS ganz Europa mit einem Netz von Konzentrationslagern überzog. Insgesamt existierten 24 Hauptlager mit ungefähr 1000 Außenlagern, in denen Menschen als Regimegegner, als religiöse und kulturelle Minderheit, als "Asoziale", als Widerstandskämpfer, als "rassisch" Unerwünschte verfolgt, gequält, als Arbeitssklaven ausgebeutet und vernichtet wurden. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden im gesamten Deutschen Reich Konzentrationslager eingerichtet. Obwohl die meisten der etwa 100 frühen Konzentrationslager nach wenigen Monaten aufgelöst wurden, stellten sie einen wesentlichen Schritt zur Stabilisierung des NS-Regimes dar. In den frühen nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden die tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegner des Regimes, vor allem Sozialdemokraten und Kommunisten, inhaftiert und waren der Willkür von SA, SS, Polizei und Hilfspolizei ausgesetzt. Im Sommer 1933 waren mehr als 26 000 Menschen inhaftiert. In den Lagern im Emsland waren die Bedingungen besonders hart. Berühmt und berüchtigt wurden sie durch das Lied "Wir sind die Moorsoldaten".