Read more
Zu kaum einer Zeit seit der Antike wurde dem Körper des Kindes und Jugendlichen innerhalb erzieherischer Prozesse derartige Aufmerksamkeit zuteil wie in der Erziehung des Nationalsozialismus. Die vorliegende Arbeit rekurriert theoretisch auf diskursanalytische und konstruktivistische Paradigmenwechsel um die unterschiedlichen Formen der Inkorporation von Machtkonstellationen, Körper- und Genderformationen neu zu interpretieren und verwendet mit dem Medium der Fotografie dabei eine Quellenart, die in der historischen Bildungsforschung bisher nur ansatzweise und für die Rekonstruktion der nationalsozialistischen Erziehungspraxis noch kaum genutzt wurde. Neben der Darstellung von Idealtypen und Geschlechterstereotypien, militärischer und völkischer Posen, die den gängigen Klischees weitgehend entsprechen, finden sich dabei auch Sichtweisen auf den Körper, die äußerst widersprüchliche Körpervorstellungen repräsentieren und die die weit verbreitete These einer durchgängigen Gleichschaltung der Erziehung zumindest relativieren.
About the author
Adrian Schmidtke, Jahrgang 1972, Dr. disc. pol., studierte Sozialwissenschaften und ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen tätig. Er lehrt und forscht in den Bereichen der Historischen Bil-dungs- und Erziehungsforschung, qualitativer Forschungsmethoden, der Theorie der Erziehung, Bildung und Sozialisation und der Geschlechterforschung.
Report
Der Versuch, die Ideologie nationalsozialistischer Erziehung, aber auch manche Widerstandsmotive durch die sorgfältige Analyse von Fotografien aus jener Zeit aufzuklären und facettenreich nachvollziehbar zu machen, könnte nicht zuletzt für die schulische Auseinandersetzung mit diesem Thema aufklärend und anregend sein. - Aus: Die Deutsche Schule, 3. 2007.