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Gestützt auf wissenschaftlich erstmals ausgewertete archivalische Quellen, unternimmt es diese kulturgeschichtliche Studie, die Freimaurerei anhand eines zentralen Ereignisses im Zusammenhang ihrer Zeit darzustellen. Ausgangspunkt sind jene sechs Jahre 1796-1802, in denen Ignaz Aurelius Feßler die Rituale und Verfassung der Berliner Großloge Royal York reformierte und dieser im preußischen Staat und in der deutschen Freimaurerei eine geachtete Stellung verschaffte. Feßler (1756-1839), ein ehemaliger Mönch, Verfasser historischer Romane, Kantianer, proteushaft mit den geistigen Strömungen der Zeit sich wandelnd, hat bei seiner Logenreform in besonderem Maße philosophische, theologische und staatsrechtliche Ideen jener Zeit aufgenommen. Die Darstellung analysiert diese Vorgänge in ihren Verflechtungen und Zusammenhängen und widmet sich dabei besonders dem Innenleben der Freimaurerei, dem Bereich der Rituale, der Feste und Geselligkeit, der Logenämter und Grade. Weitere Schwerpunkte sind: die zeitgenössischen Konzeptionen von Freimaurerei und der Diskurs über das Verhältnis der Logen zum Staat; Konsum und Freizeit in Berlin um 1800 und das Alltagsleben in der Loge; die Wechselwirkungen zwischen der Theologie des ausgehenden 18. Jahrhunderts und den geheimen Gesellschaften der Zeit. In der Verschränkung von narrativen und analytischen Teilen, mit sechsunddreißig, zumeist erstmals veröffentlichten Abbildungen entsteht aus einer ungewöhnlichen Perspektive ein anschauliches und lebendiges Panorama jener Umbruchzeit.