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"Ganze Züge voller Frauen gingen an die Front", erinnert sich eine ehemalige Rotarmistin im Gespräch mit Swetlana Alexijewitsch. "Es waren nicht mehr genug Männer da. Sie waren gefallen. Lagen unter der Erde oder waren in Gefangenschaft." Die Frauen waren "bereit, für die Heimat zu sterben. So waren wir erzogen." Sie waren nicht nur Ärztinnen und Krankenschwestern, sondern auch Fliegerinnen, weibliche Scharfschützen und Panzersoldaten. Und sie waren jung: "Ich war noch so klein, als ich an die Front ging", erzählt eine ehemalige Scharfschützin, "dass ich im Krieg noch gewachsen bin." Und sie waren für ihr Leben traumatisiert. Sie erzählen der Autorin vom Tod und vom Töten, von Blut, Dreck und Läusen, von Kriegsverbrechen, von Verwundungen, Schmerzen, Hunger und miserabler Ausrüstung - und wie man sie vergessen hat, als es nach dem Krieg darum ging, die "Helden" zu feiern.Das erschütternde Dokument einer ausgeblendeten Seite des Zweiten Weltkriegs: Rund eine Million Frauen haben in der Roten Armee gekämpft. Swetlana Alexijewitsch lässt sie zu Wort kommen.
List of contents
Der Mensch ist größer als der Krieg
Was die Zensur gestrichen hatte
Was ich selbst gestrichen hatte
»Ich will mich nicht erinnern ...«
»Wachst noch ein bisschen, Mädels.
Ihr seid noch grün.«
Von Schwüren und Gebeten
Über den Geruch der Angst und einen Koffer voll Konfekt
Vom Alltag und vom Sein
»Nur ich allein bin zur Mutter zurückgekehrt ...«
»In unserer Familie leben zwei Kriege ...«
»Ein Telefonhörer kann nicht schießen«
»Wir bekamen nur kleine Medaillen«
Von Puppen und Gewehren
Vom Tod und vom Staunen über den Tod
Von Pferden und Vögeln
»Das war nicht ich ...«
»An diese Augen erinnere ich mich noch heute ...«
»Wir haben nicht geschossen ...«
Von Schuhen und einem verdammten Holzbein
Von K-Seife und Arrest
Von verschmorten Kugellagern und russischen Flüchen
»Gebraucht wurden Soldaten ... Aber wir
wollten auch noch schön sein ...«
Von Männerstiefeln und Damenhüten
Von Mädchendiskant und Matrosenaberglauben
Von der Sprachlosigkeit des Lebens
und der Schönheit der Fantasie
»Junge Damen! Ein Zugführer bei den Pionieren
überlebt nur zwei Monate ...«
»Ihn nur einmal sehen ...«
Von einem Teufelsweib und Mairosen
Von der sonderbaren Stille vor dem Himmel
und einem verlorenen Ring
Von der Einsamkeit der Kugel und des Menschen
»Von winzigen Kartoffeln ...«
Von einem Korb mit einer Mine und
einem Plüschtier und Ikonentüchern
Von Mamas und Papas
Vom kleinen Leben und von der großen Idee
»Mama, was ist ein Papa?«
Vom Baden eines Kindes und von einer Mama,
die aussieht wie ein Papa
Von Rotkäppchen und von der Freude,
im Krieg eine Katze zu treffen
Darüber, warum geschwiegen wird,
wenn man schon reden kann
»Und sie legt die Hand dorthin, wo das Herz ist ...«
Darüber, wie widerwärtig es ist,
in den letzten Tagen des Krieges zu töten
»Auf einmal wollte ich schrecklich gern leben ...«
About the author
Swetlana Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine geboren, ist eine der wichtigsten Zeitzeugen der postsowjetischen Gesellschaft. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Kurt-Tucholsky-Preis" des schwedischen PEN, mit dem "Triumph-Preis für Kunst und Literatur Russlands" und mit dem "Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung". 2013 erhielt Swetlana Alexijewitsch den "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" und 2015 den "Nobelpreis für Literatur".
Ganna-Maria Braungardt,
geboren 1956 in Crimmitschau, Studium in Woronesh, übersetzt seit 1991 aus dem Russischen, u. a. Werke von Ljudmila Ulitzkaja, Boris Akunin und Polina Daschkowa.
Summary
„Ganze Züge voller Frauen gingen an die Front“, erinnert sich eine ehemalige Rotarmistin im Gespräch mit Swetlana Alexijewitsch. „Es waren nicht mehr genug Männer da. Sie waren gefallen. Lagen unter der Erde oder waren in Gefangenschaft.“ Die Frauen waren „bereit, für die Heimat zu sterben. So waren wir erzogen.“ Sie waren nicht nur Ärztinnen und Krankenschwestern, sondern auch Fliegerinnen, weibliche Scharfschützen und Panzersoldaten. Und sie waren jung: „Ich war noch so klein, als ich an die Front ging“, erzählt eine ehemalige Scharfschützin, „dass ich im Krieg noch gewachsen bin.“ Und sie waren für ihr Leben traumatisiert. Sie erzählen der Autorin vom Tod und vom Töten, von Blut, Dreck und Läusen, von Kriegsverbrechen, von Verwundungen, Schmerzen, Hunger und miserabler Ausrüstung – und wie man sie vergessen hat, als es nach dem Krieg darum ging, die „Helden“ zu feiern.
Das erschütternde Dokument einer ausgeblendeten Seite des Zweiten Weltkriegs: Rund eine Million Frauen haben in der Roten Armee gekämpft. Swetlana Alexijewitsch lässt sie zu Wort kommen.
Additional text
»Dieses Buch ist das erste der im letzten Jahr mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichneten russischen Schriftstellerin, und schon hier beweist sie, dass man ihr den Preis – über vierzig Jahre später – zu Recht verliehen hat.«
Report
»Dieses Buch ist das erste der im letzten Jahr mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichneten russischen Schriftstellerin, und schon hier beweist sie, dass man ihr den Preis - über vierzig Jahre später - zu Recht verliehen hat.« Frank Raudszus egotrip.de 20160114