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Das norwegische Trio In The Country um seinen Mastermind Morten Qvenild am Piano ist die so noch nicht gehörte Versöhnung zwischen Tradition und Experiment, zwischen Individualität und allgemeiner Hörerfahrung, zwischen Jazz und Pop. Manches davon klingt nordisch, manches überhaupt nicht. Es geht nur darum, gute Musik zu machen. Klischees sind fehl am Platz. Wenn Qvenild den Flügel klanglich verfremdet und erweitert, wenn er einmal improvisierend in wilde Läufeabzweigt, wenn flirrende Ergänzungen aus der digitalen Welt dazukommen, wenn das zumeist sehr ruhige Tempo sich unwillkürlich beschleunigt, so geht es ihm doch nie um die Extreme. Alles bleibt natürlich, von einem ruhigen Puls geerdet und trotz aller Komplexität wohlklingend. Qvenild ist ein Meister der Reduktion, der in lang gezogenen dynamischen, rhythmischenund improvisatorischen Steigerungen wie wenige den Kerneiner Melodie herausschälen kann und ihn dann in etwas Neuesverwandelt.So ist Sunset Sunrise ein doppeltes Meisterwerk der Klangästhetik: Ausdruck des individuellen Stilwillens von Qvenild und seinen Mitstreitern Arntzen und Hausken an Bass und Schlagzeug, aber auch ein Paradebeispiel für den elegischen,mal ins Verklingen, mal ins Hymnische mündenden nordischen Sound, wie er ganz zu Recht seinen Siegeszug um die Weltangetreten hat. Was man auch In The Country wünschen möchte.